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Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Thema: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Konkrete Praxisbeispiele finden sich<br />

in der Zeitschrift Eine Welt in der Schule<br />

(siehe auch Oltmanns und Rentz in diesem<br />

Heft, S. 9, und ergänzend den Sammelband<br />

von Wulfmeyer 2020).<br />

Nachhaltige <strong>Bildung</strong> ist mehr als<br />

die Vermittlung von Wissen<br />

Ein zweites Missverständnis: Schule hat<br />

nicht nur fachlich über die Bedeutung<br />

der 17 Ziele zu informieren, vielmehr<br />

sind sie in drei Perspektiven zu entfalten,<br />

wenn Nachhaltigkeit auch didaktisch<br />

und pädagogisch wirksam werden soll:<br />

– als Thema von Unterricht und Projekten,<br />

– als methodisches Prinzip in alle Fächern<br />

(„<strong>nachhaltige</strong>s Lernen“) und<br />

– als Anspruch an die Gestaltung des<br />

Schullebens („<strong>nachhaltige</strong>r Alltag“).<br />

Das ist nicht anders als bei „demokratischer<br />

<strong>Bildung</strong>“. Will Schule lebenstaugliche<br />

Kompetenzen vermitteln,<br />

also auch zur Veränderung von<br />

Einstellungen und Verhalten beitragen,<br />

darf sie sich nicht in Wissensvermittlung<br />

erschöpfen. Sie muss konkrete<br />

Erfahrungsmöglichkeiten bieten.<br />

Auch bei <strong>nachhaltige</strong>r <strong>Bildung</strong><br />

geht es nicht nur um das Was, also die<br />

Frage nach den Themen einer fachlichen<br />

Aufklärung, sondern ebenso um<br />

das Wie – ganz analog zur Thematisierung<br />

der Kinderrechte in der Schule<br />

(s. Grundschule aktuell H. 159/ 2022, 3–<br />

6). „Nachhaltig“ ist <strong>Bildung</strong> erst dann,<br />

wenn sie etwas mit den Interessen und<br />

den Erfahrungen eines Menschen zu tun<br />

hat, seinen Fragen und Problemen, seinen<br />

Wünschen und Hoffnungen. Damit<br />

verbindet der Grundschulverband<br />

(2024) die Hoffnung:<br />

„Der Anspruch der Kinder auf allseitige<br />

<strong>Bildung</strong> verlangt die Schaffung von<br />

konkreten Erfahrungsräumen <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong>s<br />

und umweltgerechtes Handeln.<br />

Die Partizipation der Kinder zu stärken<br />

und reflexives Handeln zu erzeugen, sind<br />

Aspekte der <strong>Entwicklung</strong> von Gestaltungskompetenz<br />

<strong>für</strong> die Zukunft. Dies betrifft<br />

auch und in besonderer Weise das Zusammenleben<br />

und -lernen im Ganztag.“<br />

Nachhaltigkeit ist dann nicht nur zeitlich<br />

im Sinne eines dauerhaft verfügbaren<br />

Wissens und Könnens zu verstehen, z. B.<br />

durch Üben und Wiederholen (Bönsch<br />

2014), sondern als qualitative Anforderung<br />

an die Art des Lernens – ganz im<br />

Sinne des „Orientierungsrahmens <strong>für</strong> den<br />

Lernbereich Globale <strong>Entwicklung</strong>“:<br />

„Wenn Schülerinnen und Schüler bei<br />

der <strong>Entwicklung</strong> von Kompetenzen <strong>für</strong> die<br />

Gestaltung ihres eigenen Lebens im Sinne<br />

<strong>nachhaltige</strong>r <strong>Entwicklung</strong> unterstützt und<br />

aktiv beteiligt werden sollen, kommt dem<br />

Miteinander in der Schule besondere Bedeutung<br />

zu. Schüler-Beteiligung an der Planung<br />

und Gestaltung von schulischen Vorhaben<br />

und Unterricht hat einen hohen Wert.“<br />

(Schreiber/Siege 2016, 419)<br />

Auch hier wird deutlich, dass „<strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Bildung</strong>“ nicht als bloß additives<br />

Plus zum traditionellen Fächerkanon<br />

missverstanden werden darf, sondern<br />

eng mit Konzepten wie „Friedenserziehung“<br />

(s. Grundschule aktuell H.<br />

161/2023), „Demokratie lernen“ und<br />

„Menschenrechtsbildung“ (s. Grundschule<br />

aktuell H. 159/2022) und „Öffnung<br />

des Unterrichts“ verbunden ist.<br />

Nachhaltigkeit als<br />

Anforderung im Alltag<br />

Insofern sind die 17 Ziele auch als<br />

Anspruch an die Gestaltung des Schullebens<br />

insgesamt zu lesen, wie der „Orientierungsrahmen<br />

<strong>für</strong> den Lernbereich<br />

Globale <strong>Entwicklung</strong>“ deutlich fordert<br />

(vgl. Schreiber/Siege, 2016, 412 ff.).<br />

Wieder in der Fokussierung des Schweizer<br />

„Lehrplans 21“:<br />

„Die Schülerinnen und Schüler engagieren<br />

sich in der schulischen Gemeinschaft<br />

und gestalten diese mit. Sie lernen,<br />

sich eine eigene Meinung zu bilden, eigene<br />

Anliegen einzubringen und diese begründet<br />

zu vertreten. Sie befassen sich mit dem<br />

Verhältnis von Macht und Recht, diskutieren<br />

grundlegende Werte und Normen<br />

und setzen sich mit Konflikten, deren<br />

Hintergründe sowie möglichen Lösungen<br />

auseinander.“<br />

Die Kinder gewinnen Einsichten und<br />

Kompetenzen, und sie übernehmen Verantwortung:<br />

● ob in einem Repair-Café, in dem sie<br />

sich kritisch mit dem eigenem Konsumverhalten<br />

auseinandersetzen, wenn<br />

sie Defektes selbst reparieren statt<br />

gleich wegzuwerfen, was nicht mehr<br />

funktioniert (s. Eine Welt in der Schule,<br />

Nr. 149/2021);<br />

● ob über die Versorgung von Pflanzen<br />

am Beispiel eines Nahrungsmittels<br />

(wie im „Kartoffelprojekt“, s. Eine Welt<br />

in der Schule, Nr. 143/2018) bzw. über<br />

die Versorgung von Haustieren (s. das<br />

„Hühnerprojekt“ in Eine Welt in der<br />

Schule, Nr. 151/2022), oder<br />

● ob über Erfahrungen mit Recycling<br />

und Weiternutzung bei der Organisation<br />

von Kleidertauschpartys, nachdem<br />

sie sich mit dem Kreislauf unserer<br />

Kleidung und <strong>nachhaltige</strong>n Ansätzen<br />

im Herstellungsprozess auseinandergesetzt<br />

haben (s. Eine Welt in der Schule,<br />

Nr. 147/2020).<br />

Es ist dieser Dreiklang von Aufklärung<br />

in der Sache, von Beteiligung an<br />

Entscheidungen und von Mitverantwortung<br />

<strong>für</strong> das Zusammenleben, der<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> eine <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

erst nachhaltig macht.<br />

Quellen:<br />

Bönsch, M. (2014): Nachhaltiges Lernen<br />

durch Üben und Wiederholen. Schneider<br />

Hohengehren: Baltmannsweiler (3. Aufl.).<br />

GDSU (Gesellschaft <strong>für</strong> die Didaktik des<br />

Sachunterrichts) (Hrsg.) (2013): Perspektivrahmen<br />

Sachunterricht. Vollständig überarbeitete<br />

und erweiterte Ausgabe. Klinkhardt:<br />

Bad Heilbrunn (s. zum Überblick:<br />

https://gdsu.de/node/251, Abruf: 2.2.2024).<br />

Grundschulverband (2024): Standpunkt<br />

<strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> Nachhaltige <strong>Entwicklung</strong> in der<br />

Grundschule – Auf dem Weg zu einer<br />

<strong>nachhaltige</strong>n Zukunft der <strong>Bildung</strong> (Entwurf).<br />

Schreiber, J.-R./Siege, H. (Red.) (2016):<br />

Orientierungsrahmen <strong>für</strong> den Lernbereich<br />

Globale <strong>Entwicklung</strong>. Hrsg. von Engagement<br />

Global im Auftrag der KMK und des BMZ.<br />

Cornelsen: Berlin (2. akt. und erw. Aufl.).<br />

Download: https://www.globaleslernen.de/<br />

sites/default/files/files/pages/orientierungsrahmen_fuer_den_lernbereich_globale_entwicklung_barrierefrei_0.pdf<br />

(Abruf: 2.2.2024).<br />

UNICEF (o. J.): Die globalen Ziele Für<br />

<strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong>. Die zehn wichtigsten<br />

Fragen und Antworten. Download:<br />

https://www.unicef.de/informieren/<br />

ueber-uns/unicef-international/neueentwicklungsziele/entwicklungszieleverstaendlich-erklaert<br />

(Abruf: 2.2.2024)<br />

Wulfmeyer, M. (Hrsg.) (2020): <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> im Sachunterricht.<br />

Grundlagen und Praxisbeispiele. Schneider<br />

Hohengehren: Baltmannsweiler/Stuttgart.<br />

4 GS aktuell 166 • Mai 2024

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