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asphalt 06/23

Die Fachzeitschrift asphalt vertritt als offizielles Organ des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) e.V. sowie des Deutschen Asphaltinstitutes (DAI) e.V. die Interessen der Asphalt produzierenden und verarbeitenden Industrie. Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen aus den Bereichen Wirtschaft und Politik mit Auswirkungen auf die Asphaltbranche sowie Entwicklungen und Tendenzen in der Verkehrspolitik, Neue Einbauverfahren, Neuerungen in der Maschinentechnik, Wiederverwendung, Lärmreduzierung, interessante Bauvorhaben, neue Regelwerke für die Asphaltbranche, aus dem Asphaltmischwerk, Neues aus dem Prüflabor und Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

Die Fachzeitschrift asphalt vertritt als offizielles Organ des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) e.V. sowie des Deutschen Asphaltinstitutes (DAI) e.V. die Interessen der Asphalt produzierenden und verarbeitenden Industrie. Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen aus den Bereichen Wirtschaft und Politik mit Auswirkungen auf die Asphaltbranche sowie Entwicklungen und Tendenzen in der Verkehrspolitik, Neue Einbauverfahren, Neuerungen in der Maschinentechnik, Wiederverwendung, Lärmreduzierung, interessante Bauvorhaben, neue Regelwerke für die Asphaltbranche, aus dem Asphaltmischwerk, Neues aus dem Prüflabor und Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

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32<br />

Nachhaltigkeit<br />

wird seit jeher alles, was möglich ist, aus eigenen<br />

Mitteln und Ressourcen realisiert. Um das<br />

zu ermöglichen, haben wir uns angeschaut,<br />

woraus Bitumen eigentlich besteht. Es ist ein<br />

System aus Komponenten wie Milch, die aus<br />

Fett und Wasser besteht. Im Bitumen sind diese<br />

Systembestandteile die Maltene und Asphaltene.<br />

Als wir an unserer Produktidee arbeiteten,<br />

hatte gerade eine sehr interessante wissenschaftliche<br />

Arbeit erwiesen, dass man konventionelles<br />

Bitumen im Labor in diese Bestandteile<br />

zerlegen und wieder zusammensetzen<br />

kann – ohne Qualitätsverluste. Das brachte uns<br />

auf den Gedanken, diese Bestandteile außerhalb<br />

der Mineralölindustrie zu suchen und da ­<br />

raus Bitumen herzustellen. Soweit die Theorie.<br />

Es hat einige Jahre gedauert, aber genau das<br />

haben wir gemacht und auch hinbekommen.<br />

Die Energie, die es braucht,<br />

um das Biobitumen zu mischen, ist<br />

im Prozess der Asphaltmischanlage<br />

mehr als ausreichend vorhanden.<br />

Was hat das mit dezentraler Herstellung zu<br />

tun? Und welche Vorteile ergeben sich daraus?<br />

Albrecht: Ganz einfach: Wir liefern die separaten<br />

Bestandteile unseres Biobitumens an die<br />

Asphaltmischanlage: ein Pulver mit den<br />

Asphalten-Bestandteilen und eine Flüssigkeit<br />

mit den Maltenen. Flüssig bei Raumtemperatur,<br />

das heißt übrigens: Das komplette Thema der<br />

Lagerung von Bitumen in beheizten Tanks fällt<br />

weg. Wir sprechen außerdem von einer Baukasten-Lösung,<br />

denn über das Mischungsverhältnis<br />

von Pulver und Flüssigkeit kann ich die<br />

Eigenschaften meines Bitumens selbst bestimmen:<br />

Über die Rezeptursteuerung können wir<br />

nach Bedarf die Penetration, also die Härte,<br />

einstellen oder den Erweichungspunkt Ring<br />

und Kugel zielgenau beeinflussen. Das heißt<br />

auch: Ich weiß zum ersten Mal exakt im Voraus,<br />

welche Eigenschaften mein Bitumen haben<br />

wird, weil ich sie selbst bestimme.<br />

Wieso entfällt denn dadurch die beheizte<br />

Lagerung vor Ort? Sobald das Biobitumen<br />

gemischt ist, verhält es sich doch, wenn ich<br />

Sie richtig verstanden habe, wie konventionelles<br />

Bitumen.<br />

Albrecht: Das war auch die Reaktion bei den<br />

ersten Mischwerken, mit denen wir ins<br />

Gespräch kamen: „Klasse, dann mische ich mir<br />

vor Ort das Bitumen, wie ich es brauche, und<br />

lagere es dann in meinen Tanks.“ Doch wofür<br />

ist eine Mischanlage gut, wenn nicht zum<br />

Mischen? Und die Energie – Scherenergie,<br />

Mischenergie und Wärmeenergie –, die es<br />

braucht, um das Biobitumen zu mischen, ist im<br />

Prozess der Asphaltmischanlage ohnehin mehr<br />

als ausreichend vorhanden. Es separat anzumischen<br />

und beheizt zu lagern, wäre Energieverschwendung.<br />

Wir geben also das Pulver auf das<br />

erwärmte Gestein, die Flüssigkeit kommt später<br />

im Mischprozess hinzu, und so mischen wir<br />

das Bitumen und den Asphalt in einem Prozess<br />

in situ.<br />

Liegt in dieser Nutzung vorhandener Energie<br />

der Grund für die von Ihnen genannte<br />

CO₂-Einsparung?<br />

Albrecht: Nur zum Teil. Lassen Sie mich erklären:<br />

Wie gesagt, lag unser Fokus darauf, ein<br />

maßgeschneidertes Bitumen zu bekommen,<br />

das sich vor Ort mischen lässt, um den Asphaltmischwerken<br />

mehr Unabhängigkeit zu ermöglichen.<br />

Dass es sich im Lauf der Entwicklung<br />

auch noch als grüne Lösung erwiesen hat, freut<br />

uns umso mehr, ist allerdings ein glücklicher<br />

Nebeneffekt. Der reicht allerdings so weit, dass<br />

die Verwendung unseres Biobitumens inzwischen<br />

offiziell eine CO₂-Removal-Technologie<br />

ist, also CO₂ bindet. Denn wir gewinnen den<br />

Malten-Bestandteil aus Cashew-Schalen-Extrakt,<br />

also einem biogenen Material. Dadurch<br />

haben wir einen so starken CO₂-bindenden<br />

Effekt, dass wir nach der Herstellung des Bindemittels<br />

im Mischprozess an der Asphaltmischanlage<br />

1561 kg CO₂ pro Tonne Biobitumen<br />

binden. Damit sind wir sogar in der Lage,<br />

Asphalt in Summe CO₂-negativ herzustellen –<br />

und zwar nicht nur an der Asphaltmischanlage,<br />

sondern einschließlich des Einbaus auf der<br />

Straße.<br />

Biobitumen wird nach dem Baukasten-Prinzip aus einem Asphalten-Pulver und einer biogenen Flüssigkeit<br />

gemischt, welche die Malten-Komponente beisteuert. (Quelle: ALBR3CHT SUPPLY CONCEPTS)<br />

Die Gretchenfrage im Asphaltstraßenbau<br />

ist natürlich die Frage nach der Qualität.<br />

Was haben Sie für Erfahrungswerte sammeln<br />

können?<br />

Albrecht: Ein Beispiel aus der Praxis ist eine<br />

Straße, die wir in Bremen mit unserem Produkt<br />

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