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Bildung für nachhaltige Entwicklung

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Praxis: <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong><br />

Petra Dippold, Jutta Nikel, Angelika Jany<br />

Biosphärenschulen schaffen<br />

Gestaltungsräume <strong>für</strong> BNE<br />

Die <strong>Bildung</strong> <strong>für</strong> <strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> (BNE) ist in der Nationalen Naturlandschaft<br />

„Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ fest verankert. Viele Akteur*innen<br />

der <strong>Bildung</strong>sarbeit haben das Konzept der BNE in einer Modellregion <strong>für</strong><br />

<strong>nachhaltige</strong> <strong>Entwicklung</strong> wie einem Biosphärengebiet angestoßen und entwickeln<br />

dieses kontinuierlich weiter. Inhalte und Strukturen der BNE sind im<br />

Rahmenkonzept unter Berücksichtigung der spezifischen Gegebenheiten des<br />

Biosphärengebiets darzulegen und Maßnahmen in enger Zusammenarbeit mit<br />

bestehenden <strong>Bildung</strong>strägern umzusetzen (MAB, 2020).<br />

Der Nationale Aktionsplan BNE<br />

des Bundesministeriums <strong>für</strong><br />

<strong>Bildung</strong> und Forschung (2023)<br />

fordert, BNE als Gesamtaufgabe des<br />

<strong>Bildung</strong>swesens zu etablieren und diese<br />

strukturell zu verankern. Als geeignete<br />

Maßnahme wird unter anderem<br />

die Zertifizierung von <strong>Bildung</strong>seinrichtungen<br />

bzw. -angeboten genannt.<br />

Für die <strong>Bildung</strong>sarbeit in den Nationalen<br />

Naturlandschaften (NNL) spielen<br />

das BNE-Verständnis des Programmes<br />

„Der Mensch und die Biosphäre“<br />

(BMBF 2018, 98 ff.) und das BNE-Leitbild<br />

der NNL eine zentrale Rolle (vgl.<br />

NNL 2023). BNE wird hier als neues<br />

Konzept und nicht als eine Weiterentwicklung<br />

der Umweltbildung ver-<br />

Im Streuobst-Unterricht lernen die Schüler*innen<br />

spielerisch und erlebnisreich<br />

den Lebensraum Streuobstwiese kennen<br />

An einer Biosphärenschule durchläuft<br />

jedes Schulkind in seiner vierjährigen<br />

Grundschulzeit verschiedene Unterrichtsmodule<br />

und hat so nicht nur die<br />

Möglichkeit, das Biosphärengebiet zu entdecken<br />

und komplexe Zusammenhänge<br />

besser zu verstehen, sondern rückt vor allem<br />

das <strong>nachhaltige</strong> Handeln im Schulalltag<br />

in den Mittelpunkt. Das Projekt<br />

erreicht über die Grundschulen und die<br />

damit verbundene Schulpflicht alle Kinder<br />

des Einzugsgebiets. So werden auch<br />

Kinder integriert, die im Alltag weniger<br />

Zugang zu Natur und Nachhaltigkeit haben.<br />

Die Inhalte der Unterrichtsmodule<br />

orientieren sich an den Kernthemen des<br />

Biosphärengebiets wie biologische Vielfalt,<br />

Natur und Landschaft, Kultur, Handwerk<br />

sowie Land- und Forstwirtschaft.<br />

Die Module sind fest im Schulkonzept<br />

bzw. im Curriculum/Jahresplan verankert<br />

und schaffen einen regionalen Bezug zum<br />

<strong>Bildung</strong>splan. Die klassenorientierten<br />

und -übergreifenden Aktionen geben den<br />

Schulen Planungssicherheit im Jahresverlauf.<br />

Das Lernen findet regelmäßig außerhalb<br />

der Schule auf der Streuobstwiese,<br />

der Wacholderheide, auf dem Acker oder<br />

im Wald, kurzum in der Natur- und Kulturlandschaft<br />

statt. Die Kinder haben so<br />

die Möglichkeit, mit allen Sinnen und<br />

gemeinsam im Klassenverband das Biosphärengebiet<br />

vor ihrer Schultür zu entstanden.<br />

Damit rückt neben Naturerfahrung<br />

und dem Wissenserwerb das Handeln<br />

und das gesellschaftliche Gestalten<br />

stärker ins Zentrum: „Damit <strong>Bildung</strong>sprozesse<br />

zur Gestaltung eines verantwortlichen<br />

Verhältnisses von Mensch und Natur<br />

und der Menschen untereinander befähigen,<br />

ist […] eine integrative Betrachtungsweise<br />

erforderlich“ (BMBF 2018, 99).<br />

Auf dieser Basis hat die Geschäftsstelle des<br />

Biosphärengebiets Schwäbische Alb den<br />

Dreiklang ENTDECKEN – VERSTEHEN<br />

– GESTALTEN definiert, an dem sich alle<br />

Lernangebote orientieren.<br />

Das Projekt „Zertifizierung von Schulen<br />

im Biosphärengebiet Schwäbische Alb als<br />

Biosphärenschulen“ spricht Grund- und<br />

weiterführende Schulen an und bietet mit<br />

dem Zertifizierungsprozess eine Orientierung,<br />

wie diese Lernangebote zu BNE sukzessive<br />

bildungsplankonform entwickeln<br />

und die Verankerung von BNE im Schulalltag<br />

voranbringen können. Die Auszeichnung<br />

der Schulen erfolgt nach einjähriger<br />

<strong>Entwicklung</strong>sphase auf der Basis<br />

der Erfüllung von acht Kriterien (vgl.<br />

BSG Schwäbische Alb 2019). Bei diesen<br />

handelt es sich um formal zu erfüllende<br />

Kriterien, Kriterien der Dokumentation<br />

der Maßnahmen und der Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie um Kriterien der inhaltlichen<br />

Ausgestaltung. Die Schule verpflichtet sich<br />

mit der Auszeichnung zu einem ganzheitlichen<br />

institutionellen Ansatz, der darauf<br />

zielt, Lernen mit Themen des Biosphärengebiets<br />

im Sinne der BNE im (Ganztags-)<br />

Schulalltag und in der Schulgemeinschaft<br />

zu verankern. Durch einen Beschluss der<br />

Gesamtlehrerkonferenz startet die Kooperation,<br />

die durch die Geschäftsstelle des<br />

Biosphärengebiets Schwäbische Alb begleitet<br />

wird.<br />

Umsetzungsbeispiele zur Verdeutlichung<br />

von Möglichkeiten <strong>für</strong> Schulen<br />

• Anschaffung und Haltung von Honigbienen,<br />

im insektenfreundlichem Garten. Ausgehend<br />

hiervon entdecken die Schüler*innen Zusammenhänge<br />

zwischen Wildbiene und Honigbiene<br />

sowie Bestäubung und Ernte.<br />

• Umgestalteter Schulhof mit naturnahen Erlebnisräumen<br />

wie Hochbeet, Blühwiese mit<br />

Insektenhotel, Barfußpfad und heimischen<br />

Stauden. Der Schulhof wird gezielt in den<br />

Unterricht einbezogen. Fragen von Artenvielfalt,<br />

Lebensräumen und Bedingungen unter<br />

Klimawandel sowie Nutzungskonflikte auf<br />

dem Schulhof werden zum Thema.<br />

• Pflanzung, ganzjährige Beobachtung und<br />

Pflege eines „Schul-Apfelbaums“ auf einer<br />

Streuobstwiese (siehe Bild) ermöglichen die<br />

Thematisierung von Kreisläufen in der Natur<br />

sowie einer <strong>nachhaltige</strong>n Nutzung des Lebensraums.<br />

32<br />

GS aktuell 166 • Mai 2024

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