Das Magazin NR. 5/2023
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Ohne Bratsche<br />
undenkbar<br />
Tabea Zimmermann genießt die Gemeinsamkeiten<br />
mit dem Ensemble Resonanz<br />
Und diesen Widerspruch erwarte sie auch von ihren Schülern. »Nicht<br />
alles, was einem der Lehrer sagt, bewirkt, dass man ein guter Künstler<br />
wird. Aufstrich, Abstrich, dritter Finger – das ist noch lange nicht Musik!<br />
Und das ist schon gar keine Kunst, sondern bezeichnet schlicht das<br />
Handwerk. Den Schritt zum Künstler kann man eigentlich nur damit<br />
tun, dass man sich selbst auch als Künstler begreift und seine eigene<br />
Sicht vertritt. Nein zu sagen mag schwer sein, ist aber langfristig der<br />
bessere Weg.«<br />
20 Jahre lang unterrichtete die in Lahr geborene Bratschistin an der<br />
Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin, im Frühjahr <strong>2023</strong> kehrte<br />
sie nach Frankfurt an die Hochschule für Musik und Darstellende<br />
Kunst zurück. Die reine Solistenausbildung, wie sie in Berlin gepflegt<br />
werde, halte sie für nicht mehr zeitgemäß, sagt sie. Die Bratsche sei ein<br />
Kammermusikinstrument, ihr Herz schlage für diese innige Form des<br />
Musizierens. »In der Musik gibt es etwas Erfahrbares für Mitspieler wie<br />
auch für Hörer. Es macht diesbezüglich für mich keinen Unterschied,<br />
ob ich auf der Bühne stehe oder im Konzert als Besucherin teilnehme.<br />
Im Konzert erlebt man Gemeinsamkeit. <strong>Das</strong> kann ein großes Geschenk<br />
sein für alle, die im Raum sind.«<br />
<strong>Das</strong> konnte sie bereits als Kind erleben. In ihrer Familie musizierten alle<br />
zusammen. Sie war das vierte Kind – und damit waren die naheliegenden<br />
Instrumente bereits vergeben. »Sonst hätte ich wahrscheinlich Klavier<br />
oder Geige gespielt«, erinnert sie sich. »Danach das Cello. Tja, und<br />
dann blieb für mich eben nichts mehr übrig, als die alle weg waren.<br />
Die Bratsche ist sozusagen das Viertinstrument.« Aber als solches sei es<br />
enorm wichtig, denn es stelle das verbindende Element in der Kammermusik<br />
dar. Mit drei Jahren habe ich angefangen zu spielen. Eine Tabea<br />
ohne Bratsche kann ich mir nicht denken.«<br />
Und eine bessere Zusammenarbeit als mit dem Ensemble Resonanz<br />
kann sie sich auch nicht denken. Seit 2009 tritt Tabea Zimmermann<br />
mit dem in Hamburg beheimateten Streicherensemble, das gleichermaßen<br />
im zeitgenössischen wie klassischen Repertoire zu Hause ist,<br />
immer wieder auf. In den Jahren 2013 bis 2015 hatten sie eine gemeinsame<br />
Residency. »Wir haben komplexe Aufgaben gemeistert, Vertrauen<br />
aufgebaut, vielseitige Programme zusammen entwickelt, über die<br />
Uraufführung an Enno Poppes Violakonzert ›Filz‹ auch viel ausprobiert,<br />
Neues entstehen lassen.« Durch die gemeinsame Arbeit und als<br />
Projektleiterin sei ihr erst bewusst geworden, dass sie selbst Führungs-