04.10.2023 Aufrufe

Martin Hailer | Andreas Kubik | Matthias Otte | Mirjam Schambeck sf | Bernd Schröder | Helmut Schwier (Hrsg.): Religionslehrer:in im 21. Jahrhundert (Leseprobe)

Der schulische Religionsunterricht befindet sich im Umbruch: Er hat es mit einer wachsenden religiös-weltanschaulichen Heterogenität der Schüler:innen zu tun und reagiert darauf – regional unterschiedlich – mit deutlichen Veränderungen in der Didaktik und den organisatorischen Rahmenbedingungen. Dies spiegelt sich in wachsenden Kompetenzerwartungen an den Beruf »Religionslehrer:in« und deren Aufbau in Studium, Referendariat und Fortbildung. Eine Konsultation mit Teilnehmenden aus diesen drei Phasen der Lehrer:innenbildung hat auf Einladung des Evangelisch-Theologischen wie des Katholisch-Theologischen Fakultätentages, der Konferenz der Institute für Evangelische Theologie und der Studienreformgremien aus Universitäten und Kirchen in Geschäftsführung der Evangelischen Kirche in Deutschland im September 2022 Problemkreise und Lösungsansätze diskutiert. Der vorliegende Band dokumentiert die Beiträge und bietet so einen dichten Einblick in die anstehende Überprüfung und Neugestaltung theologisch-religionspädagogischer Bildung.

Der schulische Religionsunterricht befindet sich im Umbruch: Er hat es mit einer wachsenden religiös-weltanschaulichen Heterogenität der Schüler:innen zu tun und reagiert darauf – regional unterschiedlich – mit deutlichen Veränderungen in der Didaktik und den organisatorischen Rahmenbedingungen. Dies spiegelt sich in wachsenden Kompetenzerwartungen an den Beruf »Religionslehrer:in« und deren Aufbau in Studium, Referendariat und Fortbildung.
Eine Konsultation mit Teilnehmenden aus diesen drei Phasen der Lehrer:innenbildung hat auf Einladung des Evangelisch-Theologischen wie des Katholisch-Theologischen Fakultätentages, der Konferenz der Institute für Evangelische Theologie und der Studienreformgremien aus Universitäten und Kirchen in Geschäftsführung der Evangelischen Kirche in Deutschland im September 2022 Problemkreise und Lösungsansätze diskutiert. Der vorliegende Band dokumentiert die Beiträge und bietet so einen dichten Einblick in die anstehende Überprüfung und Neugestaltung theologisch-religionspädagogischer Bildung.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

130 Friederike Mizdalski<br />

Unterricht »Begleiter:<strong>in</strong> der Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler auf dem Wegder Identität<strong>sf</strong><strong>in</strong>dung«<br />

se<strong>in</strong> und als »Gesprächspartner:<strong>in</strong> <strong>in</strong> Fragen zum eigenen Glauben«<br />

zur Verfügung stehen.<br />

2Responses auf die Thesen des Vortrags<br />

Response auf These 1: Theologiestudierende bilden <strong>in</strong> gewisser Weise h<strong>in</strong>sichtlich<br />

ihres Glaubensund ihrer religiösen Praxis den Durchschnitt der Gesamtbevölkerung<br />

<strong>in</strong> Deutschland ab.<br />

Das eher kirchen- und glauben<strong>sf</strong>erne Gesamtbild der Bevölkerung <strong>in</strong> unserem<br />

Land spiegelt sich <strong>in</strong> den Antworten der befragten Studierenden wider:<br />

Während die eigene Religiosität e<strong>in</strong>e eher untergeordnete Rolle spielt bei dem<br />

Wunsch, <strong>Religionslehrer</strong><strong>in</strong> oder -lehrer zu werden, s<strong>in</strong>d der Wunsch, den »eigenen<br />

Glauben zu vertiefen« und »Werte weiterzugeben« bedeutsame Motive.<br />

Diese These kann ich mit Ergebnissen me<strong>in</strong>er Interviews mit Masterstudierenden<br />

<strong>im</strong> Mentorat bestärken. Dass KircheInteresse zeigt,über die Angebote<br />

des Mentorats Lehramtsstudierende bei der Entwicklung e<strong>in</strong>er eigenen Spiritualität<br />

zu unterstützen, wurde begrüßt. Vermittlung von kirchenpraktischen<br />

Erfahrungen empfanden fünf von zehn Studierenden, die über Jugendarbeit oder<br />

M<strong>in</strong>istrantenamt <strong>in</strong> das Geme<strong>in</strong>deleben e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d, als unnötig. Die andere<br />

Hälfte hatte <strong>in</strong>sgesamt <strong>Schwier</strong>igkeiten mit der Funktion des Mentorats und<br />

konnte das Interesse der Kirche ameigenen Studium nicht nachvollziehen.<br />

Als Studienmentor<strong>in</strong> fühle ich mich durch ihre These <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Aufgabe<br />

bestätigt, denn das Mentorat hat sich entwickelt, um Studierende, die wenig<br />

religiös sozialisiert s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en niedrigschwelligen Zugang zu pastoralen Angeboten<br />

zu ermöglichen. Gleichzeitig deute ich die Ergebnisseme<strong>in</strong>er Interviews so,<br />

dass kirchenferne Studierende wissenschaftliche Theologie nicht mit der Institution<br />

»Kirche« verb<strong>in</strong>den. Weswegen die Notwendigkeit, als Religionslehrkraft<br />

durch die eigene Religionsgeme<strong>in</strong>schaft beauftragt zu werden, e<strong>in</strong>er eigenen<br />

Plausibilität bedarf. Das Antragsverfahren zur Erteilung der Missio canonica<br />

ersche<strong>in</strong>t somit völlig aus der Zeit gefallen, wenn <strong>in</strong> vielen Bistümern erwartet<br />

wird, dass die Antragsteller:<strong>in</strong>nen Erklärungen über ihre persönliche Leben<strong>sf</strong>ührung<br />

unterschreiben.<br />

Response auf These 2: Für Studierende s<strong>in</strong>d vor allem e<strong>in</strong> Mitteilungs⇧ und Vermittlungsbedürfnis<br />

von Werten und bed<strong>in</strong>gt auch der eigene Glaube zentral für die<br />

Studienwahl. Pragmatische Motive spielen e<strong>in</strong>e sehr untergeordnete Rolle. Im<br />

Kontext der Studienerwartungen ist der eigene Glaube kaum bedeutsam.<br />

These 2st<strong>im</strong>me ich weitestgehend zu. Me<strong>in</strong>e zehn Studierenden gaben an,<br />

dass sie das Fach Katholische Religion belegt haben, um ihren Glauben und<br />

Traditionen weiterzugeben. Sie wollten sich <strong>im</strong> Studium über ihre Glaubens-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!