Bildung für nachhaltige Entwicklung
GSa166_Mai24_ES
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Praxis: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Anja Frisch, Anton Höck<br />
Ganzheitlich, partizipativ,<br />
Zukunft gestaltend<br />
GS Pullach – eine Umweltschule in Bayern<br />
Die Auszeichnung „Umweltschule in Europa / Internationale Nachhaltigkeitsschule“<br />
ist Teil eines auf allen Kontinenten vertretenen Eco-School-Netzwerks<br />
mit fast 60.000 Schulen der Foundation for Environmental Education (F. E. E.);<br />
in Deutschland sind acht Bundesländer beteiligt. Als Netzwerk und Label ist es<br />
eines der global größten Programme <strong>für</strong> wert- und umweltbewusste <strong>nachhaltige</strong><br />
Schulen 1 . In Bayern koordiniert der Landesbund <strong>für</strong> Vogel- und Naturschutz (LBV)<br />
in Kooperation mit Umwelt- und Kultusministerium den Wettbewerb und die<br />
Auszeichnung. Es wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der die gesamte Schule<br />
im Rahmen der Schulentwicklung unter dem Leitbild einer <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />
<strong>Entwicklung</strong> (BNE) voranbringt.<br />
Die Grundschule Pullach ist seit<br />
fünf Jahren Teil dieses Netzwerkes.<br />
Anmeldung und Teilnahme<br />
waren <strong>für</strong> uns naheliegend, denn in der<br />
wohlhabenden Gemeinde im Süden<br />
Münchens mit interessanten Naturräumen<br />
entlang des Isartals und am Rande<br />
eines großen Forstgebiets bestehen hervorragende<br />
Bedingungen: Das Rathaus<br />
verfügt über ein Umweltamt mit aufgeschlossenem<br />
Gemeindeförster und eigenem<br />
pädagogischen Budget, der Kreisjugendring<br />
unterhält fußläufig zur Grundschule<br />
ein Naturerlebniszentrum und der<br />
Elternbeirat zeigt mit seinem Ausschuss<br />
Umwelt schon seit Jahren eine rege ökologische<br />
Aktivität. So lag der erste Wettbewerbsbeitrag<br />
bereits auf der Hand:<br />
Autofrei – wir sind dabei!<br />
Gleich zu Beginn eines jeden Schuljahres<br />
findet in unserer Aula unter der<br />
Schirmherrschaft der Bürgermeisterin<br />
die Auftaktveranstaltung <strong>für</strong> drei Autofrei-Wochen<br />
statt. Banner in Schul- und<br />
Rathausnähe werben <strong>für</strong> die Aktion. Veranschaulicht<br />
durch einen lustigen Sketch,<br />
erfahren schon die Schulneulinge und<br />
deren Eltern, zu welchen Problemen es<br />
führen würde, wenn alle Kinder mit dem<br />
privaten Pkw, allgemein auch Elterntaxi<br />
genannt, zur Schule gebracht werden<br />
würden. Zusammen mit den Kindern<br />
erarbeiten wir, wie wir den Schulweg<br />
sicher, an der frischen Luft und CO 2 -neutral<br />
zurücklegen können und welchen<br />
Mehrwert dies bringt. Danach werden<br />
Wegstrecken, die autofrei zurückgelegt<br />
werden, jeden Morgen dokumentiert und<br />
mittlerweile digital aufsummiert; die Kinder<br />
sehen als visualisiertes Ergebnis, wie<br />
ein Baum mit Blattstempeln immer grüner<br />
wird. Nach drei Wochen wird alles<br />
ausgewertet, einmal die Gesamtstrecke<br />
der klimaneutral zurückgelegten Kilometer<br />
(z. B. von München bis Bombay<br />
oder vom Nordkap bis Gibraltar), zum<br />
anderen werden die jeweils drei Gewinnerklassen,<br />
die im Spätherbst mit dem<br />
Förster Bäume pflanzen und nachforsten<br />
dürfen, herausgefunden. Eine Plakette<br />
an der Neupflanzung weist die Klasse<br />
aus; mittlerweile schmücken viele Bäume<br />
mit solchen Plaketten unser Gemeindegebiet<br />
und Jugendliche erinnern sich noch<br />
Jahre danach an „ihren“ Baum. Kein Kind<br />
verlässt unsere Grundschule, ohne den<br />
Zusammenhang von Klima, Kohlendioxid<br />
und Bäumen zu verstehen.<br />
Werte schätzen – unterschiedliche<br />
Tauschbörsen – ein weiteres Projekt<br />
Im letzten Schuljahr hatten wir als eines<br />
von zwei Jahresthemen „Nachhaltiger<br />
Konsum – ökologische und soziale Verantwortung“<br />
gewählt. Unser Projektthema<br />
stand unter dem Motto „Werte<br />
schätzen: Lieber tauschen, reparieren,<br />
umnutzen anstatt wegwerfen …“. Wir<br />
planten zusammen mit den Kindern<br />
ein besonderes Schulfest, bei dem dieses<br />
Motto eine zentrale Rolle spielte. Es gab<br />
Anja Frisch<br />
ist Lehrerin, Umweltbeauftragte der<br />
GS Pullach, Wald-Pädagogin.<br />
Anton Höck<br />
ist Rektor der GS Pullach, Regionalgruppe<br />
München-Oberbayern des<br />
Grundschulverbands.<br />
eine große Tauschaktion, ähnlich wie<br />
bei einem Flohmarkt. Dazu bekam jedes<br />
Kind eine Woche vor dem Schulfest<br />
einen Stoffbeutel, der, mit Namen versehen,<br />
in den einzelnen Klassen verschieden<br />
gestaltet wurde. Jedes Kind sollte<br />
in Absprache mit den Eltern drei Dinge<br />
da<strong>für</strong> aus dem Kinderzimmer aussuchen<br />
und in den Beutel geben. In den<br />
einzelnen Klassen wurden die Regeln<br />
<strong>für</strong> „Handeln und Tauschen“ besprochen<br />
und ein Zettel mit den „Spielregeln“<br />
verfasst. Dieser kam zusätzlich in<br />
jeden Stoffbeutel hinein. Jeder Tausch<br />
wurde mit Handschlag besiegelt und<br />
somit als gültig bestätigt.<br />
Die Schüler*innen waren aktiv eingebunden.<br />
Wir konnten beobachten, dass<br />
die Kinder die einfachen Tauschregeln<br />
beachteten und eigenverantwortlich umsetzten.<br />
Sie lernten Nachhaltigkeit in ih-<br />
Lotti, 4. Klasse<br />
„Unsere Schule ist eine tolle Umweltschule. Als Aktionen<br />
haben wir Autofrei, Rama dama und Pflanzaktionen.<br />
Unser Schulmaterial ist plastikfrei, der<br />
Inhalt der Brotzeitboxen verpackungsfrei. Auf dem<br />
Schulacker hat jede Klasse ihr eigenes Beet; wir<br />
ernten Gemüse und beziehen Schulobst. Unser<br />
Elternbeirat hat sogar einen Umwelt-AK.“<br />
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GS aktuell 166 • Mai 2024