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Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Thema: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Zusammenhänge alltagsnah erfahrbar<br />

und verständlich zu machen. Es bedarf<br />

starker Impulse zur Thematisierung des<br />

Verhältnisses zwischen Mensch und<br />

Natur bereits in Kindertageseinrichtungen<br />

und Grundschulen, denn Pioniere<br />

des Wandels, sogenannte Change Agents<br />

(vgl. WBGU 2011, 255), können bereits<br />

in frühester Kindheit Kenntnisse und<br />

Erfahrungen über komplexe Zusammenhänge<br />

sammeln und daraus Vorstellungen<br />

<strong>für</strong> die Zukunft entwickeln.<br />

Der <strong>Bildung</strong>sbegriff nach Klafki (vgl.<br />

1980; 2007) verlangt nach kritisch-reflektierender,<br />

eigenverantwortlicher und<br />

selbstbestimmter Annäherung an <strong>Bildung</strong>sinhalte.<br />

Dabei ist es unerlässlich,<br />

dass es weder zu einer kritiklosen Übernahme<br />

des normativen Leitbildes <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> kommt, noch um die<br />

ausschließliche Anhäufung von Fachwissen<br />

über Komponenten, Dimensionen,<br />

Strategien und Forderungen geht. Vielmehr<br />

soll eine kritische Auseinandersetzung<br />

mit dem Leitbild stattfinden, die<br />

Interessengegensätze und unterschiedliche<br />

Argumentationsstränge thematisiert<br />

und durch die eine kritische Reflexion<br />

echte Partizipation am Nachhaltigkeitsdiskurs<br />

sowie die <strong>Entwicklung</strong> eigener<br />

Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

fördert (vgl. Wulfmeyer 2020, 14).<br />

Welche Kompetenzen sollen mit einer<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

(BNE) gefördert werden? Entscheidend<br />

ist, dass es sich bei <strong>nachhaltige</strong>r <strong>Entwicklung</strong><br />

nicht lediglich um ein weiteres<br />

(Querschnitts-)Thema handelt, sondern<br />

dass BNE die Aufgabe zukommt,<br />

im Sinne der sog. Whole-School-Approaches<br />

eine Schulkultur zu entwickeln, die<br />

Lernformen bereithält, in denen Denken<br />

und Handeln zusammenfinden; eine<br />

Schulkultur, die ihre Aufgabe in der reflexiven<br />

Auseinandersetzung mit sozialen,<br />

ökonomischen und ökologischen<br />

Fragen sowohl im lokalen als auch im<br />

globalen Raum sowie im Hinblick auf<br />

gegenwärtige und zukünftige <strong>Entwicklung</strong>en<br />

sieht.<br />

Das Verständnis der wechselseitigen<br />

Abhängigkeiten lokaler, globaler und<br />

zeitlicher Perspektiven ist daher die Voraussetzung<br />

<strong>für</strong> die <strong>Entwicklung</strong> vielfältiger<br />

wirkungsvoller Handlungsmöglichkeiten.<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> in der Grundschule<br />

Im Sinne der doppelten Anschlussfähigkeit<br />

knüpft die Grundschule an die Frühund<br />

Elementarpädagogik an und bildet<br />

gleichzeitig die Basis aller anderen Schulformen.<br />

Kinder mit den unterschiedlichsten<br />

Lebenswelten lernen gemeinsam und<br />

setzen sich mit Grundfragen des menschlichen<br />

Zusammenlebens auseinander.<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

(BNE) findet zunehmend Eingang in die<br />

<strong>Bildung</strong>spläne und Kerncurricula der<br />

Länder, und auch in den Empfehlungen<br />

der Kultusministerkonferenz (KMK) zur<br />

Arbeit in der Grundschule wird BNE als<br />

übergreifender <strong>Bildung</strong>sbereich ausgewiesen.<br />

„Die Schülerinnen und Schüler bilden<br />

grundlegende Kompetenzen aus, die sie in<br />

die Lage versetzen, <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong>en<br />

als solche zu erkennen und aktiv mitzugestalten.<br />

Lehrkräfte schaffen Lernsituationen,<br />

in denen die Schülerinnen und Schüler<br />

den sorgsamen und <strong>nachhaltige</strong>n Umgang<br />

mit ökologischen, ökonomischen und sozialen<br />

Ressourcen praktizieren können. Dabei<br />

erwerben die Schülerinnen und Schüler<br />

Kenntnisse über die komplexe und wechselseitige<br />

Abhängigkeit zwischen Mensch und<br />

Umwelt. Dies ermöglicht ihnen die Auseinandersetzung<br />

mit Normen und Werten mit<br />

dem Ziel einer aktiven, kreativen und verantwortungsvollen<br />

Mitgestaltung ökologischer,<br />

ökonomischer und sozialer Prozesse<br />

und der Erweiterung ihrer Handlungsmöglichkeiten.“<br />

(KMK, 17)<br />

Die Arbeit in der Grundschule ist seit<br />

jeher Veränderungen unterworfen und<br />

muss auf <strong>Entwicklung</strong>en in Bereichen<br />

von Gesellschaft und Wissenschaft reagieren.<br />

Das gilt besonders <strong>für</strong> den naturwissenschaftlich-technischen<br />

und auch<br />

<strong>für</strong> den gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Lernbereich, die beide in das Aufgabenfeld<br />

des Faches Sachunterricht fallen.<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> im Sachunterricht<br />

Der Sachunterricht will Kinder bei der<br />

bildungswirksamen Erschließung von<br />

Welt, ihrer Lebenswelt unterstützen.<br />

Vielfältige Phänomene stehen dabei im<br />

Mittelpunkt. Allerdings ist Sachunterricht<br />

nicht, wie später in der Sekundarstufe,<br />

in einzelne Fachdidaktiken unterteilt,<br />

sondern fachwissenschaftliche Perspektiven<br />

und fachdidaktische Bezüge<br />

strukturieren die vielperspektivische<br />

Sachunterrichtsdidaktik (vgl. Wulfmeyer<br />

2020, 18 f.). Im Perspektivrahmen der<br />

Gesellschaft <strong>für</strong> Didaktik des Sachunterrichts<br />

(GDSU) werden Perspektiven<br />

des Sachunterrichts definiert, die miteinander<br />

vernetzt und aus denen Phänomene<br />

betrachtet werden. „Schülerinnen<br />

und Schüler sollen zur aktiven Mitgestaltung<br />

einer an den Prinzipien der ökologischen<br />

Verträglichkeit, wirtschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit und sozialen Gerechtigkeit<br />

orientierten Gesellschaft befähigt<br />

werden. Dabei sollen sie auch <strong>für</strong> globale<br />

Aspekte, demokratische Grundprinzipien<br />

und kulturelle Vielfalt aufgeschlossen<br />

werden.“ (GDSU 2013, 76.) Zentral dabei<br />

ist, dass das Fach sowohl an Erfahrungen,<br />

Vorstellungen und Interessen aus<br />

der Lebenswelt der Schülerinnen und<br />

Schüler als auch an fachwissenschaftliche<br />

Traditionen, Inhalte und Methoden<br />

der Fachwissenschaften und der entsprechenden<br />

Fachdidaktiken anknüpft.<br />

Es geht um Auseinandersetzungen mit<br />

lebensweltlich relevanten Phänomenen,<br />

Situationen und Fragestellungen.<br />

Der wechselseitige Kind- und Sachbezug<br />

und der vielperspektivische Ansatz<br />

sind auch im Rahmen von BNE unverzichtbar,<br />

denn die „besondere Aufgabe<br />

des Sachunterrichts besteht darin, Schülerinnen<br />

und Schüler darin zu unterstützen,<br />

ihre natürliche, kulturelle, soziale und<br />

technische Umwelt sachbezogen zu verstehen<br />

und sich darin zu orientieren, mitzuwirken<br />

und zu handeln“ (GDSU 2013, 9).<br />

Im Sachunterricht lernen Kinder somit<br />

verschiedene Perspektiven auf eine <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> kennen, diskutieren<br />

differierende Interessen, Meinungen<br />

und Werthaltungen. Sie lernen, sich in<br />

unserer komplexen und global vernetzten<br />

Welt zu orientieren, erkennen und<br />

erproben Partizipationsmöglichkeiten<br />

und entdecken <strong>für</strong> sich Handlungs- und<br />

Gestaltungsfelder (Wulfmeyer/Hauenschild<br />

2023).<br />

Literaturangaben zum Artikel<br />

können Sie von unserer Website herunterladen:<br />

https://t1p.de/GSa166Lit<br />

8 GS aktuell 166 • Mai 2024

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