CDU-Magazin Einblick (Ausgabe 19) - Thema: Das ist der Weg
Das politische Magazin der CDU-Fraktion des Sächsischen Landtages
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ALLES BEGANN MIT<br />
EINEM FRIEDENSGEBET<br />
Die friedlichen Proteste <strong>der</strong> DDR-Bevölkerung gegen die Kommun<strong>ist</strong>en und das Regime <strong>der</strong><br />
SED gingen von Sachsen aus. Ohne sie gäbe es heute keinen Fre<strong>ist</strong>aat Sachsen<br />
„Der Herbst <strong>19</strong>89 war die einzige Zeit in meinem Leben, in <strong>der</strong> ich<br />
regelmäßig an Demonstrationen teilgenommen habe. Es ging<br />
um echte Demokratie, Freiheit, Meinungsfreiheit, Pressefreiheit,<br />
Reisefreiheit und nicht nur um ‚Zeichen setzen‘, wie das heutzutage<br />
vielfach bei Demonstrationen <strong>der</strong> Fall <strong>ist</strong>. Am Ende wurde<br />
eine wirkliche Diktatur zu Fall gebracht. Auch deswegen bin ich<br />
heute ein Anhänger des demokratisch-parlamentarischen Systems,<br />
bei dem Wahlen entscheiden, wie und von wem das Land<br />
regiert wird“, sagt Arnsbert Maciejewski. Der heute 52-Jährige<br />
war erstmals im Frühjahr <strong>19</strong>89, ganz ohne Wissen <strong>der</strong> Eltern, in<br />
<strong>der</strong> Nikolaikirche zum Friedensgebet. „Ich traf dort aber überwiegend<br />
auf Ausreisewillige, sodass ich dort dann nicht mehr hingegangen<br />
bin. Erst ab September war ich dort wie<strong>der</strong>, also vier<br />
Wochen bevor die Revolution friedlich wurde.“ Maciejewski hat<br />
als einer von hun<strong>der</strong>ttausenden DDR-Bürgern mit seinem Protest<br />
das SED-Regime <strong>der</strong> DDR zu Fall gebracht. Auslöser für die<br />
Proteste waren gefälschte Wahlen und <strong>der</strong> Wunsch nach mehr<br />
Freiheit. Auch die schlechte Versorgungslage und <strong>der</strong> mangelnde<br />
Reformwille <strong>der</strong> DDR-Führung waren Gründe, warum Menschen<br />
auf die Straße gingen und damit ihr Leben und ihre gesamte Ex<strong>ist</strong>enz<br />
riskierten. Sie schrieben damals Geschichte.<br />
Die ersten Montagsdemonstrationen fand in Aue im Erzgebirge<br />
statt und breiteten sich schnell in ganz Sachsen und später in <strong>der</strong><br />
gesamten DDR aus. Arnsbert Maciejewski war in <strong>der</strong> Zeit 17 Jahre<br />
alt. „Ich war schon irgendwie <strong>der</strong> Auffassung, dass ich schneller<br />
laufen kann als die Polizei und nicht verhaftet werde. Aus heutiger<br />
Sicht war das Ganze schon ziemlich irre. Vielleicht war das<br />
insgesamt eine Mischung aus Mut, pubertärem Übermut, Gottvertrauen<br />
und <strong>der</strong> Überzeugung, dass meine Eltern hinter mir<br />
stehen“, sagt er. Heute <strong>ist</strong> die Nikolaikirche in Leipzig das Symbol<br />
<strong>der</strong> Friedlichen Revolution. Dort fanden die regelmäßigen<br />
Friedensgebete statt, die angesichts des Wettrüstens in<br />
16<br />
Ost und West seit Beginn <strong>der</strong> <strong>19</strong>80er-Jahre initiiert worden waren.<br />
Am Montag, dem 4. September <strong>19</strong>89, bleiben im Anschluss<br />
erstmals etwa 1.000 Menschen auf dem Vorhof <strong>der</strong> Kirche. Zeitzeuge<br />
Arnsbert Maciejewski: „Nach <strong>der</strong> Öffnung des Eisernen<br />
Vorhangs in Ungarn rechnete ich eigentlich damit, dass die Friedensgebete<br />
aufhören. Auslöser dafür, dass ich wie<strong>der</strong> hinging,<br />
war <strong>der</strong> Fernsehbericht über den 4. September, als nach dem Friedensgebet<br />
auf dem Nikolaikirchhof das berühmte Transparent<br />
‚Für ein offnes Land mit freien Menschen‘ von <strong>der</strong> Stasi heruntergerissen<br />
wurde. Ab 11. September war ich dann regelmäßig in <strong>der</strong><br />
Nikolaikirche. Am 7. Oktober war ich mit Freunden aus Freital in<br />
<strong>der</strong> Leipziger Innenstadt. Wir wollten in die Nikolaikirche, diese<br />
war aber geschlossen. Die Polizei begann den Nikolaikirchhof einzukesseln.<br />
Wir liefen vor den Wasserwerfern weg. <strong>Das</strong> Trommeln<br />
<strong>der</strong> Knüppel auf den Polizeischilden an diesem Tag werde ich nie<br />
vergessen. Ab dem 9. Oktober gab es dann für mich keinen Grund<br />
mehr, Angst zu haben.“<br />
Der <strong>CDU</strong>-Abgeordnete Andreas Nowak sagt: „Die erste Großdemonstration<br />
am 9. Oktober <strong>19</strong>89 in Leipzig war ein Meilenstein<br />
<strong>der</strong> Friedlichen Revolution. Ich wollte als damals 14-Jähriger selbst<br />
auch teilnehmen. <strong>Das</strong> haben mir meine Eltern an dem Montag<br />
noch verbieten können. Als dann alles friedlich blieb, ging das einen<br />
Montag später nicht mehr. Also sind meine Eltern auch mitgekommen.<br />
<strong>Das</strong> war bei vielen Familien so und es wurden zum<br />
ersten Mal über 100.000 Demonstranten auf dem Ring. Wären in<br />
<strong>der</strong> ganzen DDR die Menschen damals nicht auf die Straße gegangen,<br />
würden wir alle heute nicht in Freiheit leben. Um dieses<br />
Ereignis und den damit verbundenen Mut auch für nachfolgende<br />
Generationen sichtbar zu machen, unterstützt die <strong>CDU</strong>-Fraktion<br />
die Errichtung des Freiheits- und Einheitsdenkmals am 9. Oktober<br />
2024. Dafür haben wir 2,2 Mio. Euro in den sächsischen<br />
Staatshaushalt eingestellt.“<br />
Andreas Nowak<br />
<strong>CDU</strong>-Abgeordneter