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Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Praxis: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Anja Frisch, Anton Höck<br />

Ganzheitlich, partizipativ,<br />

Zukunft gestaltend<br />

GS Pullach – eine Umweltschule in Bayern<br />

Die Auszeichnung „Umweltschule in Europa / Internationale Nachhaltigkeitsschule“<br />

ist Teil eines auf allen Kontinenten vertretenen Eco-School-Netzwerks<br />

mit fast 60.000 Schulen der Foundation for Environmental Education (F. E. E.);<br />

in Deutschland sind acht Bundesländer beteiligt. Als Netzwerk und Label ist es<br />

eines der global größten Programme <strong>für</strong> wert- und umweltbewusste <strong>nachhaltige</strong><br />

Schulen 1 . In Bayern koordiniert der Landesbund <strong>für</strong> Vogel- und Naturschutz (LBV)<br />

in Kooperation mit Umwelt- und Kultusministerium den Wettbewerb und die<br />

Auszeichnung. Es wird ein ganzheitlicher Ansatz verfolgt, der die gesamte Schule<br />

im Rahmen der Schulentwicklung unter dem Leitbild einer <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong><br />

<strong>Entwicklung</strong> (BNE) voranbringt.<br />

Die Grundschule Pullach ist seit<br />

fünf Jahren Teil dieses Netzwerkes.<br />

Anmeldung und Teilnahme<br />

waren <strong>für</strong> uns naheliegend, denn in der<br />

wohlhabenden Gemeinde im Süden<br />

Münchens mit interessanten Naturräumen<br />

entlang des Isartals und am Rande<br />

eines großen Forstgebiets bestehen hervorragende<br />

Bedingungen: Das Rathaus<br />

verfügt über ein Umweltamt mit aufgeschlossenem<br />

Gemeindeförster und eigenem<br />

pädagogischen Budget, der Kreisjugendring<br />

unterhält fußläufig zur Grundschule<br />

ein Naturerlebniszentrum und der<br />

Elternbeirat zeigt mit seinem Ausschuss<br />

Umwelt schon seit Jahren eine rege ökologische<br />

Aktivität. So lag der erste Wettbewerbsbeitrag<br />

bereits auf der Hand:<br />

Autofrei – wir sind dabei!<br />

Gleich zu Beginn eines jeden Schuljahres<br />

findet in unserer Aula unter der<br />

Schirmherrschaft der Bürgermeisterin<br />

die Auftaktveranstaltung <strong>für</strong> drei Autofrei-Wochen<br />

statt. Banner in Schul- und<br />

Rathausnähe werben <strong>für</strong> die Aktion. Veranschaulicht<br />

durch einen lustigen Sketch,<br />

erfahren schon die Schulneulinge und<br />

deren Eltern, zu welchen Problemen es<br />

führen würde, wenn alle Kinder mit dem<br />

privaten Pkw, allgemein auch Elterntaxi<br />

genannt, zur Schule gebracht werden<br />

würden. Zusammen mit den Kindern<br />

erarbeiten wir, wie wir den Schulweg<br />

sicher, an der frischen Luft und CO 2 -neutral<br />

zurücklegen können und welchen<br />

Mehrwert dies bringt. Danach werden<br />

Wegstrecken, die autofrei zurückgelegt<br />

werden, jeden Morgen dokumentiert und<br />

mittlerweile digital aufsummiert; die Kinder<br />

sehen als visualisiertes Ergebnis, wie<br />

ein Baum mit Blattstempeln immer grüner<br />

wird. Nach drei Wochen wird alles<br />

ausgewertet, einmal die Gesamtstrecke<br />

der klimaneutral zurückgelegten Kilometer<br />

(z. B. von München bis Bombay<br />

oder vom Nordkap bis Gibraltar), zum<br />

anderen werden die jeweils drei Gewinnerklassen,<br />

die im Spätherbst mit dem<br />

Förster Bäume pflanzen und nachforsten<br />

dürfen, herausgefunden. Eine Plakette<br />

an der Neupflanzung weist die Klasse<br />

aus; mittlerweile schmücken viele Bäume<br />

mit solchen Plaketten unser Gemeindegebiet<br />

und Jugendliche erinnern sich noch<br />

Jahre danach an „ihren“ Baum. Kein Kind<br />

verlässt unsere Grundschule, ohne den<br />

Zusammenhang von Klima, Kohlendioxid<br />

und Bäumen zu verstehen.<br />

Werte schätzen – unterschiedliche<br />

Tauschbörsen – ein weiteres Projekt<br />

Im letzten Schuljahr hatten wir als eines<br />

von zwei Jahresthemen „Nachhaltiger<br />

Konsum – ökologische und soziale Verantwortung“<br />

gewählt. Unser Projektthema<br />

stand unter dem Motto „Werte<br />

schätzen: Lieber tauschen, reparieren,<br />

umnutzen anstatt wegwerfen …“. Wir<br />

planten zusammen mit den Kindern<br />

ein besonderes Schulfest, bei dem dieses<br />

Motto eine zentrale Rolle spielte. Es gab<br />

Anja Frisch<br />

ist Lehrerin, Umweltbeauftragte der<br />

GS Pullach, Wald-Pädagogin.<br />

Anton Höck<br />

ist Rektor der GS Pullach, Regionalgruppe<br />

München-Oberbayern des<br />

Grundschulverbands.<br />

eine große Tauschaktion, ähnlich wie<br />

bei einem Flohmarkt. Dazu bekam jedes<br />

Kind eine Woche vor dem Schulfest<br />

einen Stoffbeutel, der, mit Namen versehen,<br />

in den einzelnen Klassen verschieden<br />

gestaltet wurde. Jedes Kind sollte<br />

in Absprache mit den Eltern drei Dinge<br />

da<strong>für</strong> aus dem Kinderzimmer aussuchen<br />

und in den Beutel geben. In den<br />

einzelnen Klassen wurden die Regeln<br />

<strong>für</strong> „Handeln und Tauschen“ besprochen<br />

und ein Zettel mit den „Spielregeln“<br />

verfasst. Dieser kam zusätzlich in<br />

jeden Stoffbeutel hinein. Jeder Tausch<br />

wurde mit Handschlag besiegelt und<br />

somit als gültig bestätigt.<br />

Die Schüler*innen waren aktiv eingebunden.<br />

Wir konnten beobachten, dass<br />

die Kinder die einfachen Tauschregeln<br />

beachteten und eigenverantwortlich umsetzten.<br />

Sie lernten Nachhaltigkeit in ih-<br />

Lotti, 4. Klasse<br />

„Unsere Schule ist eine tolle Umweltschule. Als Aktionen<br />

haben wir Autofrei, Rama dama und Pflanzaktionen.<br />

Unser Schulmaterial ist plastikfrei, der<br />

Inhalt der Brotzeitboxen verpackungsfrei. Auf dem<br />

Schulacker hat jede Klasse ihr eigenes Beet; wir<br />

ernten Gemüse und beziehen Schulobst. Unser<br />

Elternbeirat hat sogar einen Umwelt-AK.“<br />

24<br />

GS aktuell 166 • Mai 2024

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