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Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Praxis: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Andreas Potthast<br />

Auf dem Weg zur müllfreien Grundschule<br />

Im Klima-Schulnetzwerk Delbrücker Land lernen<br />

sechs Grundschulen voneinander<br />

Es ist eines der großen Querschnittsthemen der Grundschule: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> (BNE). Grundlage der thematischen Arbeit bilden die<br />

17 Nachhaltigkeitsziele der UN, die auch von Deutschland ratifiziert worden sind.<br />

Die sechs Grundschulen der Stadt<br />

Delbrück haben sich auf den<br />

Weg gemacht, gemeinsam an<br />

diesem Thema zu arbeiten und sich als<br />

Netzwerk im Landesprogramm „Schule<br />

der Zukunft“ zertifizieren zu lassen. Ziel<br />

ist es, die Zukunftskompetenz der Schülerinnen<br />

und Schüler in den Blick zu nehmen<br />

und zu fördern. Die Kinder der sechs<br />

Grundschulen sollen befähigt werden,<br />

über ihre Zukunft nachzudenken und<br />

konkrete Ideen zu deren Gestaltung im<br />

schulischen und im häuslichen Umfeld zu<br />

entwickeln. Seit dem Schuljahr 2022/2023<br />

kooperieren die sechs Grundschulen, die<br />

zudem im Arbeitskreis Delbrücker<br />

Grundschulen zusammengeschlossen<br />

sind, thematisch eng miteinander.<br />

Die Schüler*innenakademie<br />

„Wir könnten doch einfach unser eigenes<br />

Handtuch mitbringen!“ Die Idee<br />

stammt von Johannes. Der Viertklässler<br />

ist einer der Teilnehmer*innen der<br />

Delbrücker Schüler*innenakademie, die<br />

sich mit dem Thema „Auf dem Weg zur<br />

müllfreien Schule“ befasst.<br />

An zwei Vormittagen trafen sich vier<br />

bis sechs Schüler*innen aus jeder der<br />

sechs Grundschulen auf dem Stadtgebiet<br />

Delbrück. Unter der Leitung des NABU<br />

BNE Regionalzentrums in Bad Lippspringe<br />

entwickeln die Kinder nach der<br />

Methode „Zukunftswerkstatt“ Ideen zur<br />

Verbesserung der Müllsituation.<br />

Über eine „Meckerphase“, die sich<br />

mit Fragen befasst wie „Was ist schlecht,<br />

was funktioniert nicht oder was nervt?“,<br />

konnten die Kinder in einer „Traumphase“<br />

ihre Wunschschule in Zusammenhang<br />

mit der Reduzierung von Müll entwickeln.<br />

Um der Müllproblematik noch<br />

mehr Nachdruck zu verleihen, wurde an<br />

einem zweiten Tag der Zukunftswerk-<br />

statt zunächst einmal der Müll aus allen<br />

sechs Grundschulen zusammengetragen,<br />

den die Kinder jeweils im Vorfeld auf den<br />

Grundstücken aufgelesen hatten. Für die<br />

verschiedenen Probleme in den Schulen<br />

und auf den Schulhöfen wurden konkrete<br />

Lösungen gesammelt. Abschließend<br />

ging es in die Praxis. Es wurde überlegt,<br />

welche der entstandenen Ideen umsetzbar<br />

sind, welcher Unterstützung es bedarf<br />

und wann gestartet werden kann.<br />

Jede*r bringt sein*ihr<br />

eigenes Handtuch mit<br />

Die Ergebnisse der Schüler*innenakademie<br />

wurden schließlich in die verschiedenen<br />

Schulen getragen, wo es anschließend<br />

an die Umsetzung ging. So wurde<br />

die Idee von Johannes an einer Schule<br />

bereits umgesetzt. Dort bringen seit<br />

einigen Wochen die Kinder ihr eigenes<br />

Handtuch mit. Wenn die Schüler*innen<br />

während des Unterrichts zur Toilette<br />

müssen, wird das Handtuch am<br />

Waschbecken im Vorraum aufgehängt,<br />

nach dem Händewaschen benutzt und<br />

anschließend wieder mit in die Klasse<br />

genommen. Dort hängt es bis zum<br />

nächsten Einsatz an einem Haken am<br />

Tisch. Freitags nehmen die Schüler*innen<br />

das Handtuch zum Waschen mit<br />

nach Hause. Der Hausmeister der Schule<br />

wurde vom Schülerparlament gebeten,<br />

in der nächsten Zeit zu überprüfen,<br />

ob der Verbrauch der Einmalpapierhandtücher<br />

tatsächlich sinkt. An<br />

einer anderen Grundschule wurde festgestellt,<br />

dass sich zu wenige Mülleimer<br />

auf dem Schulhof befinden. Hier wurde<br />

durch einen Antrag beim Bauhof der<br />

Stadt Abhilfe geschaffen. In zwei weiteren<br />

Schulen stieß die fehlende oder<br />

nicht konsequente Mülltrennung in den<br />

Klassenräumen auf Kritik.<br />

Andreas Potthast<br />

ist seit 2002 Schulleiter. Seit 2017 leitet<br />

er den Grundschulverbund Westenholz-Hagen<br />

in Delbrück. Außerdem<br />

steht er seit 2016 als Mitglied des Ensembles<br />

Grundschulkabarett Lehrgut<br />

auf nordrhein-westfälischen Bühnen.<br />

Mail: andreas.potthast@gsvwhdel.de<br />

Beim kleinen FREI DAY<br />

sind alle sehr motiviert<br />

„Die Zukunft kann man am besten voraussagen,<br />

indem man sie selbst erfindet.“<br />

Ganz nach dem Satz des amerikanischen<br />

Informatikers Alan Kay übernehmen<br />

Kinder Verantwortung und<br />

erleben Selbstwirksamkeit. Sie merken:<br />

Sich einzusetzen, Ideen zu entwickeln<br />

und diese in die Schule und darüber<br />

hinaus weiterzugeben lohnt sich und<br />

trägt Früchte.<br />

Was beim Thema <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> besonders ins Auge<br />

sticht, ist die unglaubliche Motivation,<br />

mit der sich die Schüler*innen in Delbrück<br />

und sicherlich auch anderswo mit<br />

den Zukunftsthemen auseinandersetzen.<br />

Einmal „angezündet“, arbeiten sie ideenreich<br />

und voller Elan daran, ihre Zukunft<br />

besser zu gestalten. Diese Tatsache wiederum<br />

motiviert die Lehrer*innen, das Thema<br />

mit den Schüler*innen vor Ort anzupacken.<br />

So entstand an einer der Grundschulen<br />

in den Wochen nach der Zukunftswerkstatt<br />

der „Kleine FREI DAY“.<br />

Kinder aus einem vierten und einem<br />

zweiten Schuljahr treffen sich seitdem an<br />

22<br />

GS aktuell 166 • Mai 2024

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