05.01.2013 Aufrufe

7. Jahrgang, Heft 2 (Juli 1977) - CatholicaPedia

7. Jahrgang, Heft 2 (Juli 1977) - CatholicaPedia

7. Jahrgang, Heft 2 (Juli 1977) - CatholicaPedia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

- 60 - VII<br />

wie sie und in Ihm die Gnade die Schrift zu verstehen und zu interpretieren?<br />

Der heutige gepriesene Pluralismus mündet langsam<br />

in eine "atomare Zersplitterung" der menschlichen Gesellschaft<br />

überhaupt! Ein Sandhaufen ist kein Granitblock! So brachten die<br />

Übersetzungen der Hl. Schrift der Kirche mehr Schaden als Nutzen.<br />

Eine Verachtung dem Priester gegenüber, Ungehorsam, Frechheit,<br />

verschiedene Bündnisse, Aufruhr, Schismen und noch vieles andere,<br />

das sind die Früchte der überbetonung der Übersetzungen.(25) Obwohl<br />

es wünschenswert ist, daß die Gläubigen mit dem Wortlauf<br />

der Bibel bekannt werden, so darf nicht vergessen werden, daß<br />

auf Anordnung Christi die Predigt, die Katechese das hauptsächlichste<br />

Erziehungsmittel der Kirche ist.<br />

Da wir in einer Zeit abscheulicher Entsakral isierung<br />

leben, wo z.B. ein jeder ruhig den geweihten Kelch oder die Patene<br />

in die Hand nimmt, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn<br />

auch die Heilige Schrift niemanden heilig ist und ein jeder mit<br />

ihr umgeht, wie es ihm beliebt. Das traurige an der Sache ist,<br />

daß diese unglückliche Einstellung selbst von der kirchlichen Behörde<br />

genährt wird, da man das Lektorenamt einfach gestrichen hat,<br />

hiermit den 14. Canon des zweiten Konzils zu Nicäa. Die hl. Kirche<br />

fordert in ihrem unfehlbaren Beschluß, daß niemand ohne die entsprechende<br />

Weihe das Wort Gottes beim Gottesdienst vorlese, da erst die<br />

Weihe ihm die notwendige Einsicht gewährt,-wenn seinerseits die Bedingungen<br />

erfüllt sind, ja er muß sich noch vom Zelebranten den Segen dazu<br />

holen. Heute, da wir es mit "bereits mündigen Christen" zu tun haben,<br />

dem heiligen Priestertum, kümmert sich niemand mehr um die Hilfe<br />

des Heiligen Geistes, den er glaubt, im vollen Ausmaß zu besitzen, ja<br />

er braucht sich nicht einmal einmal den Segen zu holen! So werden sich an ihm<br />

die Worte des Psalmisten bewahrheiten: "Er liebte den Fluch, so komm er<br />

über ihn; am Segen hatte er kein Gefallen, so sei er fern von ihm."(27)<br />

Die Folgen machen sich schon sehr unangenehm bemerkbar. Das alles ist<br />

aber nur deshalb möglich geworden, weil die Umgangssprache beim Gottesdienst<br />

zugelassen wurde!<br />

Brahmanen, Japaner und viele Völker haben für den Gottesdienst<br />

eine geheime Sprache, oft auch eine geheime Schrift, um ihren<br />

Glauben vor Entehrung zu schützen, und um ihn die entsprechende Ehrfurcht<br />

zu erweisen. Wie sollten wir uns da die Worte Webers (1808) zu<br />

Herzen nehmen! "Die lateinische Sprache", schreibt er, "ist ein Schleier,<br />

der die Geheimnisse, die darunter liegen, dem Volke nur ehrwürdiger<br />

macht. Hätte ich daher eine Stimme im Rate derer, die sich vereinen,<br />

um das Reich Gottes auf Erden durch die deutsche Sprache bei unserer<br />

Gottesverehrung zu vergrößern, so würde ich ihnen zurufen: Lassen<br />

wir den Schleier an seiner Stelle, und kommen wir jenen, die Erbauung<br />

suchen durch Unterricht zu Hilfe! Deuten wir die Verrichtungen der Kirche<br />

(Anm. O.K.: wie das Tridentinum, Denz. 946, es anordnet), und lassen<br />

wir jedem Gläubigen die edle Freiheit, seinen Gott auf seine Weise<br />

anzubeten, und seine Seele sich in seiner Andacht zu ergießen. Wir werden<br />

dadurch, ohne erst einen Versuch zu machen, der schwieriger ist,<br />

als man denkt und die Anbetung Gottes im Geiste und in der Wahrheit ungewisser<br />

fördert, als man glaubt, zuverlässiger die Herzen frommen Empfindungen<br />

öffnen, und sie zur Andacht und wahrer Gottesverehrung hinanführen".<br />

Soweit Weber. "Die ersten Christen - die Heiligen, wie sie die<br />

Schrift selbst nennt - feierten den Gottesdienst in verschlossenen Häusern,<br />

zur Nachtzeit, in den Katakomben; die Katechumenen blieben durch<br />

lange Zeit von den Gläubigen geschieden, und nur diese durften der heiligsten<br />

Handlung beiwohnen, ja selbst vor den Augen dieser wurde der<br />

Altar verhüllt. Sind vielleicht die heiligen Geheimnisse jetzt minder<br />

hehr und erhaben, als sie es in den ersten Zeiten der Kirche waren? Ist<br />

unser Opfer ein anderes geworden? Ist unser Zeitalter christlicher als<br />

das der ersten Jahrhunderte? Ist es nicht vielmehr jetzt, wo unsere Heiligtümer<br />

Leuten aller Art offen stehen, unsere heiligste Pflicht, die

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!