Zollernalb magazin 2-2023
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Zollernalb</strong> <strong>magazin</strong><br />
Produkte aus der Kellerei Holweger<br />
Holzfässer hingegen werden nur noch für<br />
den Eigenbedarf hergestellt. Ein 80 Liter<br />
Holzfass dauert in der Fertigung ungefähr<br />
acht Stunden. Zuvor muss das Holz<br />
allerdings noch zugesägt und gefräst<br />
werden. Die einzelnen Bretter werden in<br />
einen Eisenreifen eingepasst, die oberen<br />
Enden gleich ausgerichtet und weitere Eisenreifen<br />
aufgezogen, bevor in der Mitte<br />
des Fasses ein Holzfeuer entzündet werden<br />
kann. Dadurch wird das Holz erwärmt<br />
und so biegsam gemacht. Währenddessen<br />
muss das Fass laufend von außen<br />
nass gemacht werden. Abschließend kann<br />
dann Mithilfe des Fasszuges das Fass am<br />
unteren Ende zusammengezogen werden.<br />
Es versteht sich von selbst, dass so<br />
ein Holzfass seinen Preis hat. Auf Grund<br />
einer stark zurückgegangenen Nachfrage<br />
übt Dieter Holweger sein Handwerk schon<br />
seit 1985 nur noch im Nebenerwerb aus<br />
und musste sich hauptberuflich eine andere<br />
Arbeit suchen. Das Ehepaar Holweger<br />
betreibt nicht nur die bekannte Brennerei<br />
und Mosterei in Täbingen, sondern<br />
hat 2002 auch noch einen Getränkeladen<br />
eröffnet. Sie sind sehr heimatverbunden<br />
74<br />
und wollten eine Grundversorgung im Ort<br />
gewährleisten.<br />
Wie kommt man darauf einen<br />
Traditionsberuf zu ergreifen?<br />
„Das ich Küfer werde, das war eine Vorgabe“,<br />
Dieter Holweger musste damals<br />
den Familienbetrieb seines Vaters übernehmen.<br />
Aber er fügt hinzu, auch wenn<br />
er nicht die Möglichkeit hatte seinen Beruf<br />
frei auszusuchen, mache er ihm viel Freude.<br />
„Mit Holz arbeiten gibt einem schon<br />
was, es entstehen schöne Sachen daraus.“<br />
Ganz anders verlief die Berufswahl bei<br />
Schäfer Ralf Braun. Schon als achtjähriger<br />
Bub ist er bei seinem Schwager Harald<br />
mit der Schafherde mitgelaufen und<br />
hat seitdem davon geträumt, Schäfer zu<br />
werden. Leider gab es für ihn nach dem<br />
Schulabschluss keine Stelle dort, deshalb<br />
hat er erstmal in der Industrie gearbeitet<br />
und nebenbei die Ausbildung<br />
zum Tierwirt, Fachrichtung Schäferei,<br />
absolviert. Sobald es möglich war, ist<br />
er in seinen Traumberuf gewechselt.<br />
Der eindeutige Auslöser für den Berufswunsch<br />
von Hebamme Margit Hermann<br />
war ein Film, den sie mit 14 Jahren gesehen<br />
hat und in dem die Protagonistin eine Hebamme<br />
war. Das hat sie sehr fasziniert. Den<br />
Ausbildungsberuf Hebamme durfte man<br />
damals erst ab 18 Jahren beginnen, weswegen<br />
sie zunächst einen anderen Beruf<br />
ergriff. Der Gedanke daran hat sie allerdings<br />
nicht losgelassen, bis sie die dreijährige<br />
Ausbildung an der Hebammenschule<br />
der Uniklinik Heideberg begonnen hat.<br />
Wo gehobelt wird, da fallen Späne und bei<br />
aller Leidenschaft für die Berufe, sind Probleme<br />
natürlich auch hier zu genüge vorhanden,<br />
deshalb blicken einige der traditionellen<br />
Berufe in eine ungewisse Zukunft.<br />
Ein hoher Arbeits- und Kostenaufwand bei<br />
unrentabler Entlohnung ist eines davon.<br />
Wenn eine Hebamme eine telefonische Beratung<br />
mit 5,90 EUR bei der Krankenkasse<br />
abrechnen kann, „dann wird bei einem 30<br />
min Gespräch rückwärts gearbeitet“ meint<br />
Margit Hermann. Auch wenn sie nicht in die<br />
immer gleiche Kerbe schlagen will, ist die<br />
einzige Sache, die sie gerne an ihrem Beruf<br />
ändern würde: „Die Bezahlung. Den Beruf