Das Magazin NR. 5/2023

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Unterschätzte Sub-Gattung Fabian Müller und Pierre-Laurent Aimard als Klavier-Duo Der besondere Zauber des Klavierduos reicht zurück in eine Zeit, als das Medium Schallplatte noch nicht geboren war, als man größer besetzte Werke nicht beliebig oft und schnell medial reproduzieren konnte, sondern sie sich noch selbst am Instrument erschließen musste, und als der Weg in den nächsten Konzertsaal oder ins Opernhaus mühsamer war als heute. Klavierspielen zu vier Händen entwickelte sich spätestens mit Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer beliebten Form häuslichen Musizierens, als das Klavier erfolgreich Einzug in die privaten Wohnzimmer hielt. Eine Fülle von Originalwerken, mehr aber noch unterschiedlichste Bearbeitungen – Auszüge, Transkriptionen, Paraphrasen – führten zu einem Boom des Klavierduo-Spiels. Denn so konnte man sich groß besetzte Werke am häuslichen Instrument erschließen: Sinfonien, Solo- Konzerte, Oratorien, Opern. Selbst namhafte Komponisten haben viele ihrer Werke in Fassungen für Klavierduo hinterlassen. Ob Robert Schumann, Antonín Dvořák oder vor allem Johannes Brahms. Dessen späteres Klavier-Quintett entstand zunächst in einer Version für zwei Klaviere: »Das Werk ist so wundervoll großartig, durchweg interessant in seinen geistvollen Kombinationen, meisterhaft in jeder Hinsicht«, schwärmte einst Clara Schumann. Fabian Müller kuratiert die Konzerte am 26.12. der nächsten Jahre. 88 Tasten, zehn Finger. Das sind die üblichen Voraussetzungen bei Pianisten. Doch es gibt noch andere Zahlenkombinationen: 88-20 oder 176-20. Wenn nämlich zwei Pianisten an einer oder zwei Tastaturen sitzen. Doch leider sind Klavierduos eine heute leider viel zu selten anzutreffende Spezialgattung. Klar, es gibt bekannte Geschwisterpaare, die Labèque-Schwestern etwa, die dem Duospiel besonderen Glanz verleihen. Oder privat liierte Paare wie beim Duo Tal-Groethuysen, die unermüdlich in den Tiefen des Repertoires schürfen. Besondere Aufmerksamkeit wächst immer dann, wenn sich zwei namhafte Solisten zum Duo zusammenschließen, bis vor einigen Jahren etwa Nelson Freire und Martha Argerich oder zuletzt Evgeny Kissin und András Schiff. Doch neu geschmiedete Allianzen sind mitunter ebenso schillernd wie riskant. Denn nicht immer brillieren zwei erfolgreiche Solo-Pianisten auch innerhalb eines Duos. Die Klavierfassungen zu vier Händen boten Brahms mehrere Vorteile: zum einen bewegte er sich am Klavier auf einem ihm vertrauten Terrain – das garantierte ihm handwerkliche Sicherheit; dann konnte er – dank der vierzeiligen Schreibweise – alle Stimmen notieren, die er später dann einzelnen Orchesterstimmen zuordnen konnte; schließlich boten ihm die Klavier-Fassungen Gelegenheit zu einer Art halb-öffentlicher »Generalprobe«, bevor er die Partitur einem Orchester zur Aufführung übergeben hat. In den Klavier-Duo-Fassungen geht Brahms über den reinen Status einer Bearbeitung hinaus. Er beweist darin seinen eigenen Kunstanspruch. Fabian Müller und Pierre-Laurent Aimard werden die dem Klavierquintett vorausgegangene »Sonate« op. 34 für zwei Klaviere am zweiten Weihnachtstag präsentieren. Es verspricht ein pianistischer Glücksfall zu werden, wenn diese Beiden sich als Duo zusammenschließen. Schließlich man kennt sich schon lange: Mit 15 wechselte Müller aus dem nahen Bonn nach Köln, um an der dortigen Musikhochschule Unterricht zu nehmen – eben bei Pierre-Laurent Aimard. Doch aus der einstigen Lehrer-Schüler-Beziehung ist inzwischen ein Musizieren auf Augenhöhe geworden. Dieser weihnachtliche Duo-Auftritt bedeutet gleichzeitig für einen neuen Anfang im Rahmen der Kölner-Philharmonie-Konzerte. Drei Jahre lang wird Fabian Müller die erfolgreichen Festkonzerte jeweils am 2. Weihnachtstag kuratieren und dazu Freunde und Kolleginnen für spannende Programme einladen. Christoph Vratz 8 Das Magazin
Konzerttermin Dienstag 26.12.2023, 20:00 (2. Weihnachtstag) Fabian Müller Klavier Pierre-Laurent Aimard Klavier Franz Schubert Allegro a-Moll op. 144 D 947 für Klavier zu vier Händen »Lebensstürme« Andantino varié h-Moll op. 84 Nr. 1 D 823 für Klavier zu vier Händen György Kurtág Játékok (Spiele): eine Auswahl Johannes Brahms Sonate für zwei Klaviere f-Moll op. 34b Pierre-Laurent Aimard Das Magazin 9
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