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Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Praxis: Rundschau <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Dr. Nadine Naugk,<br />

ist wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

im Arbeitsbereich Deutsch, Institut<br />

<strong>für</strong> Schulpädagogik und Grundschuldidaktik,<br />

Martin-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg, Grundschulverband-<br />

Vorstandsmitglied der Landesgruppe<br />

Sachsen-Anhalt<br />

wege aus unterschiedlichen Blickwinkeln<br />

erstrebenswert erscheinen. Die Frage<br />

in meinem Seminarkonzepte lautete:<br />

Wie kann man Unterstützungsmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> Lehrkräfte finden, um Mehrsprachigkeit<br />

als Chance anzusehen und<br />

in den Unterricht zu integrieren? Nach<br />

Festlegung dieser Herausforderung geht<br />

man zunächst in die Breite. Die Studierenden<br />

setzten sich da<strong>für</strong> mit Primär-<br />

und Sekundärliteratur auseinander,<br />

wie dem Jugendbuch Ching Chang<br />

Stop (Gohring 2022), das eindrücklich<br />

und authentisch von Alltagsrassismus<br />

berichtet, oder dem Debattenbuch<br />

Abb. 2: Bearbeitung der Wow-How-Now-Matrix<br />

Deutschpflicht auf dem Schulhof? Warum<br />

wir Mehrsprachigkeit brauchen (Wiese/<br />

Tracy/Sennema 2020), um die Komplexität<br />

der Herausforderung zu verstehen.<br />

In der anschließenden Empathiephase<br />

interviewten sie Lehrkräfte zu ihrer persönlichen<br />

Sicht auf die Herausforderung<br />

insbesondere in Bezug auf ihren (Unterrichts-)Alltag<br />

an der Schule. Eine weitere<br />

Möglichkeit zum Verständnis der Perspektive<br />

der Nutzenden kann auch durch<br />

Selbsterfahrung oder Beobachtungen<br />

(z. B. in Hospitationen) entwickelt werden.<br />

Sollen Schüler:innen beispielsweise<br />

in die Planung der Schulhofgestaltung<br />

einbezogen werden, müssten Kinder<br />

verschiedenen Alters und insbesondere<br />

Kinder mit besonderen Rechten interviewt<br />

/ beobachtet werden. Setzt sich das<br />

Schulteam mit der Frage auseinander,<br />

wie Seiteneinsteiger:innen bestmögliche<br />

Unterstützung zum Einstieg in den Beruf<br />

bei knappen eigenen Ressourcen bekommen<br />

können, sollten die Seiteneinsteigenden<br />

selbst, ihre Mentor:in(nen)<br />

und die Schulleitung befragt werden, um<br />

die Herausforderung aus deren Perspektive<br />

wahrzunehmen.<br />

Im weiteren Verlauf des DT, der Phase<br />

des Erfassens der Nutzer:innenperspektive,<br />

tragen die Teilnehmenden ihre Informationen<br />

zusammen und identifizieren<br />

ein Teilproblem, <strong>für</strong> das sie im weiteren<br />

Prozess eine Lösung entwickeln<br />

wollen, und formulieren dazu eine Wiekönnen-wir-Frage<br />

(z. B.: Wie können<br />

wir Frau A. unterstützen, in nur zwei<br />

Minuten ihres Unterrichtstages Mehrsprachigkeit<br />

einzubauen? Wie können<br />

wir Frau B. die Vorteile einer Mehrsprachigkeitsdidaktik<br />

möglichst knapp nahebringen?<br />

Wie können wir die Sprachreflexion<br />

(des Deutschen) auf Satzebene<br />

anregen?)<br />

Nach dieser Engführung geht es wieder<br />

in die Breite und es werden so viele<br />

kreative, innovative Ideen gesammelt wie<br />

möglich, die auch erst einmal etwas verrückt<br />

klingen können. Da<strong>für</strong> bieten sich<br />

verschiedene Brainstorming-Methoden<br />

wie das Superman-Brainstorming, das<br />

Brainwriting oder das Objekt- oder Inspirations-Brainstorming<br />

an (siehe Hopp/<br />

Häusslein 2019, 146 ff.). Mithilfe der<br />

Wow-How-Now-Matrix (Abb. 2) ordnen<br />

die Studierenden ihre Ideen schließlich in<br />

einen von vier Quadranten mit Blick auf<br />

die Realisierbarkeit und die Originalität<br />

der Idee ein, um abschließend eine der<br />

Ideen, die im Wow-Sektor gelandet sind,<br />

<strong>für</strong> die spätere Umsetzung auszuwählen.<br />

Für diese ausgewählte Idee bauen sie<br />

nun einen Prototyp, der das Konzept<br />

der Idee veranschaulicht – die Teilnehmenden<br />

treten hierbei in einen intensiven<br />

Austausch über ihr jeweiliges Verständnis<br />

der ausgewählten Idee und<br />

besprechen mit Blick auf die gestellte<br />

Herausforderung und die erarbeitete<br />

Nutzer:innenperspektive die Details.<br />

Anschließend gehen sie in die Umsetzungsphase,<br />

in der immer wieder Feedback<br />

gegeben wird, um iterativ das Produkt<br />

zu verbessern. In meinem Seminar<br />

erstellten die Studierenden am Ende digitale<br />

oder digitalisierte Materialien, die<br />

Lehrkräften nun unter einer offenen Lizenz<br />

als Open Educational Ressources<br />

(OER) über eine Homepage zur Verfügung<br />

stehen (https://blogs.urz.unihalle.de/mehrsprachigeschule/,<br />

Aufruf<br />

am 08.03.2024). So entstanden bisher<br />

knapp 20 Materialien, u. a. interaktive<br />

H5P-Materialien, Padlets/Taskcards,<br />

Videotutorials oder PDFs, die von den<br />

Studierenden selbstständig in die Homepage<br />

eingebettet wurden. Dabei konnten<br />

die Studierenden gleichzeitig ihre digitalen<br />

Kompetenzen ausbauen und innovative<br />

Tools kennenlernen. Neben einer<br />

Sprachenwand, einem interaktiven<br />

Wimmelbild oder einem Sprachenzug,<br />

mit dem die Reihenfolge der Satzglieder<br />

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GS aktuell 166 • Mai 2024

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