Bildung für nachhaltige Entwicklung
GSa166_Mai24_ES
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Praxis: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />
Petra Dippold, Jutta Nikel, Angelika Jany<br />
Biosphärenschulen schaffen<br />
Gestaltungsräume <strong>für</strong> BNE<br />
Die <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> (BNE) ist in der Nationalen Naturlandschaft<br />
„Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ fest verankert. Viele Akteur*innen<br />
der <strong>Bildung</strong>sarbeit haben das Konzept der BNE in einer Modellregion <strong>für</strong><br />
<strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> wie einem Biosphärengebiet angestoßen und entwickeln<br />
dieses kontinuierlich weiter. Inhalte und Strukturen der BNE sind im<br />
Rahmenkonzept unter Berücksichtigung der spezifischen Gegebenheiten des<br />
Biosphärengebiets darzulegen und Maßnahmen in enger Zusammenarbeit mit<br />
bestehenden <strong>Bildung</strong>strägern umzusetzen (MAB, 2020).<br />
Der Nationale Aktionsplan BNE<br />
des Bundesministeriums <strong>für</strong><br />
<strong>Bildung</strong> und Forschung (2023)<br />
fordert, BNE als Gesamtaufgabe des<br />
<strong>Bildung</strong>swesens zu etablieren und diese<br />
strukturell zu verankern. Als geeignete<br />
Maßnahme wird unter anderem<br />
die Zertifizierung von <strong>Bildung</strong>seinrichtungen<br />
bzw. -angeboten genannt.<br />
Für die <strong>Bildung</strong>sarbeit in den Nationalen<br />
Naturlandschaften (NNL) spielen<br />
das BNE-Verständnis des Programmes<br />
„Der Mensch und die Biosphäre“<br />
(BMBF 2018, 98 ff.) und das BNE-Leitbild<br />
der NNL eine zentrale Rolle (vgl.<br />
NNL 2023). BNE wird hier als neues<br />
Konzept und nicht als eine Weiterentwicklung<br />
der Umweltbildung ver-<br />
Im Streuobst-Unterricht lernen die Schüler*innen<br />
spielerisch und erlebnisreich<br />
den Lebensraum Streuobstwiese kennen<br />
An einer Biosphärenschule durchläuft<br />
jedes Schulkind in seiner vierjährigen<br />
Grundschulzeit verschiedene Unterrichtsmodule<br />
und hat so nicht nur die<br />
Möglichkeit, das Biosphärengebiet zu entdecken<br />
und komplexe Zusammenhänge<br />
besser zu verstehen, sondern rückt vor allem<br />
das <strong>nachhaltige</strong> Handeln im Schulalltag<br />
in den Mittelpunkt. Das Projekt<br />
erreicht über die Grundschulen und die<br />
damit verbundene Schulpflicht alle Kinder<br />
des Einzugsgebiets. So werden auch<br />
Kinder integriert, die im Alltag weniger<br />
Zugang zu Natur und Nachhaltigkeit haben.<br />
Die Inhalte der Unterrichtsmodule<br />
orientieren sich an den Kernthemen des<br />
Biosphärengebiets wie biologische Vielfalt,<br />
Natur und Landschaft, Kultur, Handwerk<br />
sowie Land- und Forstwirtschaft.<br />
Die Module sind fest im Schulkonzept<br />
bzw. im Curriculum/Jahresplan verankert<br />
und schaffen einen regionalen Bezug zum<br />
<strong>Bildung</strong>splan. Die klassenorientierten<br />
und -übergreifenden Aktionen geben den<br />
Schulen Planungssicherheit im Jahresverlauf.<br />
Das Lernen findet regelmäßig außerhalb<br />
der Schule auf der Streuobstwiese,<br />
der Wacholderheide, auf dem Acker oder<br />
im Wald, kurzum in der Natur- und Kulturlandschaft<br />
statt. Die Kinder haben so<br />
die Möglichkeit, mit allen Sinnen und<br />
gemeinsam im Klassenverband das Biosphärengebiet<br />
vor ihrer Schultür zu entstanden.<br />
Damit rückt neben Naturerfahrung<br />
und dem Wissenserwerb das Handeln<br />
und das gesellschaftliche Gestalten<br />
stärker ins Zentrum: „Damit <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />
zur Gestaltung eines verantwortlichen<br />
Verhältnisses von Mensch und Natur<br />
und der Menschen untereinander befähigen,<br />
ist […] eine integrative Betrachtungsweise<br />
erforderlich“ (BMBF 2018, 99).<br />
Auf dieser Basis hat die Geschäftsstelle des<br />
Biosphärengebiets Schwäbische Alb den<br />
Dreiklang ENTDECKEN – VERSTEHEN<br />
– GESTALTEN definiert, an dem sich alle<br />
Lernangebote orientieren.<br />
Das Projekt „Zertifizierung von Schulen<br />
im Biosphärengebiet Schwäbische Alb als<br />
Biosphärenschulen“ spricht Grund- und<br />
weiterführende Schulen an und bietet mit<br />
dem Zertifizierungsprozess eine Orientierung,<br />
wie diese Lernangebote zu BNE sukzessive<br />
bildungsplankonform entwickeln<br />
und die Verankerung von BNE im Schulalltag<br />
voranbringen können. Die Auszeichnung<br />
der Schulen erfolgt nach einjähriger<br />
<strong>Entwicklung</strong>sphase auf der Basis<br />
der Erfüllung von acht Kriterien (vgl.<br />
BSG Schwäbische Alb 2019). Bei diesen<br />
handelt es sich um formal zu erfüllende<br />
Kriterien, Kriterien der Dokumentation<br />
der Maßnahmen und der Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowie um Kriterien der inhaltlichen<br />
Ausgestaltung. Die Schule verpflichtet sich<br />
mit der Auszeichnung zu einem ganzheitlichen<br />
institutionellen Ansatz, der darauf<br />
zielt, Lernen mit Themen des Biosphärengebiets<br />
im Sinne der BNE im (Ganztags-)<br />
Schulalltag und in der Schulgemeinschaft<br />
zu verankern. Durch einen Beschluss der<br />
Gesamtlehrerkonferenz startet die Kooperation,<br />
die durch die Geschäftsstelle des<br />
Biosphärengebiets Schwäbische Alb begleitet<br />
wird.<br />
Umsetzungsbeispiele zur Verdeutlichung<br />
von Möglichkeiten <strong>für</strong> Schulen<br />
• Anschaffung und Haltung von Honigbienen,<br />
im insektenfreundlichem Garten. Ausgehend<br />
hiervon entdecken die Schüler*innen Zusammenhänge<br />
zwischen Wildbiene und Honigbiene<br />
sowie Bestäubung und Ernte.<br />
• Umgestalteter Schulhof mit naturnahen Erlebnisräumen<br />
wie Hochbeet, Blühwiese mit<br />
Insektenhotel, Barfußpfad und heimischen<br />
Stauden. Der Schulhof wird gezielt in den<br />
Unterricht einbezogen. Fragen von Artenvielfalt,<br />
Lebensräumen und Bedingungen unter<br />
Klimawandel sowie Nutzungskonflikte auf<br />
dem Schulhof werden zum Thema.<br />
• Pflanzung, ganzjährige Beobachtung und<br />
Pflege eines „Schul-Apfelbaums“ auf einer<br />
Streuobstwiese (siehe Bild) ermöglichen die<br />
Thematisierung von Kreisläufen in der Natur<br />
sowie einer <strong>nachhaltige</strong>n Nutzung des Lebensraums.<br />
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GS aktuell 166 • Mai 2024