Gabys NaturTagebuch Der Dachs – Begleiter seit meiner Kindheit Dachse sind sehr scheue, wachsame Tiere. Obwohl ich in der Nähe einer Dachsburg wohne und überall ihre Spuren finde, konnte ich sie bis jetzt nur ganz selten beobachten. 20 <strong>NATURZYT</strong>
Mit dem Dachs (Meles meles) machte ich bereits in meiner Kindheit Bekanntschaft, denn er wohnte sozusagen gleich «ums Eck», in einer grossangelegten Dachsburg am Waldrand. So kam es, dass ich schon früh gelernt habe, die Spuren dieser behäbigen Tiere zu lesen: ihre Trampelpfade, die eigens errichteten Latrinen oder die Trittsiegel ihrer Branten, wie die Dachspfoten genannt werden. Seit ich wieder am Ort meiner Kindheit wohne, war es mir leider nur ein einziges Mal vergönnt, die scheuen Tiere beobachten zu können, und zwar auf einem Abendspaziergang mit den Jungtieren. Schön in Reih und Glied – die Jungen in der Mitte – trottete Familie Dachs gemütlich dahin. Die erwähnte Dachsburg ist nämlich noch heute bewohnt, was absolut nichts Aussergewöhnliches ist, können doch solche Burgen, die aus einem weitverzweigten Tunnelsystem bestehen, mehrere hundert Jahre alt sein. Auffällig sind die grossen Halden von ausge hobenem Erdmaterial vor dem Höhleneingang, genauso wie die Rinnen. Die entstehen dadurch, dass die Dachse die Erde im Rückwärtsgang aus den Höhlen befördern. Eingänge werden nach Möglichkeit so platziert, dass sie das Höhlensystem gut belüften und zugleich Gerüche von Feinden (Mensch, Hunde) schnell wahrgenommen werden können. Dies ist ein Grund, weshalb Hang lagen bevorzugt werden. Innerhalb eines Baus gibt es oft mehrere Etagen, welche bis zu vier Meter in die Tiefe reichen können! Ungefähr Ende April sind die Jungtiere etwa acht Wochen alt und kommen unter strenger Aufsicht der Mutter das erste Mal aus dem Schutz der Höhle. Sie gewöhnt den Nachwuchs nun langsam an feste Nahrung und zeigt ihm auf begleiteten Streifzügen, wo dieser Nahrung finden kann, was essbar ist und was nicht. Trotzdem werden die Jungtiere bis zur 12. Woche weiterhin gesäugt. Dies ist eine für Mutter und Nachwuchs sehr gefährliche Phase. Die säugende Dächsin muss stets ausreichend Nahrung zu sich nehmen, damit sie Milch geben kann. Gleichzeitig muss sie die Nahrungssuche bis zu vier Mal am Tag unterbrechen, um immer wieder zu ihren Jungtieren zurückzukehren. Dabei müssen oft auch Strassen überquert werden, die durch das Territorium verlaufen. Kommt die Mutter in den ersten drei Monaten, während derer die Jungen noch vollständig auf Muttermilch angewiesen sind, ums Leben oder wird schwer verletzt, stirbt der Nachwuchs an Hunger. Obwohl der Dachs ein zur Familie der Marder zählendes Raubtier ist, ein Erdmarder, besteht seine Nahrung zu einem grossen Teil aus Regenwürmern. Es heisst, ein einzelnes Tier könne an einem einzigen Trittsiegel des Dachses. Abend bis zu 200 Regenwürmer vertilgen. Obwohl der schwerfällig wirkende Dachs für kurze Zeit sehr schnell rennen kann, ist er ein miserabler Jäger und frisst deshalb fast alles, was ihm an pflanzlicher und tierischer Nahrung, vor die Füsse kommt. Dazu gehören zum Beispiel Schnecken, Amphibien, kleine Kadaver, Beeren, allerlei Obst. Besonders begehrt sind die schmackhaften Engerlinge von Gartenlaub, Mai und Junikäfern sowie Wurzelbohrern, was natürlich Gartenbesitzer freut, denn diese können in Gärten grosse Schäden verursachen. Da sich die Delikatessen nur knapp unter der Oberfläche befinden, braucht der Dachs lediglich seine krallenbewehrte Vorderbrante mit einer einzigen Grabbewegung ins Gras zu stecken, kräftig durchzuziehen und schon ist der Tisch gedeckt. Beobachtungstipp: <strong>Das</strong> Trittsiegel der Dachse ist anhand der Abdrücke der bis zu 3 Zentimeter langen Krallen an den fünf Klauen (Zehen) der Vorderbrante gut zu erkennen. Ich wünsche Ihnen «e gueti (Natur)Zyt, Herzlichst, eure Gaby Text/Fotos Gaby Kistler Quellen: Stichting <strong>Das</strong>senwerkgroep Brabant, naturschutz.ch Dachsbau mit typischer Rinne. Gaby Kistler – Naturvermittlerin mit Leib und Seele Auf ihrer Homepage www.naturtagebuch.ch und der gleichnamigen Facebook-Seite zeigt Gaby, was es im Laufe der Jahreszeiten in Wäldern und Wiesen vor unserer Haustüre so alles zu entdecken gibt. Sie lebt am Ricken - pass, wo sie einen Gemüse-, Obst-, Beeren- und Heilkräutergarten pflegt. So findet man auf ihren Seiten auch Tipps für den Garten, zum Einmachen, zur Verwertung von Wildfrüchten und vieles mehr. <strong>NATURZYT</strong> 21