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7. Jahrgang, Heft 2 (Juli 1977) - CatholicaPedia

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17 - VII<br />

Unerwünschte Neugeborene wurden von den Müttern erstickt oder irgendwo weggeworfen.<br />

Man fand sie vor den Toren auf Schritt und Tritt. Mehrere ... Erlasse drohten schwere<br />

Strafen an, aber die Entwicklung war längst darüber hinweggegangen. Eine Ehe, die in<br />

Ordnung war, galt als sicheres Zeichen dafür, daß der Mann ein Tölpel und die Frau ein<br />

Blaustrumpf war. Es existierten zwar Ehegesetze, irgendwo lagen sie, aber es ist unwahrscheinlich,<br />

daß ein Richter sie noch kannte. Die neue Zeit hatte sich ein neues Gewohnheitsrecht<br />

geschaffen: die'Konsens-Ehe', die den Personenstand der Frau nicht veränderte<br />

und nicht mehr berührte. Man pflegte die Ehefrau eines anderen 'abzuklopfen'<br />

wie eine Partnerin beim Tanz. Niemand oder kaum jemand aus der fortschrittlichen Gesellschaft<br />

verdarb das Spiel. Man bildete sexuelle Supermärkte zu dritt, zu viert, ein<br />

Gedicht spricht von einer 'Kette von fünf. Wenn das nicht mehr zog, nahm man Haschisch<br />

aus dem Orient zu Hilfe. - 'Die Frau aus der Gesellschaft und die aus der Plebs sind<br />

der Verderbtheit nach völlig gleich. Die vornehme Dame ist nichts anderes als die Dirne<br />

im Schmutz der Straße. Manche verschwenden sich und ihr letztes Geld an Eunuchen und<br />

bartlose Knaben; andere suchen ihren Kitzel bei brutalen Kerlen und groben Sklaven, und<br />

manche können nur noch Wollust empfinden beim Anblick von Blut.'- Eine Delikatesse war,<br />

dem Entmannen von Kriegsgefangenen zuzusehen. Und Apuleius beschreibt nicht zufällig<br />

die Sodomie zwischen einer Dame und einem brünstigen Hengst. -<br />

Mit einer Blume im Haar und Belladonna im Ärmel ging man durchs Leben. Die<br />

Jagd nach der Erbschaft war so groß wie die Jagd nach dem Sinnenglück. Es gab eine Hochzeit<br />

in ..., die alles in den Schatten stellte, was die Freiheit bisher geboren hatte:<br />

Es heirateten - das ganze Volk war auf den Beinen - ein Mann, der bereits zwanzig Ehefrauen<br />

unter die Erde gebracht und beerbt hatte, und eine Dame, die schon zweiundzwanzig<br />

Ehemänner von Geld und Leben befreit hatte. Jedermann wußte es, und man schloß Wetten<br />

ab, wenn es diesmal erwischen würde. Nach einigen Wochen zügelloser Orgien stand<br />

das unvorsichtige Opfer fest: die Frau war Lot. Als der Ehemann, Palmwedel schwingend,<br />

hinter der Bahre durch die Straßen zog, feierte ihn die Menge wie einen Gladiator..."<br />

Alle Symptome des Zerfalls einer Kultur, eines Staates, wie sie Joachim Fernau am Beispiel<br />

Roms darstellt ("Cäsar läßt grüßen", München / Berlin 1971), sind so modern wie<br />

eh und j e.<br />

Massenwahn - heute Idolisierung von "Gruppe" und "Kollektiv"; sexuelle<br />

Enthemmung schon bei Kindern einst "stürmisch gefeiert als Befreiung (!) von Frustration"<br />

(!) - heute sogar "Theologie der Befreiung" mit Einschluß einer "Theologie des<br />

offenen Hosenturls" und einer "Theologie des geprügelt.n Hundes"; Mißachtung und Verfall<br />

der Ehe - heute Liberalisierung des Scheidungsrechts und Verniedlichung der ehelichen<br />

Untreue als "Seitensprung" (so der Jesuit David); "sexuelle Supermärkte" von<br />

einst - Gruppensex, Partnertausch, gleichgeschlechtliche Beziehungen en masse, die in<br />

Holland von katholischen Geistlichen "eingesegnet" wurden; kriminelle Delikte im "alten<br />

Rom" en gros - heute dasselbe im Weltmaßstab; "die Menge tobte und schrie, fraß und<br />

stank" - heute die gleiche Masse, seit 2oo Jahren ausgerüstet mit den nivellierenden<br />

Menschen- und Bürgerrechten, sich ihrer Primitivität bewußt, im Begriffe, ihre Gewöhnlichkeit<br />

als Norm für alle zu etablieren, überall durchsetzen und jede Spur elitären<br />

Denkens, Redens und Tuns auszuschalten; die Richter von damals setzten die Verhafteten<br />

wieder frei, "um die Menschenwürde nicht zu kränken" (!) - heute oftmals dasselbe Schauspiel,<br />

angereichert um die scheinbar so "humane" Vokabel "Resozialisation"; Angst<br />

(der Richter und anderer) vor der 'öffentlichen Meinung' des Rinnsteins" - heute<br />

winselndes Knieschlottern vor der journalistischen Gosse in den Massenmedien (auch<br />

bei Bischöfen!)<br />

Unerwünschte Neugeborene von Müttern erwürgt und weggeworfen - heute abgetrieben<br />

und in Mülleimer geworfen. -<br />

"Mit einer Blume im Haar und Belladonna im Ärmel ging man durch das Leben" - heute<br />

eine bis zum Exzeß gesteigerte Jagd nach dem Vergnügen, auch primitivster Art, nach<br />

dem "bißchen, was unsereins hat". Alt = veraltet? Hören wir auf! "Rom ging sangund<br />

klanglos unter. Es wurde nicht wie Hellas besiegt, zerfetzt, verschlungen; es<br />

verunglückte nicht in der Kurve, es prallte mit niemand zusammen, es stürzte nicht<br />

ab und bekam keinen Herzschlag. - Es verfaulte. Man hätte es retten können. Aber<br />

man gab ihm Opium, statt zu schneiden. Hören Sie, was die Ruinen, was die Säulenstümpfe<br />

auf dem alten Forum rufen? Schönen Gruß an die Enkel." Ja, die Enkel. Auch<br />

sie leben nur dem Hier und dem Jetzt, im luftleeren Raum - auf den Müll mit aller<br />

Vergangenheit. Wer spricht da von Tradition? Die katholische Kirche?

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