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Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Tagebuch<br />

Warum bin ich im Grundschulverband?<br />

Andreas Grajek<br />

Andreas Grajek ist Grundschullehrer<br />

<strong>für</strong> die Fächer Deutsch, Mathematik,<br />

Sachunterricht, Englisch und Musik. Er<br />

ist in der ersten und der zweiten Phase<br />

der Lehrkräftebildung sowie als Fortbildner<br />

<strong>für</strong> Begabungs- und (Hoch-)<br />

Begabtenförderung im Primarbereich<br />

aktiv. Daneben betreibt er die Plattform<br />

schulimpulse.de und engagiert<br />

sich in der Landesgruppe Sachsen im Grundschulverband.<br />

Meine erste Begegnung mit dem Grundschulverband fand<br />

während des Studiums statt. In der Universitätsbibliothek<br />

fiel mir das Buch „Mathematik <strong>für</strong> Kinder – Mathematik<br />

von Kindern“ in die Hände und es beeindruckte mich<br />

sehr. Obwohl mir zu diesem Zeitpunkt die praktische<br />

Unterrichtserfahrung noch fehlte, erkannte ich sofort,<br />

dass das darin vertretene Professionsverständnis meinen<br />

Vorstellungen entsprach.<br />

Meine Reise ging weiter durch das Studium, das Referendariat<br />

und schließlich in den Lehreralltag, begleitet von<br />

den Publikationen des Grundschulverbands. Diese schärften<br />

mein Bewusstsein <strong>für</strong> die Bedeutung von Sprache im<br />

pädagogischen Kontext. Worte wie „lernlangsam“ und<br />

„lernschnell“ ersetzten in meinem Sprachgebrauch die früher<br />

gebräuchlichen Begriffe „lernschwach“ und „lernstark“<br />

und wirkten damit auch auf mein Herangehen an die Planung<br />

von Unterricht. Ebenso lies mich die differenzierte<br />

Betrachtung von Kindern „mit bildungsrelevanten Herausforderungen“<br />

gegenüber der pauschalen Kategorie „sozial<br />

benachteiligt“ die Individualität jedes Kindes stärker<br />

berücksichtigen und wertschätzen. Die Lektüre von „Didaktik<br />

der Lernkulturen“ führte mir die begriffliche Bedeutung<br />

von „Lehr-Lern-Situationen“ vor Augen und regte<br />

mich zum Nachdenken über das Wort „unterrichten“ an.<br />

Der Grundschulverband war und ist mit seiner Schwerpunktsetzung<br />

ein stetiger Begleiter meiner Professionalisierung,<br />

auch wenn mir lange nicht bewusst war, dass hinter<br />

dieser Institution Menschen stehen, die sich aktiv einbringen<br />

und engagieren.<br />

Mit der Zeit verdichteten sich die Berührungspunkte.<br />

Die Werke von Hans Brügelmann oder Erika Brinkmann,<br />

der Spracherfahrungsansatz, die Grundschrift – all<br />

dies waren Themen, die mich faszinierten und die ich unbewusst<br />

mit dem Grundschulverband verknüpfte. Meine<br />

Vorstellung vom Verband wurde konkreter, als ich in die<br />

Lehrkräftebildung wechselte und Publikationen wie die<br />

zum förderlichen Förderkonzept, zum jahrgangsübergreifenden<br />

Lernen, zur Mehrsprachigkeit oder der „Faktencheck<br />

Grundschule“ ihre inhaltliche Kraft entfalteten und<br />

meinem Herangehen an Unterricht und Schule ein breiteres<br />

Fundament gaben.<br />

Der Wendepunkt in meiner Vorstellung vom Grundschulverband<br />

war der Bundesgrundschulkongress 2019.<br />

Erst dort wurde mir bewusst, dass der Grundschulverband<br />

ein lebendiges Netzwerk von engagierten Menschen <strong>für</strong><br />

Menschen ist. Ich trat dem Verband bei, stolz darauf, nun<br />

Teil einer Gemeinschaft zu sein, die sich u. a. durch Tagungen,<br />

Publikationen und die Zeitschrift „Grundschule aktuell“<br />

austauscht und weiterbildet. Die Begegnungen mit<br />

Pädagoginnen und Pädagogen sowie Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftlern, deren Werke ich bis dahin nur<br />

gelesen hatte, waren beeindruckend und inspirierend. Ein<br />

kurzes Gespräch mit Maresi Lassek am Rande eines Workshops,<br />

der von Annemarie von der Groeben geleitet wurde,<br />

hinterließ ebenso wie die Workshops oder die Rede<br />

von Jörg Ramseger <strong>nachhaltige</strong> Eindrücke.<br />

Seitdem hat sich einiges beschleunigt. Ein anfänglicher<br />

Mailverkehr, angestoßen durch Edgar Bohn, mündete in<br />

digitale Runden und regelmäßigen Austausch. Begleitende<br />

Gespräche und Treffen mit Gabriele Klenk und Marion<br />

Gutzmann sowie mit Mitgliedern verschiedener Landesgruppen<br />

zeigten mir, wie viel Engagement, Herzlichkeit<br />

und Interesse am Wohl der Kinder im Grundschulverband<br />

steckt.<br />

Heute, so erscheint es mir, steht der Grundschulverband<br />

vor der spannenden Gelegenheit, in einem zunehmend digitalisierten<br />

Umfeld präsent zu sein. Dieses fordert dazu<br />

auf, die qualitativ hochwertigen und immer zur Reflexion,<br />

zum Austausch sowie zur individuellen Anpassung anregenden<br />

Ressourcen des Verbandes sichtbarer zu machen.<br />

Der Grundschulverband als Fachverband ist mehr als<br />

ein berufliches Netzwerk. Er ist <strong>für</strong> mich eine Gemeinschaft,<br />

die sich durch Professionalität sowie geteilte humanistische<br />

und demokratische Werte auszeichnet. Im Mittelpunkt<br />

steht dabei immer das Kind als zukünftiger Gestalter<br />

oder zukünftige Gestalterin unserer Gesellschaft.<br />

Dies macht den Grundschulverband <strong>für</strong> mich zu einem<br />

unverzichtbaren Teil meiner beruflichen Identität. Deshalb<br />

bin ich im Grundschulverband.<br />

2<br />

GS aktuell 166 • Mai 2024

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