TITELTHEMA 24 Foto: Henriette Schilling Im April hatten wir jetzt in Dresden unser erstes Wochenend-Camp und auch eins in Prag. Im Winter geht es in dann für eine Woche in die Türkei. Den Leuten macht das viel Spaß und als Coach bietet es den Vorteil, dass man sehr intensiv mit den Spielern üben und wirklich etwas mit viel Zeit einstudieren kann. So lassen sich Basics schaffen, die wirklich hängen bleiben. <strong>Golf</strong>en ist dein Leben. Wie erlebst du die Transformation vom Playing Pro zum Teaching Pro? Es ist schon eine Art von Identitätskrise. Ich spiele <strong>Golf</strong> seit meinem dritten Lebensjahr. Mit zwölf bin ich in den bayerischen Kader gekommen, danach habe ich die Landeskader-Strukturen durchlaufen. Und nach dem Abitur 2006 gleich Profi geworden. Dann lief das 16 Jahre lang so. Als Sportler weiß an schon, dass seine Karriere kürzer ist als das normale Berufsleben. Aber wenn es dann so weit ist, dann fehlt einem etwas Elementares. Ich war mein ganzes Leben ,Bernd der <strong>Golf</strong>profi‘. Und das mit Leib und Seele… Ritthammer: Absolut. Mein Berufsleben bestand aus Training. Und daraus, mich und mein Spiel zu optimieren. Das ist psychisch schon eine Belastung, weil man vermeintlich ja alles selbst in der Hand hat als <strong>Golf</strong>profi. Und deshalb ist man auch alleinverantwortlich für Erfolg und Misserfolg. Aber der Erfolg ist von so vielen Dingen abhängig. Beim Tennis ist jeder Court gleich groß. Beim <strong>Golf</strong> ist jeder Platz anders. Ich war auch immer viel im Fitnessstudio. Aber da war ein Plan dahinter, ein Zweck: Ich will ausdauernder werden, ich will weiter schlagen und so weiter. Das ist jetzt alles weg. In diesem Jahr nicht einen kompletten Trainingstag, das ist komplett unwichtig im Moment. Im Moment habe ich kaum sportliche Struktur, ich kann nur dafür sorgen, nicht unterzugehen. Kannst du deine Karriere schon rückblickend einordnen? Ritthammer: In den letzten Monaten war ich mir gegenüber schon sehr kritisch und habe meine Karriere doch sehr negativ wahrgenommen. Ich habe vor allem gesehen, was ich alles nicht geschafft habe. Ich habe viele Ziele nicht erreicht. Ich habe zum Beispiel nie ein Major gespielt. Das wurmt mich sehr. Und auf der DP World Tour habe ich auch kein Turnier gewonnen. Das sind Dinge, die mich ärgern. Und da werde ich auch noch eine Zeitlang brauchen, um meinen Frieden damit zu machen. Ich war mir gegenüber eben schon immer sehr hart. Das war vielleicht sogar eine meiner größten Schwächen. Etwas entspannter zu sein, hätte vielleicht öfter mal geholfen. Du redest über all das, was auf dich persönlich und deine Familie eingeprasselt ist, sehr offen und unglaublich reflektiert und noch dazu in der Öffentlichkeit – Respekt dafür. Ritthammer: Danke. Aber was einen nicht umbringt… (lacht). Was bleibt dir positiv in Erinnerung neben deinen sportlichen Erfolgen? Ritthammer: In den letzten 15 Jahren hat sich im <strong>Golf</strong>sport schon sehr viel verändert. Es kam vielmehr Technologie dazu. Außerdem werden Nachwuchsspieler viel besser und von Anfang an gefördert. <strong>Golf</strong>-Deutschland ist heute viel besser aufgestellt und entsprechend gut bei den Turnieren vertreten. Ich betrachte mich da schon auch als Vorreiter. Wir wussten damals noch sehr wenig und haben alles in einem sehr kleinen Rahmen einfach noch bestem Wissen und Gewissen gemacht. Mit wenig Wissen und wenig Feedback von der Außenwelt. Einen Schwung auf Youtube von Rory McIlroy anzuschauen, das gab es damals einfach noch nicht. Heute bekommt man mit zwei, drei Klicks alle Informationen, die man braucht. Und du warst lange Zeit neben den ganz großen Namen der einzige deutsche Vertreter im Teilnehmerfeld bei der European Tour oder der Challenge Tour. Ritthammer: Damals auch nur daran zu denken, als deutscher Spieler auf der Profitour erfolgreich sein zu können, war schon etwas Außergewöhnliches, weil es kaum einer geschafft hat. Ich bin 2010 auf die Challenge Tour gekommen. Da gab es damals nur Martin Kaymer, Marcel Siem und Alex Cejka, die aber meist eine Liga über mir gespielt haben. Bei allem, was ich nicht erreicht habe, kann ich mir schon auf die Fahne schreiben, dass ich vielen gezeigt habe, dass der Weg auch für einen Deutschen auf die Profitour möglich ist. Was wünscht du dir für 2024? Ritthammer: <strong>2023</strong> war das mit Abstand schwierigste Jahr. Meine Frau und ich waren psychisch und physisch absolut am Limit. Es war eine Riesenherausforderung, die wir überstanden haben. Man kann es echt nicht anders sagen. Wir schlagen uns richtig gut. Mal sehen, was 2024 bringt. Ich will meine <strong>Golf</strong>lehrerausbildung fertig machen. Und ansonsten versuche ich erstmal, mit meiner Frau, die als Therapeutin wieder arbeiten wird, eine gewisse Form von Tages- und Arbeitsstruktur wieder in unser Leben zu bekommen. Das fehlt uns im Moment komplett. Aber wenn die Zwillinge dann in die Kita kommen, ist vieles wieder möglich. Wir freuen uns auf etwas langweiligere Zeiten. Auf Zeiten, in denen nicht unbedingt lebensverändernde Dinge passieren. Davon hatten wir jetzt genügend. Stefan Jablonka
Erleben Sie hier die neue Badserie YUNA! veobad.de Baden Sie im Japandi-Style! R+F BäderStore Nürnberg Donaustraße 125 • 90451 Nürnberg • T 0911 9688-208 • F 0911 9688-225 E-Mail info.nuernberg@r-f.de