Gemälde Alte Meister Teil 1
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JACOB JORDAENS,
1593 ANTWERPEN – 1678 EBENDA, ZUG.
DER PROPHET ELIA EMPFÄNGT NAHRUNG VOM
ENGEL VOR DEM GANG ZUM BERG HOREB
Öl auf Leinwand. Doubliert.
69 x 58,5 cm.
Beigegeben ein Gutachten von Alessandro Delpriori,
in Kopie.
Zwischen zwei in Grisaille gestalteten, gedrehten, auf
quadratischen Basen ruhenden Säulen mit vergoldeten
ionischen Kapitellen sind zwei polychrome, von einem
Velum überspannte Gestalten zu sehen, die in ihrer
Polychromie dem Grisaille gegenübergestellt und in
ihrem Wirklichkeitsgehalt wesensechter greifbar und
in ihrer Bedeutung überhöht gegenüber der scheinarchitektonischen
Umrandung sind. Dargestellt wird
eine Stelle im Alten Testament (1 Kön 19, 1-8). Elia
hatte gerade die Propheten Baals umgebracht und
Ahab berichtete dies Isebel, die sogleich Boten an
Elia senden ließ, die im sagten: „Die Götter sollen mir
dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese
Zeit dir tue, wie du denen getan hast“. Elia geriet in
Furcht, flüchtete in die Wüste, setzte sich unter einen
Wacholder und wünschte den Tod herbei. Elia, hier
nur in einem Lendenschurz stehend, wurde jedoch
zwei Mal von einem Engel mit Nahrung, hier ist ein
Laib Brot und ein Kelch dargestellt, versorgt, was traditionell
auch als Vorgriff auf die Eucharistie gelesen
wird. Danach ging er vierzig Tage und vierzig Nächte
zum Berg Gottes, dem Horeb. Das Säulenmotiv kennen
wir bei Jacob Jordaens bereits aus anderen Gemälden,
wie dem „Triumph des Stadthalters Frederik Hendrik van
Oranje Nassau“ von 1651, das im Muzeum Narodowe
Warschau (Inv.Nr. M. Ob. 57) verwahrt wird. Wenn
auch nicht gedreht, rahmen auch die Säulen das Geschehen
in der „Darbringung im Tempel“ in der Gemäldegalerie
Alte Meister (Inv.Nr 1012) aus der Hand
des Jacob Jordaens. Vor allem aber muss als wichtigstes
Vorbild das Gemälde des Peter Paul Rubens mit
dem gleichen Motiv im Musée Bonnat in Bayonne in
Frankreich von 1625-1628 genannt werden, zu dem das
vorliegende Gemälde von Jacob Jordaens als Kopie
gesehen werden kann. Jenes Gemälde ist als eine
Vorstudie zu einer Tapisserie zu sehen mit dem Thema
der Eucharistie für das Franziskanerkloster der Descalzes
Reales in Madrid, in Auftrag gegeben von der Infantin
Isabel Clara Eugenia, Tochter des Königs Philip
IV. Die Serie von Wandteppichen ist eines der anspruchsvollsten
Werke, die Rubens anvertraut wurden,
sodass die Dokumente ganz klar festlegen, dass die
Rolle des Meisters nur darin bestand, die Skizzen und
Entwürfe zu erstellen. Die Schüler, unter denen sich
die besten flämischen und holländischen Künstler des
Marktes befanden, kopierten diese in größere Kartons
und Modelle – wie auch in diesem Gemälde zu
sehen –, bis die monumentalen Formen der Wandteppiche
gewebt und nach Madrid geschickt wurden.
Wir wissen, dass Rubens bereits 1626 an dieser Reihe
von Skizzen arbeitete und das die fertigen Webereien
zwischen 1627 und 1633 nach Spanien geschickt wurden.
Das Werk wurde vom König und seiner Familie
außerordentlich geschätzt, die zudem eine privilegierte
Beziehung zu Rubens hatte, da er 1625 zum Pfalzgrafen
von Spanien ernannt wurde (vielleicht aufgrund des
Interesses der Infantin Isabella). Nicht weniger als 19
Skizzen sind erhalten und auf verschiedene Museen
verteilt, aber der wichtigste Kern ist natürlich der Prado
in Madrid. Der Rubensbozetto, der zwischen 1626
und 1633 zum Elia Thema entstanden ist, befand sich
in der Sammlung des Victor-Bernard Derrécagaix, der
seine Sammlung samt dem Bozetto dem Museum
seiner Heimatstadt Bayonne vermachte.
Neben Peter Paul Rubens und Athonius van Dyck war
Jordaens einer der drei wichtigsten flämischen Maler,
welche die Antwerpener Schule im 17. Jahrhundert
prägten. Der Künstler ist für seine großen und zahlreichen
szenischen Bilder der Genremalerei bekannt, die
sich an Sprichwörter seines Zeitgenossen Jan Brueghel
d. Ä. anlehnen, wie beispielsweise dessen bekannteste
Bilder „Der König trinkt“ und „Wie die Alten summen,
so pfeifen die Jungen“.
Provenienz:
Galerie Fischer Auktionen, Luzern, 27. Dezember
1949, Lot 49, als Anthony van Dyck.
Privatsammlung, Schweiz.
Privatsammlung, Italien.
Anmerkung:
Siehe die Vergleichsabbildung der Tapisserie im
Monasterio des Descalzas Reales in Madrid, die
das gleiche, seitenverkehrte Motiv zeigt. Die Maße
der Tapisserie sind 490 x 420 cm.
Literatur:
Vgl. Ludwig Burchard, Corpus Rubenianum, Bd. I,
1968, S. 304-306 (Nr. 9b).
Vgl. Julius Samuel Held, The oil sketches of Peter
Paul Rubens, a critical catalogue, Bd. 1, Princeton
1980, Nr. 97.
Vgl. Ludwig Burchard, Corpus Rubenianum, The
Eucharist Serie, Bd. 9, 1978.
Vgl. Rubens, Painter of Sketches, Ausstellungskatalog,
Madrid 2018, Kat. 35-41, S. 142-152.
(1390661) (13)
JACOB JORDAENS,
1593 ANTWERP – 1678 IBID., ATTRIBUTED
ELIJAH THE PROPHET FED BY AN ANGEL BEFORE
HIS WALK TO MOUNT HOREB
Oil on canvas. Relined.
69 x 58.5 cm.
Accompanied by an expert’s report by Alessandro
Delpriori, in copy.
€ 70.000 - € 90.000
Sistrix
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