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Volltext (PDF) - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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56<br />

‚Gleichberechtigung‘ als Propaganda abgetan: dergleichen<br />

braucht ‚man‘ sich nicht mehr gefallen zu<br />

lassen.<br />

– Chance/Risiko: er hat seit dem Mauerfall familiär<br />

‘Nasse’ gemacht, <strong>für</strong> ihn ging es seitdem bergab; er<br />

hat daran weiterhin zu knacken und wartet ab,<br />

Chancen sieht er in seinem persönlichen Bereich<br />

sehr wenige<br />

– Kommunikation: Außendruck / Binnenkommunikation:<br />

ob während der DDR-Zeiten oder in der<br />

Umbruchperiode nach 1989 – das Zusammenstehen<br />

der Partner führt nicht zu einer engen, nahen<br />

Kommunikation; nachdem die Phase materieller<br />

Unsicherheit <strong>für</strong> die Liedtkes vorbei ist, machen<br />

sich heute Kommunikationslücken, wenn nicht<br />

-leere im Verhältnis zu den Kindern bemerkbar<br />

– Kinder: der Vater glänzt durch äußere bzw. innere<br />

Abwesenheit; zwar macht er zwischen seinem<br />

leiblichen Sohn und den beiden älteren Kindern<br />

keinen Unterschied, doch entsteht vom Vater her zu<br />

den Kindern über lange Jahre kein inneres Verhältnis;<br />

die Kinder fühlen sich im Laufe der Zeit mit<br />

ihren Wünschen abgestoßen und geben es auf, sich<br />

an den Vater zu wenden; erst in der Krisensituation<br />

erinnert sich der Vater der Kinder: im Streit wird um<br />

die Kinder gezerrt<br />

– Gewalt in der Familie: auch <strong>für</strong> Disziplin und Bestrafung<br />

ist nicht das männliche ‚Familienoberhaupt‘<br />

zuständig; ‚man‘ schaut zu, wie frau die Kinder<br />

prügelt und sich dabei selbst wehtut<br />

– Familiengründung: um schnell weg von den eigenen<br />

Eltern zu kommen, gründet ‚man‘ wie ‚frau‘<br />

eine Familie; das Single-Sein wird erst nach Scheitern<br />

der Ehe zum ersten Mal ausprobiert.<br />

– Westverwandte: vor der Wende gab es lustige Familienfeiern<br />

mit Tantchen aus dem Westen<br />

– Scheidung: zu DDR-Zeiten als Makel empfunden;<br />

enge moralische Maßstäbe aus seinem Herkunftsdorf<br />

(Mark Brandenburg) machen nach der Wende<br />

westlichen, großstädtischen Vorstellungen Platz<br />

Christian Liedtke<br />

Angaben <strong>für</strong> Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer:<br />

– 15 Jahre, Schüler, Potsdam<br />

– Bruder Mike, 16 Jahre, Auszubildender<br />

– Bruder Tino, 10 Jahre, Schüler<br />

Interpretationsangebot <strong>für</strong> Kursleiterinnen und<br />

-leiter:<br />

– Kinder a) Kommunikation: Christian spricht nicht<br />

mit Eltern über Probleme, erhielt von klein auf wenig<br />

Zuwendung: viele Wohnortwechsel sorgten <strong>für</strong><br />

Beziehungsunsicherheit, von früh an in Hort und<br />

Kindergarten, Schlüsselkind; entzieht sich bei Problemen;<br />

nach Bestrafung muß er <strong>für</strong> sich allein „abstinken“;<br />

rasch wechselnde Interessen (CB-Funk,<br />

Schülerfunk, Disko etc.)<br />

– Kinder b) Autorität der Erwachsenen zerbricht:<br />

Christian kommt nicht nach Hause, nachmittags<br />

nicht und teils auch nachts nicht; Strafen der Mutter;<br />

auch Autorität der Lehrer angeknackst: Christian<br />

entzieht sich der Schule<br />

– Kinder c) eigene Welt aufbauen: Interesse <strong>für</strong> CB-<br />

Funk; sich in Cliquen herumtreiben; Interesse an<br />

illegalen Autorennen in Ludwigsfelde; nachts nicht<br />

nach Hause kommen: sucht Vaterersatz bei älteren<br />

Männern<br />

– Gewalt: Christian schreibt einen brutalen, blutrünstigen<br />

Schulaufsatz nach dem Motto: „ist doch<br />

besser, nur in der Phantasie...“<br />

8.2 Familie Schindler<br />

Annegret und Rudolf Schindler<br />

Angaben <strong>für</strong> Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer:<br />

– Annegret Schindler: 44 Jahre, Polizeibeamtin in<br />

Berlin (Ost)<br />

– Rudolf Schindler: 45 Jahre, ehemaliger Polizeibeamter,<br />

heute Fahrlehrer, Berlin (Ost)<br />

Interpretationsangebot <strong>für</strong> Kursleiterinnen und<br />

-leiter:<br />

– Risiken der Umbruchzeit: Mann wegen Übergewicht<br />

nicht übernommen, dann zeitweise arbeitslos;<br />

sie: starke ideologische Umorientierung als (Ex-<br />

Volks-)Polizistin notwendig, er: Saisonarbeiter; sehen<br />

sich als Einheitsverlierer: starke Identifizierung<br />

mit der DDR, Nostalgie<br />

– Kommunikation: doppelte Kommunikation zu<br />

DDR-Zeiten: kein West-Fernsehen; heute macht<br />

sich im Verhältnis von Außendruck und Binnenkommunikation<br />

eine Verhärtung gegenüber der<br />

feindlichen Außenwelt bemerkbar, die Eltern über-

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