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LIFESTYLE<br />

35<br />

mir vom ersten Tag an klar“, resümiert Reichert<br />

ihre Zeit dort. Jede Sekunde habe sie genutzt,<br />

um auch in ihrer Freizeit in den schuleigenen<br />

Werkstätten zu arbeiten. Sie war so voller Enthusiasmus<br />

und Energie, dass sie sich am Ende<br />

des ersten Schuljahres eine Sehnenscheidenentzündung<br />

zuzog. Um Geld zu verdienen jobbte<br />

sie an den Wochenenden im Nürnberger Café<br />

Wanderer und so kristallisierte sich zum Ende<br />

der Lehre auch heraus, dass sie wieder nach<br />

Nürnberg und zu ihrer Burg zurückkehren würde.<br />

Sie arbeitet zunächst zwei Jahre bei einer<br />

Silberschmiedin als Angestellte, bevor sich im<br />

Sommer 2019 alles glücklich fügte: Die Räumlichkeiten<br />

in der Oberen Schmiedgasse direkt<br />

neben ihrem Wohnhaus wurden frei und sie<br />

schlug zu.<br />

liebevoll. Weil ihre Großmutter ihren Namen bei<br />

ihrer Heirat hatte ablegen müssen, wolle sie ihn<br />

so wiederaufleben lassen und würde ihn am<br />

liebsten selbst annehmen. „Ich habe ihn schon<br />

als Kind geliebt, weil er für mich wie eine weite<br />

Wiese voller Diamanten klingt.“<br />

Ihren Stil beschreibt sie selbst als klassischzeitlos<br />

und schlicht mit kleinen Besonderheiten.<br />

Das sind dann etwa kleine naturbraune oder<br />

graue Diamanten, die sie in ihre Schmuckstücke<br />

einbaut. „Wenn ich für Kunden etwas anfertige,<br />

dann soll es das Schmuckstück für die jeweilige<br />

Person werden, daher nehme ich mir viel<br />

Zeit für Gespräche“, erklärt Reichert ihre Vorgehensweise.<br />

Bei Eheringen fertigt sie immer<br />

Musterringe aus Silber zum Probetragen für die<br />

Paare an, bevor sie die Version im gewünschten<br />

Gold anfertigt.<br />

Überhaupt hat sie ein ausgeprägtes räumliches<br />

Vorstellungsvermögen und „baut“ ihre<br />

Schmuckstücke im Kopf zusammen. Danach<br />

macht sie sich dann gleich – „ungeduldig“, wie<br />

sie lachend sagt – an das Modell in 3D. „Das<br />

erste Stück einer Kollektion mache ich immer in<br />

meiner Größe, um es auf Herz und Nieren zu testen“,<br />

sagt sie. Die Ideen für ihre Ringe, Armbänder<br />

und Ketten kommen nicht auf Knopfdruck,<br />

„wenn ich was Neues machen will, funktioniert<br />

das nicht“, sagt sie. Inspiration findet sie aber<br />

beim Essen- und Spazierengehen, in Gesprächen<br />

und beim Roller fahren.<br />

Selbstredend, dass die 36-Jährige höchstpersönlich<br />

Vorschlaghammer und Brecheisen<br />

schwang und innerhalb von nur drei Monaten<br />

die Räume komplett entkernte, 1,5 Tonnen<br />

Schutt entfernte und herrichtete. Als die Profis<br />

anrückten übernahm sie quasi die Bauleitung –<br />

ein Fulltime-Job. Wenn sie davon erzählt, kann<br />

man nur erahnen, wieviel Arbeit, Zeit, Schweiß<br />

und Herzblut sie investiert hat. „Als alles fertig<br />

war, saß ich da und da kam mir plötzlich, dass<br />

ich ja noch gar keinen Schmuck habe“, erzählt<br />

sie lachend.<br />

Bis zur rauschenden Eröffnungsparty am 16.<br />

November 2019 konnte sie dann allerdings<br />

schon ihre ersten Kreationen präsentieren.<br />

Der Name „Eisfeld“ ist eine Hommage an ihre<br />

geliebte Oma Irmtrud (Schlecht), nach deren<br />

Mutter Luise Eisfeld sie benannt ist. „Wir sind<br />

uns sehr nah, sie ist immer für mich da, überhaupt<br />

stehen meine Großeltern und überhaupt<br />

meine ganze Familie immer hinter mir“, sagt sie<br />

So entstanden etwa die Arm- und Halsketten,<br />

die sie aus ganz feinen Goldfäden strickt und<br />

so auf den ersten Blick voluminös und schwer<br />

aussehen, aber beim zweiten Hinsehen ihre<br />

filigrane Struktur und Leichtigkeit offenbaren.<br />

Oder ihr „Markenzeichen“, ein „typischer Eisfeld“:<br />

ovale Ösenketten, die der Träger oder<br />

die Trägerin ganz individuell für sich selbst in<br />

unterschiedliche Längen einstellen und in den<br />

verschiedensten Varianten tragen kann.+<br />

„Das schönste für Luisa ist, wenn sie ihre Kunden<br />

glücklich machen kann“, verrät ihr Mann<br />

Oliver Rabe. Und welche Zukunftspläne hat die<br />

Frau, die ihren Traum lebt? „Mein Konzept des<br />

Schmucks für alle Lebenslagen auszuweiten<br />

und weitere Filialen zu eröffnen“, sagt Reichert<br />

mit fester Stimme und mit leuchtenden Augen<br />

ergänzt sie nach einem kurzen Augenblick: „Und<br />

einmal Schmuck für Julia Roberts machen, das<br />

ist eine starke, sympathische, frisch-fröhliche<br />

Frau, die ich bewundere.“ Das würde sicherlich<br />

auf Gegenseitigkeit beruhen.<br />

Claudia Wunder

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