cthulhus ruf - Der dunkle Planet

HORRROR DES ALLTAGS: GELDUNTERGANG ©
BETTINA UNGHULESCU
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, liebe Userinnen und
User, liebe Konsumentinnen und Konsumenten,
ihr habt es geschafft! Ja, tatsächlich, ihr habt mehreren, in
Bezug auf das Weltgefüge unwichtigen Dateien zu Ruhm &
Ehre verholfen. Doch, es ist, wie ich es sage – und ihr habt
mir damit einen unermesslichen Dienst erwiesen.
Zufällig bin ich darauf aufmerksam geworden. Ein
wohlmeinender Mensch schickte mir einen Link mit
dubiosem Inhalt. Also, ursprünglich war der Inhalt rechtens,
durch und durch integer und jugendfrei. Denn er war vorher
über meinen Verlagstisch gegangen und hat dann die Welt
der Datenbanken erblickt. In Form von E-Books. Und wie
das so ist, billig ist nicht günstig genug. Weshalb der Inhalt
– also die E-Books – von einem nicht so wohlmeinenden
Menschen zum illegalen Download kostenfrei ins Netz
gestellt wurde. Einfach so. (Nein, den Link verrate ich euch
jetzt nicht. Wer Unrechtes tun will, muss sich schon ein
bisschen anstrengen.) Was sagt uns das?
1. Der digitale Horror ist noch viel größer als
angenommen – aber ich bin ja selbst Schuld, warum
will ich mit der Welt auch so etwas Triviales wie
Texte teilen?
2. Was billig ist, wird inzwischen auch geklaut. Was
man kostenlos anbietet (jedes Wochenende: Gratis-
Downloads!), wird erst recht geklaut. Das hat mich
Schlaflos! von Michaela Stadelmann
am meisten geärgert.
3. Was geklaut wird, muss einen gewissen Wert für
den Dieb haben … und wahrscheinlich auch für den
Konsumenten, der das File illegal herunterlädt, denn
sonst könnte er es ja auf die legale Tour erwerben.
4. Die Verlagstexte haben inzwischen ein Level
erreicht, auf dem sie ein nicht so wohlmeinender
Mensch für diebstahlwürdig hält – und das sind ja
bekanntermaßen nur erfolgreiche Sachen, sonst würde
man das Risiko, sich strafbar zu machen, ja nicht ohne
Not eingehen.
Fazit:
Ich stand am Tor zum Olymp und wurde virtuell
durchgeschubst. Hey, danke, lieber Dieb :-) Was gestern
noch wie ein Schock anmutete, sieht heute schon wieder
ganz anders aus. Denn kaum hatte ich mir auf dem
Lit.Limbus-Blog Luft gemacht, stiegen die Verkaufszahlen
wieder – Heureka!
In der heute ganz eilig einberufenen Verlagskonferenz – wir
sind inzwischen zu dritt und wollen tatsächlich von dem
leben, was wir mit den Autoren zusammen fabrizieren –
siegte beim Betrachten der Verkaufszahlen das breite
Grinsen über den Ärger, vielleicht Tausende von
Euronenverloren zu haben. Das macht den Diebstahl an sich
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