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Dazu war seine Ehrfurcht vor dem Wort zu groß. Er war ein Meister<br />

der Schrift, weil er sich durch die Schrift meistern ließ. Zu<br />

manchen textkritischen, philologischen und formgeschichtlichen<br />

Fragen konnte er sagen: »Die Evangelien werden dort am besten<br />

verstanden, wo man nicht fragt, ob man ihnen glauben soll, das<br />

heißt der Treue ihrer Berichterstattung, sondern ob man Jesus<br />

glauben soll.«<br />

Es gab für ihn eigentlich kein Schriftwort, das nicht von dem redete,<br />

der »die Wahrheit« ist. An der umfassenden Bedeutung des Kreuzestodes<br />

Jesu und seiner Auferstehung zeigte er die Aussichtslosigkeit<br />

auf, durch menschliche Bemühungen gerecht zu werden vor<br />

Gott: »Wir müssen die Tatsache unseres Verlorenseins ganz ernst<br />

nehmen, um die Freude des Gerettetseins zu empfangen.« Was<br />

Friedrich Busch lehrte, war nicht nur biblisch-reformatorisches<br />

Erkenntnisgut, sondern seine persönliche Glaubenserfahrung. Ihm<br />

war der »gnädige Gott« durchaus keine Selbstverständlichkeit. Die<br />

Gewißheit der Vergebung seiner Sünden war für ihn nicht ein unverlierbarer<br />

Besitz, der ihn sicher machen konnte, wie wir das ja so<br />

oft bei Christen beobachten können. Er stand immer wieder in der<br />

Anfechtung und wandte sich immer wieder neu dem Wort zu, in<br />

dem ihm die Vergebung zugesprochen wurde.<br />

Ernstlich wehrte sich Friedrich Busch gegen alle sogenannte »Herrlichkeitstheologie«.<br />

Er sah die Arbeit der Evangelisation zum Beispiel<br />

nicht als eine Möglichkeit an, die Welt besser, christlicher zu<br />

machen. Die »Theologie des Kreuzes« bedeutete für ihn den Verzicht<br />

darauf. Er wußte, daß diese Welt dem Gericht entgegengeht<br />

und als Ergebnis ihrer Entwicklung den endzeitlichen »Menschen<br />

der Sünde« hervorbringen wird. Aber er wußte auch, daß Gott<br />

diese Welt der Sünder liebt und darum in ihr sein Wort verkündigen<br />

läßt. Es ist das Wort, das in eine unausweichliche Entscheidung<br />

ruft, in das Entweder-Oder hineinstellt. Man kann gerettet werden<br />

oder verlorengehen.<br />

Jedes »Spezialistentum« in endgeschichtlichen Fragen war Busch<br />

von Herzen zuwider. Für ihn brachte jeder neue Tag die Möglichkeit<br />

der Wiederkunft Christi. Er stimmte mit Augustin, dem Lehrer<br />

der alten Kirche, überein, der gesagt hat: »Den einen Tag hat Gott<br />

uns verborgen, damit wir achthaben auf alle Tage.« Darum richtete<br />

er sein Leben auf »diesen Tag« ein. Er bemühte sich nicht, ein geheiligtes<br />

Leben zu führen, damit er in der Wiederkunft Christi dieses<br />

oder jenes Ziel erreichen möchte (herrschen - regieren - auf<br />

Thronen sitzen!), sondern damit er an »jenem Tage« bestehen<br />

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