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7. Jahrgang, Heft 2 (Juli 1977) - CatholicaPedia

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- 96 - VII<br />

DIE RECHTSCHREIBUNG DER DEUTSCHEN SPRACHE IM WÖRTERBUCH<br />

VON DUDEN UND DER RÖMISCH-KATHOLISCHE GLAUBE<br />

von<br />

H.H. Walter W.E. Dettmann<br />

Auf dem Umschlag des Duden-Wörterbuch war bei der 15. Auflage zu lesen, daß die Rechtschreibung<br />

der deutschen Sprache seit Jahrzehnten von der Dudenredaktion betreut werde,<br />

"die die amtliche Rechtschreibung gewährleistet".<br />

Tatsächlich kann man sich in der Dudenredaktion über die Besonderheiten der deutschen<br />

Schriftsprache in Österreich und Südtirol, in Elsaß-Lothringen, in Luxemburg, in den<br />

USA, in Kanada und Australien und Südafrika unterrichten; es scheint jedoch noch nichts<br />

über die Besonderheiten der deutschen Schriftsprache im römisch-katholischen Glauben<br />

zu geben. Gewisse katholische Begriffe scheinen gemäß Duden gar nicht zur deutschen<br />

Sprache zu gehören. Die neuen Ausgaben der Duden-Rechtschreibung (15.-1<strong>7.</strong> Aufl.) legen<br />

ferner Wert darauf, daß die heutige Umgangssprache des täglichen Lebens zunehmend berücksichtigt<br />

wird. Aber sie berücksichtigen wenig die unaufgebbaren Begriffe des römisch-katholischen<br />

Glaubens.<br />

Bei Duden finden sich die verschiedensten Schimpf- und Fluchwörter sowie<br />

solche Ausdrücke, deren Gebrauch den Regeln des Anstands zuwiderläuft; man sucht<br />

bei Duden aber vergeblich nach der Rechtschreibung solcher Dinge, die für katholische<br />

Gläubige selbstverständlich sind, wie z.B. das Wort "Rosenkranzgesetz" oder "Rosenkranzgesetzchen".<br />

Die 1<strong>7.</strong> Aufl. Dudens behauptet, sie sei bezüglich Rechtschreibung und<br />

Worterklärung "maßgebend in allen Zweifelsfällen", sie sagt aber nicht, ob das Wort<br />

"Rosenkranzgesetz" etwas mit einem Kirchengesetz zu tun hat, oder ob es sich dabei um<br />

eine Zusammensetzung und Zusammenstellung von Rosen handelt.<br />

Im Duden kommt zwar das Wort "Kreuzweg" vor, nicht aber "Kreuzwegstation".<br />

Das Wort "Kniebeugung", das von den anerkanntesten Fachleuten der katholischen<br />

Liturgiewissenschaft verwendet wird, ist im Duden nicht zu finden. Statt dessen gibt<br />

es hier nur den mehr oder minder gefärbten Begriff "Kniebeuge". Den Begriff "Geheime<br />

Offenbarung", der zum katholischen Allgemeingut gehört, hat die Dudenredaktion nicht<br />

in ihr Wörterbuch aufgenommen, obwohl noch in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg "Die<br />

sechzehn Holzschnitte Albrecht Dürers zur Geheimen Offenbarung" von einem namhaften<br />

Verlag im Druck herausgegeben worden sind.<br />

Bei dem Begriff "Vision" gibt Duden nur die Erklärung: "Erscheinung";<br />

"Trugbild". Die eigentliche Bedeutung von "Vision" als "Schau" oder "Schauung" wurde<br />

unterschlagen. Das Wort "Schauung" sucht man bei Duden vergeblich. Von dem Hauptwort<br />

"Visionär" behauptet Duden, es sei "veraltet"; als Worterklärung führt er an: "Geisterseher"<br />

und "Schwärmer". Dabei setzt er voraus, daß es keine Geister gibt. Sonst könnte<br />

er das Wort Visionär nicht als veraltet bezeichnen. Der Ausdruck "Schwärmer" hat mit<br />

der Grundbedeutung von "Visionär", nämlich "Seher", nichts zu tun. Die für gläubige<br />

Katholiken vertrauten Wörter "Marienerscheinung", "Muttergotteserscheinung" fehlen im<br />

Duden. Das Wort "Stammeltern" als Bezeichnung für das erste von Gott geschaffene Menschenpaar<br />

Adam und Eva besitzt im Duden ebenfalls keine Aufenthaltsgenehmigung.<br />

Im Evangelium sagte Jesus zu den Juden: "Es steht geschrieben: 'Mein<br />

Haus wird ein Bethaus genannt werden*. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht"<br />

(Matth. 21,13; Luk. 19,46). Der in sehr vielen deutschen Evangelienübersetzungen enthaltene<br />

Ausdruck "Bethaus" ist sogar in der Wortkonkordanz zur Lutherbibel, die im I<br />

Jahre 1969 von der Württembergischen Bibelanstalt herausgegeben wurde, enthalten. Trotz-1<br />

dem fehlt dieser Ausdruck im Duden, der nur auf ordinäre, nicht aber auf "religiöse Um- I<br />

gangssprache Wert zu legen scheint. Die Bezeichnung "das höchste Gut" für das heilig- I<br />

ste Altarsakrament ist im Duden ebensowenig enthalten wie zahlreiche andere Begriffe, I<br />

die den kath. Gläubigen aus dem Unterricht über das hl. Meßopfer vertraut waren. z.B. I<br />

"Schultertuch", "Casula", "Vormesse", Stufengebet", "Staffelgebet", "Katechumenenmesse", I<br />

"Opfermesse", "Wandlungsworte", Brotbrechen" usw. Unter solchen Umständen ist es klar, I<br />

daß auch Begriffe wie "Herz-Jesu-Verehrung", "Herz-Jesu-Freitag" und ähnliche im Duden I<br />

fehlen. I<br />

Der Anspruch Dudens, für die gesamte deutsche Rechtschreibung zuständig I<br />

zu sein und das gleichzeitige Fehlen derart vieler, z.T. wichtigster katholischer Be- I<br />

griffe im Wörterbuch sind nur dadurch zu erklären, daß die heutigen Bischöfe mit der I<br />

Dudenredaktbn in dem Wunsch übereinstimmen, den römisch-katholischen Glauben aus der I

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