Gemälde Alte Meister Teil 1
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MATTHIAS STOMER D.Ä.,
UM 1600 – UM 1650, ZUG.
DER HEILIGE HIERONYMUS
Öl auf Leinwand. Doubliert.
72,5 x 93 cm.
Stomers Schaffen blieb während den mehr als zwanzig
Jahren, die der Maler in Italien zwischen Rom, Neapel
und Sizilien verbrachte, mehr oder weniger unverändert.
Wahrscheinlich traf er in den späten 1620er
Jahren in Rom ein, möglicherweise um 1628 (siehe
Angheli Zalapì, in: Dipinti caravaggeschi, Carrara 2000,
S. 48-79, 83-88).
Der Heilige Hieronymus ist hier jugendlicher dargestellt,
als es ikonografisch Brauch war – rustikal und
muskulös, als hätte Stomer einen Tischler oder Arbeiter
als Modell angeheuert, im Gegensatz zur üblichen
Darstellung des Heiligen Hieronymus als alten Mann
mit faltiger Haut. Er trägt einen roten Überwurf, der
auch seinen Kopf bedeckt. Seine beiden kräftigen
Hände hat er auf einen glänzenden Schädel gelegt.
Die Komposition wird allein von ihm beherrscht, der
eingetaucht in einen dunklen Raum, vom Schein einer
verdeckten Kerze dramatisch beleuchtet wird.
Das Werk lässt sich mit ähnlichen Kompositionen des
Künstlers vergleichen, deren Protagonisten ebenfalls
Einzelfiguren oder bestenfalls Figurenpaare sind, die
halbfigurig dargestellt von einer Kerze oder Öllampe
erleuchtet werden. Das Bild Christus vor Pilatus aus
der Sammlung Koelliker, das 2006 in Ariccia ausgestellt
war (Gianni Papi, in: La schola del Caravaggio,
2006, S. 256), zeigt beispielsweise dieselbe Raumlösung
mit einem dunklen Bereich, aus dem Licht hervortritt.
Ebenfalls vergleichbar ist die Komposition der
Gefangennahme Jesu (Sotheby‘s, London, 16. April
1997, Lot 152), welcher im Gebet mit einem Raufbold
zu sehen ist und dessen roter Mantel beinahe mit dem
hier dargestellten identisch ist. Dem vorliegenden
Werk noch näher ist „Der heilige Petrus im Gebet“
(Christie‘s, London, 30. April 2015, Lot 502), der sich
eines ähnlichen kompositorischen Kunstgriffs in Form
des schwarzen Balkens bedient, der die Öllampe zum
Teil verdeckt, aber immer noch zulässt, dass sie die
Szene erhellt. Ein solcher Kniff scheint auf eine Erfindung
seines holländischen Kollegen, den Caravaggisten
Gerrit van Honthorst bzw. Gherardo delle Notti, als der
er in Rom gepriesen wurde, zurückzugehen. Derselbe
Balken, eingesetzt, um das Licht einer Öllampe teilweise
zu verdecken und dadurch gleichzeitig zu betonen,
findet sich auch in Stomers „Alter Frau beim Beten
des Rosenkranzes“, ehemals in der Sammlung Nicolson
in London (siehe Benedict Nicolson, Caravaggism in
Europe, Turin 1990, Bd. III, Abb. 1527).
Es ist schwierig, Matthias Stomers Schaffen in eine
zeitliche Abfolge zu bringen. Es fehlen Datierungen,
von denen man ausgehen könnte, zumal nur eines
seiner Werke, „Das Wunder des heiligen Isidor“ [Isidro
Labrador] in Caccamo, datiert ist mit 1641; darüber
hinaus macht es die allgemeine stilistische Uniformität
von Stomers Œuvre schwierig, eine Entwicklung abzulesen.
Neu entdeckte dokumentarische Hinweise haben
mehr Gewissheit über Stomers neapolitanische Periode
gebracht, die bis vor Kurzem aufgrund des Vorhanden
seins mehrerer Werke des Künstlers in der
Stadt nur angenommen wurde. Man weiß jetzt, dass
Stomer ab spätestens August 1635 bis Juli 1638 dort
lebte (siehe Marije Osnabrugge, New Documents for
Matthias Stom in Naples, in: The Burlington Magazine,
1331, 2014, S. 107f.).
Aufgrund auffälliger stilistischer Gemeinsamkeiten mit
Werken, die für gewöhnlich in die neapolitanische Zeit
des Künstlers datiert werden – etwa mit den beiden
ehemaligen Casadei-Bildern „Verkündigung“ und „Anbetung
des Jesuskinds“, die jüngst in einer Honthorst
Ausstellung zu sehen waren (Gherardo delle Notti,
2015, S. 240-242, Einträge von Gianni Papi und G. Badino),
dem „Tod des Seneca“ im Capodimonte und der
„Anbetung der Hirten“ im Museo Filangieri in Neapel
–, lässt sich auch das vorliegende Gemälde in den
zeitlichen Kontext von Stoms neapolitanischer Periode
einordnen.
Literatur:
Gianni Papi, Tre dipinti di Matthias Stom, in: Gianni
Papi, Senza più attendere a studio e insegnamenti.
Scritti su Caravaggio e l‘ambiente caravaggesco,
Neapel 2018, S. 243-247 (in Kopie vorliegend).
(13901110) (18)
MATTHIAS STOMER THE ELDER,
CA. 1600 – CA. 1650, ATTRIBUTED
SAINT JEROME
Oil on canvas. Relined.
72.5 x 93 cm.
€ 40.000 - € 70.000 (†)
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