Bildung für nachhaltige Entwicklung
GSa166_Mai24_ES
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Thema: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Zusammenhänge alltagsnah erfahrbar<br />
und verständlich zu machen. Es bedarf<br />
starker Impulse zur Thematisierung des<br />
Verhältnisses zwischen Mensch und<br />
Natur bereits in Kindertageseinrichtungen<br />
und Grundschulen, denn Pioniere<br />
des Wandels, sogenannte Change Agents<br />
(vgl. WBGU 2011, 255), können bereits<br />
in frühester Kindheit Kenntnisse und<br />
Erfahrungen über komplexe Zusammenhänge<br />
sammeln und daraus Vorstellungen<br />
<strong>für</strong> die Zukunft entwickeln.<br />
Der <strong>Bildung</strong>sbegriff nach Klafki (vgl.<br />
1980; 2007) verlangt nach kritisch-reflektierender,<br />
eigenverantwortlicher und<br />
selbstbestimmter Annäherung an <strong>Bildung</strong>sinhalte.<br />
Dabei ist es unerlässlich,<br />
dass es weder zu einer kritiklosen Übernahme<br />
des normativen Leitbildes <strong>nachhaltige</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> kommt, noch um die<br />
ausschließliche Anhäufung von Fachwissen<br />
über Komponenten, Dimensionen,<br />
Strategien und Forderungen geht. Vielmehr<br />
soll eine kritische Auseinandersetzung<br />
mit dem Leitbild stattfinden, die<br />
Interessengegensätze und unterschiedliche<br />
Argumentationsstränge thematisiert<br />
und durch die eine kritische Reflexion<br />
echte Partizipation am Nachhaltigkeitsdiskurs<br />
sowie die <strong>Entwicklung</strong> eigener<br />
Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten<br />
fördert (vgl. Wulfmeyer 2020, 14).<br />
Welche Kompetenzen sollen mit einer<br />
<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
(BNE) gefördert werden? Entscheidend<br />
ist, dass es sich bei <strong>nachhaltige</strong>r <strong>Entwicklung</strong><br />
nicht lediglich um ein weiteres<br />
(Querschnitts-)Thema handelt, sondern<br />
dass BNE die Aufgabe zukommt,<br />
im Sinne der sog. Whole-School-Approaches<br />
eine Schulkultur zu entwickeln, die<br />
Lernformen bereithält, in denen Denken<br />
und Handeln zusammenfinden; eine<br />
Schulkultur, die ihre Aufgabe in der reflexiven<br />
Auseinandersetzung mit sozialen,<br />
ökonomischen und ökologischen<br />
Fragen sowohl im lokalen als auch im<br />
globalen Raum sowie im Hinblick auf<br />
gegenwärtige und zukünftige <strong>Entwicklung</strong>en<br />
sieht.<br />
Das Verständnis der wechselseitigen<br />
Abhängigkeiten lokaler, globaler und<br />
zeitlicher Perspektiven ist daher die Voraussetzung<br />
<strong>für</strong> die <strong>Entwicklung</strong> vielfältiger<br />
wirkungsvoller Handlungsmöglichkeiten.<br />
<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> in der Grundschule<br />
Im Sinne der doppelten Anschlussfähigkeit<br />
knüpft die Grundschule an die Frühund<br />
Elementarpädagogik an und bildet<br />
gleichzeitig die Basis aller anderen Schulformen.<br />
Kinder mit den unterschiedlichsten<br />
Lebenswelten lernen gemeinsam und<br />
setzen sich mit Grundfragen des menschlichen<br />
Zusammenlebens auseinander.<br />
<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
(BNE) findet zunehmend Eingang in die<br />
<strong>Bildung</strong>spläne und Kerncurricula der<br />
Länder, und auch in den Empfehlungen<br />
der Kultusministerkonferenz (KMK) zur<br />
Arbeit in der Grundschule wird BNE als<br />
übergreifender <strong>Bildung</strong>sbereich ausgewiesen.<br />
„Die Schülerinnen und Schüler bilden<br />
grundlegende Kompetenzen aus, die sie in<br />
die Lage versetzen, <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong>en<br />
als solche zu erkennen und aktiv mitzugestalten.<br />
Lehrkräfte schaffen Lernsituationen,<br />
in denen die Schülerinnen und Schüler<br />
den sorgsamen und <strong>nachhaltige</strong>n Umgang<br />
mit ökologischen, ökonomischen und sozialen<br />
Ressourcen praktizieren können. Dabei<br />
erwerben die Schülerinnen und Schüler<br />
Kenntnisse über die komplexe und wechselseitige<br />
Abhängigkeit zwischen Mensch und<br />
Umwelt. Dies ermöglicht ihnen die Auseinandersetzung<br />
mit Normen und Werten mit<br />
dem Ziel einer aktiven, kreativen und verantwortungsvollen<br />
Mitgestaltung ökologischer,<br />
ökonomischer und sozialer Prozesse<br />
und der Erweiterung ihrer Handlungsmöglichkeiten.“<br />
(KMK, 17)<br />
Die Arbeit in der Grundschule ist seit<br />
jeher Veränderungen unterworfen und<br />
muss auf <strong>Entwicklung</strong>en in Bereichen<br />
von Gesellschaft und Wissenschaft reagieren.<br />
Das gilt besonders <strong>für</strong> den naturwissenschaftlich-technischen<br />
und auch<br />
<strong>für</strong> den gesellschaftswissenschaftlichen<br />
Lernbereich, die beide in das Aufgabenfeld<br />
des Faches Sachunterricht fallen.<br />
<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> im Sachunterricht<br />
Der Sachunterricht will Kinder bei der<br />
bildungswirksamen Erschließung von<br />
Welt, ihrer Lebenswelt unterstützen.<br />
Vielfältige Phänomene stehen dabei im<br />
Mittelpunkt. Allerdings ist Sachunterricht<br />
nicht, wie später in der Sekundarstufe,<br />
in einzelne Fachdidaktiken unterteilt,<br />
sondern fachwissenschaftliche Perspektiven<br />
und fachdidaktische Bezüge<br />
strukturieren die vielperspektivische<br />
Sachunterrichtsdidaktik (vgl. Wulfmeyer<br />
2020, 18 f.). Im Perspektivrahmen der<br />
Gesellschaft <strong>für</strong> Didaktik des Sachunterrichts<br />
(GDSU) werden Perspektiven<br />
des Sachunterrichts definiert, die miteinander<br />
vernetzt und aus denen Phänomene<br />
betrachtet werden. „Schülerinnen<br />
und Schüler sollen zur aktiven Mitgestaltung<br />
einer an den Prinzipien der ökologischen<br />
Verträglichkeit, wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit und sozialen Gerechtigkeit<br />
orientierten Gesellschaft befähigt<br />
werden. Dabei sollen sie auch <strong>für</strong> globale<br />
Aspekte, demokratische Grundprinzipien<br />
und kulturelle Vielfalt aufgeschlossen<br />
werden.“ (GDSU 2013, 76.) Zentral dabei<br />
ist, dass das Fach sowohl an Erfahrungen,<br />
Vorstellungen und Interessen aus<br />
der Lebenswelt der Schülerinnen und<br />
Schüler als auch an fachwissenschaftliche<br />
Traditionen, Inhalte und Methoden<br />
der Fachwissenschaften und der entsprechenden<br />
Fachdidaktiken anknüpft.<br />
Es geht um Auseinandersetzungen mit<br />
lebensweltlich relevanten Phänomenen,<br />
Situationen und Fragestellungen.<br />
Der wechselseitige Kind- und Sachbezug<br />
und der vielperspektivische Ansatz<br />
sind auch im Rahmen von BNE unverzichtbar,<br />
denn die „besondere Aufgabe<br />
des Sachunterrichts besteht darin, Schülerinnen<br />
und Schüler darin zu unterstützen,<br />
ihre natürliche, kulturelle, soziale und<br />
technische Umwelt sachbezogen zu verstehen<br />
und sich darin zu orientieren, mitzuwirken<br />
und zu handeln“ (GDSU 2013, 9).<br />
Im Sachunterricht lernen Kinder somit<br />
verschiedene Perspektiven auf eine <strong>nachhaltige</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> kennen, diskutieren<br />
differierende Interessen, Meinungen<br />
und Werthaltungen. Sie lernen, sich in<br />
unserer komplexen und global vernetzten<br />
Welt zu orientieren, erkennen und<br />
erproben Partizipationsmöglichkeiten<br />
und entdecken <strong>für</strong> sich Handlungs- und<br />
Gestaltungsfelder (Wulfmeyer/Hauenschild<br />
2023).<br />
Literaturangaben zum Artikel<br />
können Sie von unserer Website herunterladen:<br />
https://t1p.de/GSa166Lit<br />
8 GS aktuell 166 • Mai 2024