Volltext (PDF) - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
Volltext (PDF) - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
Volltext (PDF) - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
28<br />
Cottbus. Schlimm wird immer, wenn die Jugendlichen<br />
in Gruppen auftreten und dann stark randalierend da<br />
langziehen. Da kann man also wirklich mal Angst<br />
kriegen, wenn da so eine Truppe ankommt. Denen geht<br />
man dann meistens aus dem Wege, soweit wie’s möglich<br />
ist, um dannnicht irgendwo was zu provozieren.“<br />
Rudolf Schindler:<br />
„Man kann eben nicht mehr mitleben mit dem<br />
Kind, man lebt eben nebeneinander her. Weil ja jetzt<br />
schon die politischen Ansichten anders sind, zumindestens<br />
in der Ausführungsform, nicht so sehr in der Idee,<br />
will ich mal sagen, sondern wie man sowas durchsetzen<br />
oder wie -naja, in dem Alter ist es, weeß ich nicht,<br />
er findet es eben toll, wenn es action gibt. Auf Demonstrationen<br />
usw.“<br />
5.2 Arbeitswelt als Bedrohung, Familie als Ablaßventil<br />
Hannes Kallenborn:<br />
„Die Familie ist heutzutage, glaube ich, noch mehr<br />
das Ablaßventil <strong>für</strong> solche Spannungen, als es früher<br />
gewesen ist. Denn ich muß in der Umkehrung sagen,<br />
daß das Verhältnis zwischen den Kollegen bei der Arbeit<br />
früher ein wesentlich herzlicheres, offeneres gewesen<br />
ist und verständnisvolleres als heute. Das ist heute<br />
alles ein ganzes Stückchen weggegangen. So richtig aus<br />
sich heraus gehen die wenigsten im kollegialen Bereich.<br />
Ich hab da irgendwie eine persönliche Grenze, wo ich<br />
sage, ‘Leute, also bis hierher, aber hier ist nichts mehr’.“<br />
Hubert Rink:<br />
„Na eigentlich, ist die momentane Anspannung, in<br />
die wir hineinkatapultiert worden sind, noch so, daß<br />
wir noch eine Zeit brauchen, um das alles zu verarbeiten.<br />
Das bedeutet einmal, daß der Arbeitsplatz, den ich<br />
jetzt habe, eine immense Zeit fordert, auch meine Freizeit<br />
fordert, um dort entsprechend Termine und Lieferungen<br />
abzusichern, und wo auch im privaten Bereich<br />
einiges im Moment hintenangestellt werden muß. Das<br />
heißt, daß die Familie ein bißl kürzer kommt, weil ich<br />
eben viel auf Arbeit bin, über die Zeit hinaus, und was<br />
In vielem scheint, wie man in Ansätzen sieht, die<br />
Angst vor der unsicheren Umwelt und die Unsicherheit<br />
beim Umgang mit den neuen Freiheiten zu korrespondieren.<br />
Das betrifft u.a. die berufliche<br />
Entscheidungsfreiheit sowie neue Möglichkeiten<br />
politischen Urteilens, politischer Aktion, der<br />
Selbstinitiierung, des Entwerfens eigener Lebensmuster.<br />
In der Vergangenheit war fast alles von<br />
„der Gesellschaft“ geregelt: Viele Schwierigkeiten<br />
und Unsicherheiten lassen sich darauf zurückführen.<br />
Einen nicht unwesentlichen Platz nehmen in der<br />
Familienkommunikation die ungewohnte Intensität<br />
beruflicher Arbeitsbelastung sowie Konflikte am<br />
Arbeitsplatz ein. Kommunikationsinhalte, die früher<br />
unter Arbeitskollegen üblich waren, werden als<br />
Folge zunehmenden Konkurrenzdenkens zur internen<br />
Kommunikation vorwiegend zwischen Ehepartnern.<br />
Das Verhältnis zum Arbeitskollegen wird<br />
unpersönlich, abgegrenzt. Da<strong>für</strong> erhält die Familie<br />
die Funktion eines „Ablaßventils“, wie Hannes<br />
Kallenborn es ausdrückt.<br />
Wie überall setzt sich auch in der Familie jene<br />
Form durch, die auf die Umweltbedingungen am<br />
besten eingeht. Die Familienform korrespondiert<br />
eng mit den gesellschaftlichen Bedingungen, sie ist<br />
auch kulturgebunden. Wir dürfen annehmen, daß<br />
mittelfristig Tendenzen aus ökonomischen Gründen<br />
zur Kleinfamilie gehen, in der der Mann <strong>für</strong> Unterhalt<br />
und die Frau in arbeitsteiliger Abhängigkeit<br />
davon <strong>für</strong> Haushalt und Kindererziehung zuständig<br />
sind. In den Porträts und Themenschwerpunkten<br />
zeigt sich, daß dieses Eingeständnis schwerfällt, daß