Bildung für nachhaltige Entwicklung
GSa166_Mai24_ES
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Praxis: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Das Ziel – Whole School Approach<br />
Die Grundschule Pullach ist noch nicht<br />
am Ziel. Immer noch erleben wir es als<br />
mühsames Add-on-Thema, zwei dokumentierbare<br />
BNE-Projekte innerhalb<br />
eines Schuljahres zu entwickeln und zu<br />
gestalten. Oftmals stehen die Handlungsfelder<br />
noch isoliert im Raum und werden<br />
erst vereinzelt mitgetragen. Hier gilt<br />
es, Stellschrauben in der Steuerung zu<br />
drehen. So sehr Nachhaltigkeit schon in<br />
unserer Schul- und Organisationskultur<br />
(Ökokiste Schulobst, Schulacker, plastikfreies<br />
Schulmaterial), in unserem Betrieb<br />
(Müllvermeidung und -trennung,<br />
Umstellung auf LED-Beleuchtung)<br />
und in den unterschiedlichen Kooperationen<br />
integriert ist, den Kernbereich<br />
unserer schulischen Arbeit, nämlich<br />
das Unterrichten und alle Lernprozesse,<br />
durchdringt <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> als Leitidee erst ansatzweise.<br />
Nur in dieser ganzheitlichen<br />
Sichtweise kann BNE zum „Motor“<br />
von Unterrichts- und Schulentwicklung<br />
werden 3 . Es ist auch eine Frage der<br />
Haltung, und deshalb wird das „Näherkommen“<br />
(approach) noch ein längerer<br />
Weg bleiben. Umso mehr wissen wir<br />
es zu schätzen, in ein Netzwerk eingebunden<br />
und durch den Erfahrungsaustausch<br />
angeregt zu sein sowie vom LBV,<br />
durchaus hilfreich begleitet, jährlich neu<br />
herausgefordert zu werden, uns dem<br />
Anspruch zu stellen. <br />
Anmerkungen:<br />
1) Weitere Informationen zum weltweiten<br />
Netzwerk unter http://www.ecoschools.<br />
global oder bei der bayerischen Landeskoordination<br />
unter www.lbv.de/umweltschule<br />
2) LBV: Umweltschule in Europa / Internationale<br />
Nachhaltigkeitsschule – Ausschreibung<br />
<strong>für</strong> Bayern – Schuljahr 2023/2024, 5<br />
3) Ebenda, 8 u. 9<br />
Lisa Münzel<br />
FREI DAY: Der Zukunftstag an<br />
unserer Grundschule Nord<br />
„Gibt es morgen wieder unseren FREI DAY?“, verabschiedet sich fragend ein<br />
Kind der Klasse 2c nach Schulschluss. Es vergeht kein Mittwoch, ohne dass diese<br />
Frage von mehreren Schüler*innen gestellt wird. Die Begeisterung <strong>für</strong> den neuen<br />
Schultag, an dem die Kinder zu den 17 Nachhaltigkeitszielen in ihrem eigenen<br />
Tempo und mit intrinsischer Motivation arbeiten können, ist riesig.<br />
Gestartet sind wir in diesem<br />
Schuljahr mit der zweiten Jahrgangsstufe<br />
als Pilotprojekt.<br />
Wöchentlich entwickelt unser<br />
Team aus drei Lehrkräften und<br />
einer Sozialpädagogin das<br />
neue Lernformat zu Themen<br />
der <strong>nachhaltige</strong>n <strong>Entwicklung</strong><br />
<strong>für</strong> unsere Grundschule<br />
weiter und passt<br />
es flexibel an die Bedürfnisse<br />
der Kinder und die<br />
Gegebenheiten an.<br />
Nach den Interessen der<br />
Kinder haben sich folgende<br />
fünf Projektgruppen gebildet:<br />
Klimaküche, Upcycling,<br />
Mensch, Wald und die Traumschule.<br />
Hier setzen die Schüler*innen<br />
ihre Ideen in einem Zeitraum<br />
von circa sechs Wochen um. Nach den<br />
Abschlusspräsentationen wählen sich die<br />
Kinder ein neues Projekt.<br />
In diesem Freiraum von wöchentlich<br />
vier Unterrichtsstunden bilden die Schüler*innen<br />
in ihren neuen Rollen als kreati-<br />
ve Entdecker und Ideensammler verschiedene<br />
Lösungsansätze <strong>für</strong> die drängenden<br />
Zukunftsfragen unserer Zeit heraus.<br />
Auch die Funktion der<br />
Lehrkraft ist neu: Wir<br />
agieren als Lernbegleiter*innen<br />
und stehen den<br />
Kindern mit all unserem<br />
Wissen zur Seite, ohne<br />
den Lernweg vorzugeben<br />
und ohne diesen<br />
zu bewerten.<br />
Der gemeinsame<br />
Start in den<br />
Zukunftstag<br />
Am Donnerstag ist es dann<br />
wieder so weit: Bepackt mit<br />
Beuteln samt leeren Milchpackungen,<br />
Joghurtbechern<br />
und Klopapierrollen<br />
betreten die Kinder das<br />
Schulgebäude. Einige der Schüler*innen<br />
bringen Eier, Äpfel, Karotten und Rezeptideen<br />
mit.<br />
Dieser Schultag beginnt anders als<br />
die anderen. Gemeinsam und voller<br />
Vorfreude starten die zweiten Klassen<br />
Hand in Hand in unseren FREI DAY in<br />
der Aula mit den „Good News“: „Zehn,<br />
neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei,<br />
zwei, eins, null: Wir gemeinsam <strong>für</strong> eine<br />
bessere Welt!“ ertönen energiegeladen<br />
die Stimmen der Kinder.<br />
Wer das Mikrofon auf der Bühne in<br />
seiner Hand hält, darf sprechen – vor<br />
großem Publikum. Immerhin sind es<br />
nicht weniger als 160 Ohren und Augen,<br />
die gespannt hören und sehen möchten,<br />
welche guten Neuigkeiten sich im kleinen<br />
oder im großen Kosmos – unserem<br />
Planeten Erde – zugetragen haben.<br />
Eine Schülerin der Klasse 2c meldet<br />
sich zu Wort: „Meine Name ist E. Ich bin<br />
in der Gruppe Wald. Die Tulpenzwiebeln,<br />
die wir auf dem Schulhof eingebuddelt haben,<br />
sind schon zu sehen.“ Tosender Applaus<br />
erklingt in der Aula.<br />
Aus der Klasse 2a steht nun ein Junge<br />
auf der kleinen Schulbühne: „Ich heiße<br />
M. aus der Gruppe Klimabüro. Ich bin<br />
verliebt.“ Wieder ertönt der Applaus.<br />
Die nächste Meldung kommt von M.<br />
aus der Klasse 2b: „Meine Gruppe heißt<br />
Mensch und ich bin froh, dass viele Helfer<br />
die Menschen im Krieg nicht alleinlassen.“<br />
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GS aktuell 166 • Mai 2024