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ein Aufschrei. In der Menge bricht ein Mann zusammen. Die<br />
schwere Aktentasche fällt ihm aus der Hand. Er schlägt auf das Gesicht.<br />
Die Massen drängen weiter. Ein Arzt kann nur den Tod bestätigen.<br />
Herzblock.- Der Ausweis identifiziert den Verstorbenen<br />
als einen Rentner aus der DDR. Die Kripo ist findig. Eine Stunde<br />
später sind die Angehörigen im Telefonbuch gefunden und verständigt.<br />
Max Runge, auf dem Wege zur Allianzkonferenz in Siegen,<br />
hat das Ziel seiner irdischen Reise erreicht.<br />
Ein Kriegsgefangener findet Frieden<br />
» Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes, so wird euch solches alles<br />
zufallen.« Unter dieser Losung der »Bahnauer Bruderschaft«<br />
aus Matthäus 6, 33 ist Max Runge einmal zum missionarischen<br />
Dienst eingesegnet worden. Dieses Wort ist ihm Richtschnur seines<br />
Lebens und Handelns geworden und geblieben. Es war kein kurzer<br />
und leichter Weg, auf dem er aus dem Bannkreis des eigenen Ichs<br />
heraustrat und dem lebendigen Gott dienen lernte.<br />
Max Runge wuchs als Nesthäkchen einer wohlhabenden Familie<br />
auf. Er selbst schilderte seine Kindheit als eine Zeit goldenen Uberflusses.<br />
Seine Familie lebte aus dem Reichtum der »Gründerjahre«,<br />
der sich aber als wenig stabil erwies und sehr schnell zerfloß.<br />
(»Gründerjähre«: die erste Zeit des Deutschen Kaiserreiches nach<br />
1871, in der es durch die Milliarden der französischen Kriegsentschädigung<br />
zu übertriebenen Spekulationen und zahlreichen Firmengründungen<br />
kam.)<br />
Max, als der Jüngste, hat von diesem Niedergang zunächst nur sehr<br />
wenig bemerkt. Mit Dankbarkeit erinnert er sich seiner Eltern, die<br />
ihn in Unbefangenheit aufwachsen ließen und ihn nicht hinderten,<br />
sich zu entfalten, wie es seinen Anlagen entsprach. Den Weg zum<br />
Glauben haben sie ihm allerdings nicht zeigen können. Doch ließen<br />
sie ihn den Kindergottesdienst besuchen, zu dem ein Freund ihn<br />
eingeladen hatte. Dort wurde eine Grundlage des Bibelwissens gelegt,<br />
auf der Max Runge später aufbauen konnte.<br />
Die Konfirmation war für ihn ein rührend feierlicher Akt, der ihn<br />
heilige Entschlüsse fassen ließ, die er nie verwirklicht hat. Zum<br />
weiteren Schulbesuch reichte das Geld nicht mehr. Max kam in die<br />
Lehre und wurde Textilkaufmann. Es begann die Zeit des Suchens,<br />
»Drängens und Stürmens«. Die Welt der Bühne hatte es ihm angetan.<br />
Das spärliche Taschengeld reichte für das Stehparterre im Theater,<br />
wo sich Max Anregungen holte für seine eigenen Gedanken. In<br />
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