Bildung für nachhaltige Entwicklung
GSa166_Mai24_ES
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Tagebuch<br />
Warum bin ich im Grundschulverband?<br />
Andreas Grajek<br />
Andreas Grajek ist Grundschullehrer<br />
<strong>für</strong> die Fächer Deutsch, Mathematik,<br />
Sachunterricht, Englisch und Musik. Er<br />
ist in der ersten und der zweiten Phase<br />
der Lehrkräftebildung sowie als Fortbildner<br />
<strong>für</strong> Begabungs- und (Hoch-)<br />
Begabtenförderung im Primarbereich<br />
aktiv. Daneben betreibt er die Plattform<br />
schulimpulse.de und engagiert<br />
sich in der Landesgruppe Sachsen im Grundschulverband.<br />
Meine erste Begegnung mit dem Grundschulverband fand<br />
während des Studiums statt. In der Universitätsbibliothek<br />
fiel mir das Buch „Mathematik <strong>für</strong> Kinder – Mathematik<br />
von Kindern“ in die Hände und es beeindruckte mich<br />
sehr. Obwohl mir zu diesem Zeitpunkt die praktische<br />
Unterrichtserfahrung noch fehlte, erkannte ich sofort,<br />
dass das darin vertretene Professionsverständnis meinen<br />
Vorstellungen entsprach.<br />
Meine Reise ging weiter durch das Studium, das Referendariat<br />
und schließlich in den Lehreralltag, begleitet von<br />
den Publikationen des Grundschulverbands. Diese schärften<br />
mein Bewusstsein <strong>für</strong> die Bedeutung von Sprache im<br />
pädagogischen Kontext. Worte wie „lernlangsam“ und<br />
„lernschnell“ ersetzten in meinem Sprachgebrauch die früher<br />
gebräuchlichen Begriffe „lernschwach“ und „lernstark“<br />
und wirkten damit auch auf mein Herangehen an die Planung<br />
von Unterricht. Ebenso lies mich die differenzierte<br />
Betrachtung von Kindern „mit bildungsrelevanten Herausforderungen“<br />
gegenüber der pauschalen Kategorie „sozial<br />
benachteiligt“ die Individualität jedes Kindes stärker<br />
berücksichtigen und wertschätzen. Die Lektüre von „Didaktik<br />
der Lernkulturen“ führte mir die begriffliche Bedeutung<br />
von „Lehr-Lern-Situationen“ vor Augen und regte<br />
mich zum Nachdenken über das Wort „unterrichten“ an.<br />
Der Grundschulverband war und ist mit seiner Schwerpunktsetzung<br />
ein stetiger Begleiter meiner Professionalisierung,<br />
auch wenn mir lange nicht bewusst war, dass hinter<br />
dieser Institution Menschen stehen, die sich aktiv einbringen<br />
und engagieren.<br />
Mit der Zeit verdichteten sich die Berührungspunkte.<br />
Die Werke von Hans Brügelmann oder Erika Brinkmann,<br />
der Spracherfahrungsansatz, die Grundschrift – all<br />
dies waren Themen, die mich faszinierten und die ich unbewusst<br />
mit dem Grundschulverband verknüpfte. Meine<br />
Vorstellung vom Verband wurde konkreter, als ich in die<br />
Lehrkräftebildung wechselte und Publikationen wie die<br />
zum förderlichen Förderkonzept, zum jahrgangsübergreifenden<br />
Lernen, zur Mehrsprachigkeit oder der „Faktencheck<br />
Grundschule“ ihre inhaltliche Kraft entfalteten und<br />
meinem Herangehen an Unterricht und Schule ein breiteres<br />
Fundament gaben.<br />
Der Wendepunkt in meiner Vorstellung vom Grundschulverband<br />
war der Bundesgrundschulkongress 2019.<br />
Erst dort wurde mir bewusst, dass der Grundschulverband<br />
ein lebendiges Netzwerk von engagierten Menschen <strong>für</strong><br />
Menschen ist. Ich trat dem Verband bei, stolz darauf, nun<br />
Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich u. a. durch Tagungen,<br />
Publikationen und die Zeitschrift „Grundschule aktuell“<br />
austauscht und weiterbildet. Die Begegnungen mit<br />
Pädagoginnen und Pädagogen sowie Wissenschaftlerinnen<br />
und Wissenschaftlern, deren Werke ich bis dahin nur<br />
gelesen hatte, waren beeindruckend und inspirierend. Ein<br />
kurzes Gespräch mit Maresi Lassek am Rande eines Workshops,<br />
der von Annemarie von der Groeben geleitet wurde,<br />
hinterließ ebenso wie die Workshops oder die Rede<br />
von Jörg Ramseger <strong>nachhaltige</strong> Eindrücke.<br />
Seitdem hat sich einiges beschleunigt. Ein anfänglicher<br />
Mailverkehr, angestoßen durch Edgar Bohn, mündete in<br />
digitale Runden und regelmäßigen Austausch. Begleitende<br />
Gespräche und Treffen mit Gabriele Klenk und Marion<br />
Gutzmann sowie mit Mitgliedern verschiedener Landesgruppen<br />
zeigten mir, wie viel Engagement, Herzlichkeit<br />
und Interesse am Wohl der Kinder im Grundschulverband<br />
steckt.<br />
Heute, so erscheint es mir, steht der Grundschulverband<br />
vor der spannenden Gelegenheit, in einem zunehmend digitalisierten<br />
Umfeld präsent zu sein. Dieses fordert dazu<br />
auf, die qualitativ hochwertigen und immer zur Reflexion,<br />
zum Austausch sowie zur individuellen Anpassung anregenden<br />
Ressourcen des Verbandes sichtbarer zu machen.<br />
Der Grundschulverband als Fachverband ist mehr als<br />
ein berufliches Netzwerk. Er ist <strong>für</strong> mich eine Gemeinschaft,<br />
die sich durch Professionalität sowie geteilte humanistische<br />
und demokratische Werte auszeichnet. Im Mittelpunkt<br />
steht dabei immer das Kind als zukünftiger Gestalter<br />
oder zukünftige Gestalterin unserer Gesellschaft.<br />
Dies macht den Grundschulverband <strong>für</strong> mich zu einem<br />
unverzichtbaren Teil meiner beruflichen Identität. Deshalb<br />
bin ich im Grundschulverband.<br />
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GS aktuell 166 • Mai 2024