Bildung für nachhaltige Entwicklung
GSa166_Mai24_ES
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Praxis: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Andreas Potthast<br />
Auf dem Weg zur müllfreien Grundschule<br />
Im Klima-Schulnetzwerk Delbrücker Land lernen<br />
sechs Grundschulen voneinander<br />
Es ist eines der großen Querschnittsthemen der Grundschule: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> (BNE). Grundlage der thematischen Arbeit bilden die<br />
17 Nachhaltigkeitsziele der UN, die auch von Deutschland ratifiziert worden sind.<br />
Die sechs Grundschulen der Stadt<br />
Delbrück haben sich auf den<br />
Weg gemacht, gemeinsam an<br />
diesem Thema zu arbeiten und sich als<br />
Netzwerk im Landesprogramm „Schule<br />
der Zukunft“ zertifizieren zu lassen. Ziel<br />
ist es, die Zukunftskompetenz der Schülerinnen<br />
und Schüler in den Blick zu nehmen<br />
und zu fördern. Die Kinder der sechs<br />
Grundschulen sollen befähigt werden,<br />
über ihre Zukunft nachzudenken und<br />
konkrete Ideen zu deren Gestaltung im<br />
schulischen und im häuslichen Umfeld zu<br />
entwickeln. Seit dem Schuljahr 2022/2023<br />
kooperieren die sechs Grundschulen, die<br />
zudem im Arbeitskreis Delbrücker<br />
Grundschulen zusammengeschlossen<br />
sind, thematisch eng miteinander.<br />
Die Schüler*innenakademie<br />
„Wir könnten doch einfach unser eigenes<br />
Handtuch mitbringen!“ Die Idee<br />
stammt von Johannes. Der Viertklässler<br />
ist einer der Teilnehmer*innen der<br />
Delbrücker Schüler*innenakademie, die<br />
sich mit dem Thema „Auf dem Weg zur<br />
müllfreien Schule“ befasst.<br />
An zwei Vormittagen trafen sich vier<br />
bis sechs Schüler*innen aus jeder der<br />
sechs Grundschulen auf dem Stadtgebiet<br />
Delbrück. Unter der Leitung des NABU<br />
BNE Regionalzentrums in Bad Lippspringe<br />
entwickeln die Kinder nach der<br />
Methode „Zukunftswerkstatt“ Ideen zur<br />
Verbesserung der Müllsituation.<br />
Über eine „Meckerphase“, die sich<br />
mit Fragen befasst wie „Was ist schlecht,<br />
was funktioniert nicht oder was nervt?“,<br />
konnten die Kinder in einer „Traumphase“<br />
ihre Wunschschule in Zusammenhang<br />
mit der Reduzierung von Müll entwickeln.<br />
Um der Müllproblematik noch<br />
mehr Nachdruck zu verleihen, wurde an<br />
einem zweiten Tag der Zukunftswerk-<br />
statt zunächst einmal der Müll aus allen<br />
sechs Grundschulen zusammengetragen,<br />
den die Kinder jeweils im Vorfeld auf den<br />
Grundstücken aufgelesen hatten. Für die<br />
verschiedenen Probleme in den Schulen<br />
und auf den Schulhöfen wurden konkrete<br />
Lösungen gesammelt. Abschließend<br />
ging es in die Praxis. Es wurde überlegt,<br />
welche der entstandenen Ideen umsetzbar<br />
sind, welcher Unterstützung es bedarf<br />
und wann gestartet werden kann.<br />
Jede*r bringt sein*ihr<br />
eigenes Handtuch mit<br />
Die Ergebnisse der Schüler*innenakademie<br />
wurden schließlich in die verschiedenen<br />
Schulen getragen, wo es anschließend<br />
an die Umsetzung ging. So wurde<br />
die Idee von Johannes an einer Schule<br />
bereits umgesetzt. Dort bringen seit<br />
einigen Wochen die Kinder ihr eigenes<br />
Handtuch mit. Wenn die Schüler*innen<br />
während des Unterrichts zur Toilette<br />
müssen, wird das Handtuch am<br />
Waschbecken im Vorraum aufgehängt,<br />
nach dem Händewaschen benutzt und<br />
anschließend wieder mit in die Klasse<br />
genommen. Dort hängt es bis zum<br />
nächsten Einsatz an einem Haken am<br />
Tisch. Freitags nehmen die Schüler*innen<br />
das Handtuch zum Waschen mit<br />
nach Hause. Der Hausmeister der Schule<br />
wurde vom Schülerparlament gebeten,<br />
in der nächsten Zeit zu überprüfen,<br />
ob der Verbrauch der Einmalpapierhandtücher<br />
tatsächlich sinkt. An<br />
einer anderen Grundschule wurde festgestellt,<br />
dass sich zu wenige Mülleimer<br />
auf dem Schulhof befinden. Hier wurde<br />
durch einen Antrag beim Bauhof der<br />
Stadt Abhilfe geschaffen. In zwei weiteren<br />
Schulen stieß die fehlende oder<br />
nicht konsequente Mülltrennung in den<br />
Klassenräumen auf Kritik.<br />
Andreas Potthast<br />
ist seit 2002 Schulleiter. Seit 2017 leitet<br />
er den Grundschulverbund Westenholz-Hagen<br />
in Delbrück. Außerdem<br />
steht er seit 2016 als Mitglied des Ensembles<br />
Grundschulkabarett Lehrgut<br />
auf nordrhein-westfälischen Bühnen.<br />
Mail: andreas.potthast@gsvwhdel.de<br />
Beim kleinen FREI DAY<br />
sind alle sehr motiviert<br />
„Die Zukunft kann man am besten voraussagen,<br />
indem man sie selbst erfindet.“<br />
Ganz nach dem Satz des amerikanischen<br />
Informatikers Alan Kay übernehmen<br />
Kinder Verantwortung und<br />
erleben Selbstwirksamkeit. Sie merken:<br />
Sich einzusetzen, Ideen zu entwickeln<br />
und diese in die Schule und darüber<br />
hinaus weiterzugeben lohnt sich und<br />
trägt Früchte.<br />
Was beim Thema <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> besonders ins Auge<br />
sticht, ist die unglaubliche Motivation,<br />
mit der sich die Schüler*innen in Delbrück<br />
und sicherlich auch anderswo mit<br />
den Zukunftsthemen auseinandersetzen.<br />
Einmal „angezündet“, arbeiten sie ideenreich<br />
und voller Elan daran, ihre Zukunft<br />
besser zu gestalten. Diese Tatsache wiederum<br />
motiviert die Lehrer*innen, das Thema<br />
mit den Schüler*innen vor Ort anzupacken.<br />
So entstand an einer der Grundschulen<br />
in den Wochen nach der Zukunftswerkstatt<br />
der „Kleine FREI DAY“.<br />
Kinder aus einem vierten und einem<br />
zweiten Schuljahr treffen sich seitdem an<br />
22<br />
GS aktuell 166 • Mai 2024