Golf_u_Business_03-2023_web
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KOLUMNE<br />
64<br />
Die G&B-Kolumne für ein inspiriertes Leben und <strong>Golf</strong>en<br />
Leben wie ein Pro<br />
Es ist immer wieder schön, mal wieder etwas<br />
über sich selbst zu lernen. Gerade als<br />
Coach und Mentorin – immerhin habe ich<br />
es mir zur Aufgabe gemacht, andere zum<br />
genauen Hinschauen zu führen. Um ihre<br />
blinden Flecken zu finden, die er nicht umsonst<br />
so heißen. Wir selber sehen sie nicht.<br />
Bei einem der letzten Sommerfeste dieses<br />
Jahres habe ich einen solchen blinden Fleck<br />
bei mir entdeckt. Ich saß in dem wunderbaren<br />
Garten, freute mich an der bunten<br />
Gästeschar und unterhielt mich mit Menschen,<br />
die von weiter herkamen. Es ging<br />
darum, dass sie im Kofferraum kein Platz<br />
für fränkische Spezialitäten haben, weil<br />
beide ihre <strong>Golf</strong>bags dabei hätten. Also begann<br />
die übliche Konversation: „Ach Du<br />
spielst <strong>Golf</strong>? Und wo wollt Ihr in der Region<br />
spielen?“ Und so weiter. Da sagt die Frau –<br />
nach ihrem Handicap gefragt – doch zu mir:<br />
„Ach das ist mir völlig egal. Ich spiele so ein<br />
bisschen, manchmal gelingt mir auch was.<br />
Selten, aber ich genieße einfach die Zeit auf<br />
dem <strong>Golf</strong>platz mit meinem Mann.“<br />
In mir tat sich innere Empörung auf. Etwas,<br />
was aus der Tiefe hoch köchelt. Der Verstand<br />
sagte sofort: „Recht hat sie, so macht<br />
man das.“ Das Gefühl aber war: „Also, so<br />
geht das ja nicht. Ein wenig Ehrgeiz gehört<br />
schon dazu. Gerade als Frau, wo es immer<br />
noch so viele Klischees über Frauen auf<br />
dem <strong>Golf</strong>platz gibt, da muss frau doch zeigen<br />
und beweisen, dass…“ Und so weiter<br />
und so fort. Da kam sie wieder, die Einsatzund<br />
Leistungsprägung, von der ich schon<br />
lange nicht mehr behaupte, sie völlig überwunden<br />
zu haben. Sie bekommt kein Futter<br />
mehr von mir, aber sie hat einen langen<br />
langen Atem.<br />
Tatsächlich war ich lange nicht mehr auf<br />
dem <strong>Golf</strong>platz aus vielen Gründen, unter<br />
anderem, weil es mir zu anstrengend wurde,<br />
in meiner Freizeit auch noch ständig an<br />
mir selbst zu arbeiten. Das ist meine Berufung<br />
und gehört zu meinem Beruf. Da will<br />
ich in meiner Freizeit etwas machen, was<br />
mir körperlich guttut, wo ich aber nicht<br />
groß was falsch machen kann. Eben wegen<br />
meines mir bekannten Ehrgeizes möchte<br />
ich in meiner Freizeit etwas tun, was mir<br />
keine Optimierung abfordert. Das war mein<br />
Gedanke, warum ich eine <strong>Golf</strong>pause einlege.<br />
Ich war zu sehr mit Distanzen, Schlägern,<br />
Hölzern und Eisen befasst, mit „warum<br />
war ich dieses Mal so viel schlechter<br />
als beim letzten Mal? Was habe ich falsch<br />
gemacht was muss ich das nächste Mal unbedingt<br />
beachten?“ Der Spaß war raus.<br />
An besagtem Abend saß ich im Auto auf<br />
dem Heimweg und dachte mir: „Manchmal<br />
findest du Lehrer*innen an den erstaunlichsten<br />
Orten. Dort, wo du es nicht<br />
erwartest. Diese Dame mit dieser „unehrgeizigen“<br />
Einstellung war definitiv eine<br />
Lehrerin für mich. Sie hat mich an etwas<br />
erinnert.<br />
Wir Menschen neigen ja dazu, zu uns selbst<br />
wesentlich strenger zu sein und wesentlich<br />
härter über uns zu urteilen als es andere<br />
Menschen tun. Mir hilft es sehr, wenn ich<br />
mich dabei ertappe, wie ich wieder an mir<br />
rummeckere, mir die Frage zu stellen: „Wie<br />
würde ich jetzt mit einer wirklich engen<br />
Freunden sprechen?“ Ich ändere meinen<br />
sogenannten Selftalk dann. Von der Kritik<br />
hin zur Ermutigung. Denn letztlich geht<br />
es doch im Leben nicht darum, wie gut wir<br />
etwas machen, sondern dass wir genießen,<br />
was wir tun. Erfahrungsgemäß bin ich dann<br />
auch am besten. Denn das soll nicht heißen,<br />
dass wir uns nicht verbessern wollen. Ich<br />
habe allerdings an diesem Abend für mich<br />
gelernt, dass Spaßhaben und Leichtigkeit<br />
in meiner Freizeit definitiv das wichtigste<br />
Ziel ist. Also was ist für mich die Conclusio?<br />
Einfach gehen. Einfach machen. Einfach<br />
Spaß haben. Punkt.<br />
Ihnen viel Freude dabei,<br />
herzliche Grüße,<br />
Isabel Lasthaus<br />
zur Person Isabel Lasthaus<br />
zur Person Isabel Lasthaus<br />
Nach dem Studium war Isabel Lasthaus als Redakteurin für die<br />
„Nürnberger Zeitung“ tätig, bevor sie sich 2008 als Yogalehrerin<br />
selbstständig machte. Sie bildet seit zehn Jahren bundesweit<br />
Yogalehrerinnen und Yogalehrer aus. Ihr Schwerpunkt liegt mittlerweile<br />
auf Coaching (nach Tony Robbins) und Hypno-Coaching<br />
(nach Marisa Peer), was auch im Sport viel Anwendung findet.<br />
2019 machte sie ihre Platzreife und pflügt seitdem den Rasen<br />
im <strong>Golf</strong>club Gerhelm. Ab und an erfreut sie ihre Pro. Hält meist<br />
nicht lange an.<br />
www.shantissima.de<br />
instagram: isabel.sangha.lasthaus