7. Jahrgang, Heft 2 (Juli 1977) - CatholicaPedia
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- 73 - VII<br />
Die Weissagung Daniels schloß mit den Worten: "Der Gott<br />
des Himmels wird ein Reich aufrichten, das in Ewigkeit nicht zerstört<br />
werden und keinem anderen Volke übergeben werden wird. Es wird alle bisherigen<br />
Reiche sich einverleiben ("consumet") und selbst in Ewigkeit bestehen"<br />
(Daniel 2,44). Damit ist die von Jesus Christus, dem Sohne Gottes,<br />
gegründete katholische Kirche gemeint, wie es die alten Kirchenlehrer<br />
übereinstimmend bekunden. Aber stimmt diese Weissagung des Propheten Daniel<br />
heute noch? Scheint die Deutung der alten Kirchenlehrer heute nicht<br />
von den Ereignissen überrollt zu werden?<br />
Der Stein, der sich ohne Zutun menschlicher Hände von oben<br />
losgerissen und die vier alten Weltreiche in Staub verwandelt hatte und<br />
zu einem erhabenen, ewigen Berge wurde, wird jetzt im 2o. Jahrhundert<br />
selbst innerlich ganz verwandelt, und zugleich treten riesige neue<br />
Weltreiche an seine Stelle: Die gewaltigen Reiche des Kommunismus, der<br />
mit einem nie gekannten Haß jede Religion bekämpft, und die anderen<br />
Reiche der modernen Gottlosigkeit verdrängen den Berg des Propheten Daniel<br />
so rücksichtslos, daß von seiner früheren weltbeherrschenden Rolle<br />
nichts mehr übrig bleibt.<br />
Viele Katholiken meinen, die gegenwärtige innere Krise<br />
der Kirche sei nur eine vorübergehende Sache; sie werde überwunden werden,<br />
und dann werde die römisch-katholische Kirche die geistige Auseinandersetzung<br />
mit der modernen Gottlosigkeit ebenso siegreich bestehen,<br />
wie sie das alte römische Heidentum nach dreihundertjährigem geistigen<br />
Ringen siegreich bezwungen habe. Aber diese Meinung ist ein Irrtum.<br />
Denn der Berg des Propheten Daniel wird nach seiner jetzigen<br />
inneren Zersetzung und Veränderung nicht noch einmal die ganze Erde bedecken<br />
wie in früheren Zeiten. Der Zerfall des geheimnisvollen Berges<br />
beruht nämlich auf einer Gottlosigkeit, die das Merkmal des letzten<br />
Aufstandes gegen den Allerhöchsten trägt. Dies wird von den wenigsten<br />
Katholiken der heutigen Zeit erkannt.<br />
Daniel hatte zu König Nabuchodonosor gesagt: "Der Gott des<br />
Himmels wird ein Reich aufrichten, das in Ewigkeit nicht zerstört und<br />
keinem anderen Volke übergeben werden wird".<br />
Die eigentliche Aufgabe dieses Reiches war es, daß "dem<br />
Gott des Himmels" täglich jenes heilige Opfer dargebracht würde, das<br />
er selbst bestimmt hatte: Vom Aufgang bis zum Niedergang, das heißt imund<br />
überall auf der Erde, sollte sein eigener eingeborener Sohn<br />
Brot und Wein das Opfer an die Jemer<br />
sus Christus unter den Gestalten von<br />
erhabene göttliche Majestät sein.<br />
Gerade dieses unaussprechlich heilige Opfer will der "Berg"<br />
des Propheten Daniel in der fast geschlossenen Gesamtheit seiner höheren<br />
Vertreter nicht mehr darbringen.<br />
Seit dem sogenannten Zweiten Vatikanischen Konzil geben<br />
die kirchlichen Würdenträger die Parole aus, sie hätten bisher mehr<br />
als vierhundert Jahre lang etwas falsch gemacht, das nun liturgisch re<br />
formiert werden müsse und zwar nicht nur in nebensächlichen Dingen, son<br />
dern in der Hauptsache. Denn es handle sich nicht um das unblutige<br />
Opfer von Golgotha, sondern um ein gemeinschaftliches Mahl.<br />
Der große Gottesberg des Propheten Daniel ist heute innerlich<br />
erschüttert durch einen totalen Abfall von seiner eigentlichen<br />
Aufgabe; es ist ein Abfall, von dem keine Heilung und Bekehrung mehr<br />
vorausgesagt ist. Von der einstmals so großen römisch-katholischen Kirche<br />
bleiben heute nur ganz wenige Bischöfe und Priester ihrer heiligen<br />
Verpflichtung treu.<br />
Der Berg schrumpft so zusammen, daß die Worte der Geheimen<br />
Offenbarung des Apostels Johannes sich bewahrheiten: "Satan sammelt die<br />
Völker zahlreich wie den Sand am Meer und führt sie zum Kampf gegen<br />
das Lager der Heiligen, und sie umzingeln die geliebte Stadt" (2o,8).<br />
Der Beweis dafür, daß dieses umzingelte Lager der Heiligen nachher<br />
nicht noch einmal ein Berg wird, der die ganze Erde bedeckt, liegt in<br />
den unmittelbar folgenden Worten: "Und Feuer fällt vom Himmel und verzehrt<br />
die Feinde, und der Teufel, der sie verführte, wird in den See