Das Magazin NR. 5/2023

Brüder im Geiste
Das französische Quatuor Modigliani wird 20
»Vier Freunde sollt ihr sein«, könnte man in Abwandlung des
bekannten Fußballspruchs sagen. Denn allein vier hervorragende
Spieler ihrer Instrumente ergeben noch lange kein Weltklasse-
Streichquartett. Als ein solches hat sich das in Paris beheimatete
Quatuor Modigliani aber zweifellos etabliert, und tatsächlich
waren die vier Gründungsmitglieder bereits beste Freunde, bevor
sie sich 2003, noch während ihres Studiums am Conservatoire,
zum festen Ensemble zusammentaten. Als Brüder im Geiste, die
einander blind verstehen, machten sie rasch Karriere: 2004 bis 2006
gewannen sie drei erste Preise bei internationalen Wettbewerben,
2011/12 gastierten sie als Teilnehmer des »Rising Star«-Programms
der großen europäischen Konzerthallen auch in Köln, und
inzwischen sind sie als echte Stars der Quartettszene auf allen
Kontinenten gefragt. Dass Amaury Coeytaux, Ex-Konzertmeister
des Orchestre Philharmonique de Radio France, im Jahr 2016
den ursprünglichen Primarius Philippe Bernhard ersetzte, tat dem
Erfolg keinen Abbruch. Gemeinsam übernahmen die vier 2020 die
künstlerische Leitung des renommierten Streichquartett-Festivals
und -Wettbewerbs in Bordeaux, gemeinsam unterrichten sie ab
Herbst 2023 auch die erste Streichquartettklasse an der École
normale de musique de Paris Alfred Cortot.
»Die vier Gründungsmitglieder
waren bereits beste Freunde,
bevor sie sich zum Ensemble
zusammentaten.«
Und natürlich geht das Quatuor Modigliani auch in der Saison
seines 20-jährigen Bühnenjubiläums mit einem spannenden
Programm auf Tour. Es beginnt nicht zufällig mit einem neuen
Stück, denn zeitgenössische Musik war dem Quartett von Beginn
an ein Herzensanliegen. Élise Bertrand, die gerade erst 23-jährige
Komponistin von »Lui e Loro«, ist selbst eine hervorragende
Geigerin, die sowohl als Solistin wie auch als Kammermusikerin
zahlreiche Preise gewann und ihr kompositorisches Handwerk
bei Nicolas Bacri in Paris erlernte. Kritiker haben den Stil ihrer
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