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Gemälde Alte Meister Teil 1

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GIOVANNI ANTONIO GUARDI (1699 – 1760)

UND FRANCESCO GUARDI (1712 – 1793)

ALL‘ ABBEVERATORIO – AN DER TRÄNKE

Öl auf Leinwand.

84,5 x 115 cm.

Verso auf dem Keilrahmen: zwei Aufkleber des Metropo

litan-Museums Manila, Roxas Boulevard, Philippinen,

mit Betitelung und Maßangaben. Ferner auf der

Doublier-Leinwand, von der Originalleinwand übertragen:

rechteckiger, mit blauem Zierrand gedruckter

Inven tarzettel mit handschriftlicher Aufschrift: „Guardi

fontana / No M 2500“.

Das großformatige Gemälde ist ein eindrucksvolles

Beispiel dafür, dass sich die für die venezianische

Vedutenmalerei so bekannt gewordenen Künstler wie

die beiden Guardi, auch anderen, erstaunlichen Bildthemen

gewidmet haben.

Gezeigt ist eine Figurengruppe vor felsigem Hintergrund

in südlicher Landschaft: Ein Reiter auf einem

Schimmel dominiert in der Bildmitte, begleitet von

einem weiteren braunen gesattelten Pferd an einer

steinernen Tränke rechts. Der Reiter scheint soeben

abzusteigen und blickt auf eine junge Magd, die einen

Wäschekorb über dem Kopf trägt, weist gleichzeitig

auf den Brunnen, als wolle er andeuten, dass jetzt die

Pferde an der Tränke stehen. Davor sitzt ein Schäfer

mit Schalmei, vor dem Reiter ein liegendes Rind sowie

ein weißes Hündchen neben einem Holzzuber. Links

hinten ein tiefer liegendes Gewässer, darüber Ausblick

in hügelige Ferne in blauer Luftperspektive.

Stilistisch auffallend, und für die Guardi-Malweise

typisch, ist die lockere, beinahe expressive Wiedergabe

der Einzelheiten, vor allem in den Kostümen, sowie

die trocken und flechtig herabhängenden Wurzeln

über dem gemauerten Brunnen. Auffallend aber auch

die raffinierte Wiedergabe des sich zum Bildbetrachter

über die Schulter zurückwendenden Flötenspielers,

dem hier anscheinend selbst das weiße Hündchen

lauscht. Flotten Pinselauftrag zeigen auch die herbstlich

rot gefärbten Blätter des Strauches oberhalb des

Steinbrunnens. Ohne auf weitere Details einzugehen,

beweist die Darstellung hier den hohen Rang der Bildschöpfung

und der Malweise.

In der bisherigen Literatur wurde das Gemälde sowohl

als ein Werk des Francesco als auch als Zusammenarbeit

der beiden Maler Francesco und Giovanni Antonio

eingestuft. Erstmals 1973 von Antonio Morassi publiziert,

als in einer Mailänder Sammlung befindlich (Luigi

Calli a Carate Brianza), mit der zeitlichen Einordnung

in die Schaffensjahre 1730-1735; später hat Dario Succi

1988 das Gemälde in seiner Publikation allein dem

Francesco Guardi zugewiesen.

In der Folge danach wurde das Gemälde als Zusammenarbeit

der beiden Guardi publiziert. Es entstammt

der Sammlung Imelda Marcos (geb. 1929), der Witwe

des 10. Präsidenten der Philippinen, Ferdinand Marcos.

Es ist vergleichbar mit einem Werk auf Leinwand, auf

Holz, einer Mailänder Sammlung, von A. Morassi als

„Il grande abbeveratorio“ betitelt (93 x 133 cm), von

dem eine weitere, letzte Version (80,6 x 114,9 cm) bei

Christie‘s New York am 14. Oktober 2021 verauktioniert

wurde, mit dem Katalogvermerk „an example of

the production of the Guardi brothers early studio

practice“.

Somit entstammt das hier vorliegende Werk der

Sammlung Imelda Marcos, wurde registriert unter der

Nummer 66, aufgeführt im Sammlungsverzeichnis

und 2014 in der Zeitschrift Philippine Daily Inquirer

veröffentlicht. Auch dort genannt als Zusammenarbeit

der beiden Maler. 1991 wurden weitere Werke der

Sammlung Marcos bei Christie‘s versteigert.

Der Aufkleber auf der Rückseite weist darauf hin, dass

das Gemälde im Metropolitan Museum von Manila

(Philippinen) ausgestellt war, wohl als Leihgabe der

Witwe des Präsidenten. A.R.

Provenienz:

Sammlung Imelda Marcos, Witwe des ehemaligen

Präsidenten der Philippinen.

Metropolitan Museum von Manila.

Literatur:

Mehrfach besprochen und abgebildet in:

Antonio Morassi, Guardi, Venedig 1973, Bd. I, S. 103

und S. 133, Nr. 139; Bd. II, Abb. 157, 158. Ebd. S. 334,

Nr. 140.

Dario Succi, Capricci veneziani del Settecento, Turin

1988, S. 319, Abb. 17.

Philippine Daily Inquirer, Online-Artikel vom 12.

Oktober 2014: https://newsinfo.inquirer.net/644229/

imeldific-collection-of-artworks-partial-list, abgerufen

am 14. August 2022.

Filippo Pedrocco/ Federico Montecuccoli degli Erre,

Antonio Guardi, Mailand 1992, S. 125, Nr. 24, S. 167,

Abb. 24.

Dario Succi, Francesco Guardi. Itinerario dell‘avventura

artistica, Mailand 1993, S. 222, Abb. 248.

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