titelthema R Struktur und die Regeln <strong>de</strong>s Open-Space beizubringen. Außer<strong>de</strong>m bekommen sie das Anliegen (Unternehmensstrategie umsetzen) erläutert und lernen, wie man am besten Überschriften für Themen formuliert, die man selbst einbringen will. Hid<strong>de</strong>n Agenda Bei einer Open-Space-Konferenz diskutieren Menschen intensiv über Themen, die sie selbst spannend fin<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>ren Bearbeitung sie Flow o<strong>de</strong>r zumin<strong>de</strong>st Spaß empfin<strong>de</strong>n. Gleichzeitig <strong>de</strong>ckt sich die Aktivität mit <strong>de</strong>n Zielen, die auch für das Unternehmen wichtig sind. Topmanager lernen beim Open Space, dass nicht immer jemand im Hintergrund steuern und entschei<strong>de</strong>n muss. Es kommt sogar zu einem intensiveren Austausch aller Beteiligten, wenn die Tagesordnung aus nichts an<strong>de</strong>rem, als einer leeren Wand besteht – bis die Teilnehmer sie mit ihren Themenblättern füllen. „Manager, die hier mitspielen, üben sich in non-hierarchischer Kommunikation“, erklärt Buhse. Und darauf will er schließlich hinaus. Vorbild für Digital Natives 20 wirtschaft + weiterbildung 06_2009 Buhses theoretischer Hintergrund <strong>de</strong>ckt sich weitgehend mit <strong>de</strong>m systemischkonstruktivistischen Ansatz aus <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Organisationstheorie. Stark vereinfacht gilt, dass die Komplexität in <strong>de</strong>r heutigen Welt so stark zugenommen hat, dass sie für die Entschei<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Wirtschaft nicht mehr beherrschbar ist. Um trotz<strong>de</strong>m „wirksam“ zu han<strong>de</strong>ln, sollten sich die Unternehmen mehr <strong>de</strong>nn je auf die Bildung von Netzwerken einlassen. Netzwerke können sich besser als Einzelpersonen mit hochkomplexen Situationen auseinan<strong>de</strong>rsetzen und die zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong>n (sich oft sehr schnell än<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n) Verhaltensmuster <strong>de</strong>r Beteiligten erkennen. Vernetzung gilt folgerichtig als „die“ Lösung und ist nicht nur eine Spielerei <strong>de</strong>r „Kapuzenpullis“. Um mit <strong>de</strong>r Informationsfülle klarzukommen, muss man wissen, was wichtig und was unwichtig ist. Empfehlungen (Bewertungen) haben sich <strong>de</strong>shalb in <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>r Digital Natives als wichtiges Strukturprinzip etabliert. Das Problem ist nur: Es gibt so viele Menschen, die einem etwas empfehlen können, dass aus <strong>de</strong>r Überfor<strong>de</strong>rung durch die Masse Chris Hughes (25), <strong>de</strong>r Mitbegrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s webbasierten Social-Networking-Tools „Facebook“, zeigt, welchen Einfluss Digital Natives auf Wirtschaft und Politik haben können. Das amerikanische Wirtschaftsmagazin „Fast Company“ erkannte in ihm <strong>de</strong>n Mann, <strong>de</strong>r als Mitarbeiter in Obamas Wahlkampfteam, Barack Obama erst zur Präsi<strong>de</strong>ntschaft verholfen habe. Hughes Schlüsselprojekt war die Entwicklung <strong>de</strong>r Homepage „My.BarackObama.com“ (kurz: MyBO). Über eine Million von Obamas Anhängern nutzten die Plattform, um sich untereinan<strong>de</strong>r zu vernetzen, zu diskutieren, Aktionsgruppen zu bil<strong>de</strong>n, Events zu planen und mit <strong>de</strong>r Wahlkampfzentrale abzustimmen sowie Arbeitshilfen herunterzula<strong>de</strong>n. Die größte Lektion <strong>de</strong>r Wahlkampagne war laut Hughes, dass es Sinn mache, gelassen darauf zu vertrauen, dass eine Internet-Community „dramatische und unerwartete Ergebnisse“ produziert, wenn man die Menschen ernst nimmt. an Informationen eine Überfor<strong>de</strong>rung durch die Masse <strong>de</strong>r Empfehlungen wird. Die „kollektive Intelligenz“, die zum Beispiel die junge Generation vorlebt, besteht darin, dass hinter <strong>de</strong>r Masse an Empfehlungen Muster erkannt wer<strong>de</strong>n, über die man miteinan<strong>de</strong>r diskutiert. Kritik Buhse hat mit <strong>de</strong>r Hei<strong>de</strong>lberger Verlegerin Ulrike Reinhard zusammen das Buch „DNAdigital – wenn Anzugträger auf Kaputzenpullis treffen“ herausgegeben. Darin fin<strong>de</strong>t sich auch ein Interview mit Professor Dr. Peter Kruse, <strong>de</strong>m Chef <strong>de</strong>r Unternehmensberatung next practice GmbH in Bremen. Kruse ist Experte für die Übertragung von Selbstorganisations- Konzepten auf unternehmerische Fragestellungen. Dem Ansatz, Digital Natives die Rolle <strong>de</strong>r Brückenbauer zu <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>r Topmanager zuzuschreiben, erteilt er seinen wissenschaftlichen Segen. „Einen ungefilterten und anregen<strong>de</strong>n Austausch zwischen Menschen zu initiieren, ist ein wichtiger Beitrag“, betont er. Ein Problem hat Kruse allerdings mit <strong>de</strong>n Digital Natives, wenn es um die Rolle <strong>de</strong>r „Führung“ in einem Unternehmen geht. Führung sei keine Aufgabe, die man einer Gruppe zuweisen könne. Selbst ein dynamisches Netzwerk wie das Gehirn sei nicht frei von Hierarchie. Im Gehirn greife das lymbische System als Chef im Ring bewertend ein. „Führung ist eine klar <strong>de</strong>finierte Aufgabe <strong>de</strong>s Top-Managements, solange die Mitarbeiter nicht auch Miteigentümer <strong>de</strong>s Unternehmens sind“, stellt <strong>de</strong>r Professor klar. Ein Netzwerk sei in <strong>de</strong>r Lage, viele kreative Vorschläge zu machen. Was aber umgesetzt wer<strong>de</strong>, entschei<strong>de</strong>t nicht das Netzwerk aus sich heraus. Kruse hält jene Unternehmen für beson<strong>de</strong>rs zukunftsfähig, die zwischen Netzwerkorganisation und hierarchischer Organisation hin- und herschalten können. Wenn das Unternehmen darauf angewiesen sei, innovativ zu sein, dann sollten eher gleichberechtigte Netzwerke genutzt wer<strong>de</strong>n. Auf <strong>de</strong>m Weg von <strong>de</strong>r I<strong>de</strong>e zur Innovation müsse ein Unternehmen seine Kräfte bün<strong>de</strong>ln und dabei helfe hierarchisches Han<strong>de</strong>ln am effektivsten weiter. Martin Pichler/Gudrun Porath
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