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Sigrid Leuschner (Landtag) und Belgin Zaman - Kleeblatt

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GLOSSE<br />

Ein neues Gesicht<br />

in der <strong>Kleeblatt</strong>-Redaktion<br />

Waheshimiwa Wasomaji,<br />

Jina langu ni Christoph Niekamp na<br />

nina miaka 22. Naishi Hannover kwa<br />

miaka miwili na hapa nasoma uhandishi<br />

wa habari.<br />

Das war Kiswahili, die Amtssprache in<br />

Tansania. Auf Deutsch heißt das: Liebe<br />

LeserInnen, Mein Name ist Christoph<br />

Niekamp <strong>und</strong> ich bin 22 Jahre alt. Seit<br />

zwei Jahren wohne ich in Hannover<br />

<strong>und</strong> studiere hier Journalistik.<br />

Warum ich die doch eher ungewöhnliche<br />

Sprache Kiswahili beherrsche?<br />

Ganz einfach: Seit meinem Zivildienst<br />

ist der kleine Ort Himo am Fuße des<br />

Kilimanjaro zu einer zweiten Heimat<br />

für mich geworden. Hier habe ich ein<br />

Jahr lang Bohnen geerntet, Eier geputzt<br />

<strong>und</strong> Erwachsene unterrichtet.<br />

Diesen Sommer war ich ein zweites<br />

Mal in Ostafrika, um meine alten<br />

Fre<strong>und</strong>e zu besuchen.<br />

Neue Fre<strong>und</strong>e habe ich in Hannovers<br />

Südstadt gef<strong>und</strong>en. Hier wohne<br />

ich in einem Haus, das älter als meine<br />

Urgroßmutter ist. Im Studentenwohnheim<br />

Schwestern haus (immerhin<br />

Jahr gang 1897) gleich neben der TiHo<br />

lebe ich mit 120 Studierenden <strong>und</strong><br />

sicher ebenso vielen Vierbeinern zusammen.<br />

Am Wochenende schlendere ich gerne<br />

durch die Eilenriede oder spaziere um<br />

den Maschsee. Mit Fre<strong>und</strong>en treffe ich<br />

mich in der Altstadt oder bestaune die<br />

neue WG in der Kleestraße. Hannover<br />

hat mehr zu bieten, als es auf den ersten<br />

Blick scheint.<br />

Genau deswegen wird meine Arbeit in<br />

der <strong>Kleeblatt</strong>­Redaktion nie langweilig<br />

werden. Für Sie fahre ich kreuz <strong>und</strong><br />

quer durch Hannover, treffe außergewöhnliche<br />

Menschen <strong>und</strong> recherchiere<br />

spannende Geschichten.<br />

Advent, Advent, die K<strong>und</strong>schaft rennt. Aber<br />

wo rennt sie nur hin? Die weibliche K<strong>und</strong>schaft<br />

rennt in diesen besinnlichen Tagen<br />

von Kaufhaus zu Kaufhaus <strong>und</strong> von Boutique<br />

zu Boutique, um ja das beste Präsent<br />

für die lieben (<strong>und</strong> auch die nicht ganz so<br />

lieben) Verwandten zu ergattern. Sie wühlen<br />

sich durch Berge von Wintersocken,<br />

kämpfen sich durch einen <strong>und</strong>urchsichtigen<br />

Bücherwald oder stürzen sich todesmutig<br />

ins dichteste Gedränge vor der<br />

Kasse. Alle mit dem gleichen Vorsatz im<br />

Kopf: Möglichst wenig vom Weihnachtsgeld<br />

ins neue Jahr mitzunehmen.<br />

Die männliche K<strong>und</strong>schaft folgt der<br />

weib lichen K<strong>und</strong>schaft treu in jedes Geschäft.<br />

Beide Hände voll bepackt mit den<br />

zentner schweren Plastiktüten, gefüllt mit<br />

der Weihnachtsbeute eines ganzen Nachmittags.<br />

Ein Nachmittag den Er vielleicht<br />

doch lieber mit seinen Kollegen am Glühweinstand<br />

verbracht hätte. Die warme<br />

Tasse Alkohol in der rechten, die heiße<br />

Bratwurst in der linken Hand – dazu ein<br />

nettes Pläuschchen in gemütlicher R<strong>und</strong>e,<br />

mehr verlangt Er ja nicht. Alles im Sinne<br />

der Qualitätssicherung. Am Ende des Advents<br />

muss mann schließlich die beste<br />

Glühweinbude Hannovers finden, um sie<br />

18 KLEEBLATT · AUSGABE 12/2012<br />

Advent, Advent,<br />

ein Streit entbrennt<br />

den Kumpels weiter empfehlen zu können.<br />

Also heißt der sportliche Appell: Tassen her<br />

<strong>und</strong> weiter getestet!<br />

Doch stattdessen schleicht die männliche<br />

K<strong>und</strong>schaft ihrer besseren Hälfte<br />

auch noch in den zehnten Dekorationsladen<br />

hinterher. Der ganze Advent droht<br />

in Stress auszuarten, zum bloßen Konsum.<br />

Die Beziehung ein einziger Scherbenhaufen,<br />

wenn Er Ihr am Weihnachtsabend<br />

keine Perlohrringe unter den Baum legt.<br />

Zu keinem Zeitpunkt im Jahr streiten die<br />

Deutschen mehr, als am (besinnlichen)<br />

Feste. Während die einen gemütlich<br />

durch die Innenstadt bummeln möchten,<br />

schreckt die anderen dieser Shoppingmarathon<br />

einfach nur ab <strong>und</strong> sie wünschen<br />

sich stattdessen einfach nur ein<br />

wenig Ruhe <strong>und</strong> einen heißen Pott Grog.<br />

Liebe Leserinnen, haben Sie Verständnis<br />

mit uns Herren der Schöpfung: Wir besitzen<br />

einfach nicht Ihre Ausdauer <strong>und</strong><br />

Leidenschaft fürs st<strong>und</strong>enlange Power­<br />

Advent­Shoppen. Sehen Sie es uns nach.<br />

Einen erholsamen, besinnlichen <strong>und</strong><br />

stressfreien Advent wünscht Ihnen trotzdem,<br />

Ihr Christoph Niekamp.

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