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Volltext (PDF) - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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26<br />

5. Kommunikation als Chance <strong>für</strong><br />

gelingendes Leben<br />

Ostdeutsche Familien aus der Sicht der Psychologie<br />

Hannelore Karg<br />

Veränderte Lebensbedingungen modifizieren<br />

notwendigerweise Kommunikationsinhalte, die<br />

durch Familieninteressen bestimmt und so in gewisser<br />

Art zusammengehalten werden, mitunter sogar<br />

in mehreren Bereichen statisch erscheinen. Dabei<br />

sollen Inhalte und ‚fehlende Inhalte‘, die konsequenterweise<br />

ebenfalls Inhalte sind, erfaßt werden,<br />

um die Kommunikation ostdeutscher Familien zu<br />

charakterisieren.<br />

Größeren Raum nehmen bei der Bewältigung<br />

von Vergangenheit und Gegenwart der Umgang der<br />

Generationen miteinander und das Konsumverhalten<br />

ein. Die jüngere Generation verhält sich gegenüber<br />

den neuen gesellschaftlichen Gegebenheiten<br />

ungehemmter, die Eltern sind weiterhin auf traditionelles<br />

Normverhalten bedacht. Dadurch werden<br />

Beziehungen zu den Eltern mitunter entleert:<br />

Unsicherheit bei der Beantwortung von Fragen, Bewertung<br />

der Gegenwart und Vergangenheit, bei politischen<br />

Ereignissen; Resignation, mangelnde Zeit,<br />

kommunikationshemmende starke berufliche Arbeitsbelastung<br />

und Vorurteile seitens der Eltern, Ablösungsbestrebungen<br />

der Generationen scheinen<br />

hier<strong>für</strong> weitere Ursachen zu sein. Das läßt sich am<br />

Verhältnis aller Jugendlichen zur Elterngeneration<br />

in den Porträts und Themenschwerpunkten erkennen.<br />

Im Konsumverhalten ergeben sich entsprechend<br />

den Wünschen und finanziellen Möglichkeiten, der<br />

Abstimmung oder Nichtberücksichtigung unter-<br />

schiedlicher Interessen häufig Kommunikationsinhalte<br />

in allen Familien. Durch die Wende ist die<br />

Befriedigung vieler Konsumbedürfnisse in den Bereich<br />

der Möglichkeiten gerückt, die wiederum vom<br />

finanziell Machbarem abhängig sind.<br />

Was es als Erbe der Vergangenheit zu bewältigen<br />

gilt, ist weit gefächert: Umgang mit den neuen Freiheiten,<br />

unsicherere Umwelt, Wegfall herausgebildeter<br />

Normen bei der Alltagsbewältigung, Wandel in<br />

der Arbeitswelt, umbruchdeterminierte Generationsprobleme,<br />

Zukunftsorientierung, Konsumverhalten.<br />

Die Bewertung und Kommentierung politischer<br />

Ereignisse spielt hier offensichtlich eine besondere<br />

Rolle. Daneben enthält die Kommunikation<br />

in den Familien individuell bestimmte Inhalte,<br />

Fragen der Haushaltsorganisation und nicht durch<br />

den Umbruch besonders determinierte Erziehungsfragen.<br />

‚Nicht auftauchende Inhalte‘ in der Familienkommunikation<br />

sind beispielsweise ethische und<br />

kulturelle Werte, ‚seelische Sammelpunkte‘, lebenssinntragende<br />

Gedanken. Wenn wir hier auf diese<br />

Bereiche als ‚Nichtinhalte‘ hinweisen, dann kann<br />

dies nur bedingt die Familienkommunikation<br />

charakterisieren: Vielleicht wollten die Gesprächspartner<br />

in den Interviews davon nicht erzählen?<br />

Falls es sich tatsächlich um fehlende Inhalte handeln<br />

sollte, wäre dies natürlich als Indiz <strong>für</strong> fehlende nahe<br />

Kommunikation zu werten.

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