08.01.2013 Aufrufe

Volltext (PDF) - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

Volltext (PDF) - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

Volltext (PDF) - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

58<br />

tionelle Ein-Verdiener-Familie mit dem Mann als<br />

Familienoberhaupt gedrängt. Die Familie kann dies<br />

bisher zwar auffangen (Versuch der sanften Anpassung),<br />

aber es droht die Gefahr eines Auseinanderdriftens:<br />

Mann mit außerhäusigen Hobbys, Frau als<br />

Verliererin. Innerhalb des größeren Familienverbandes:<br />

Frauen geraten in Konflikte mit den<br />

Frauen der Vor-Generation (Schwiegermütter-Syndrom)<br />

– Kinder: Erziehungsmaßstäbe liberalisiert; Sohn:<br />

entzieht sich mehr und mehr; (übergroße) Sorge um<br />

schädliche Einflüsse aus dem Westen (Drogen, Gewalt)<br />

– Gewalt: taucht in der Familie nicht auf, aber die<br />

Frau erlebt sie sehr stark bei der Arbeit<br />

– Familiengründung: sehr vieles „hat sich ergeben“,<br />

scheint wenig bewußt gewählt oder gar geplant zu<br />

sein<br />

– Westverwandte: gibt es nicht, die Rinks sind noch<br />

kein einziges Mal in den Westen gereist (außer <strong>für</strong>’s<br />

Begrüßungsgeld)<br />

Ralf und Stefanie Rink<br />

Angaben <strong>für</strong> Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer:<br />

– Ralf Rink: 15 Jahre, Schüler, Glauchau<br />

– Stefanie Rink: 9 Jahre, Schülerin, Glauchau<br />

Interpretationsangebot <strong>für</strong> Kursleiterinnen und<br />

-leiter:<br />

– Kinder: Kommunikation Stefanie: Kommunikation<br />

mit ihrem Bruder tendiert gegen Null, hängt<br />

ansonsten vor dem Fernseher; Ralf: ehemals strenge<br />

Erziehung liberalisiert sich; entzieht sich Eltern,<br />

kommunikative Leere; es gibt keinen offenen Konflikt,<br />

Ralf bleibt „brav“, doch er flüchtet aus der<br />

Langeweile des Elternhauses in den Jugendtreff<br />

– Kinder: eigene Welt Ralf: baut sich eine eigene Welt<br />

mit seiner Clique auf; sieht sich als Gewinner der<br />

Wende; Gewalt kein Problem in der Provinz<br />

8.4 Familie Kallenborn<br />

Franziska und Hannes Kallenborn<br />

Angaben <strong>für</strong> Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer:<br />

– Franziska Kallenborn: 36 Jahre, Sprachtherapeutin,<br />

Cottbus<br />

– Hannes Kallenborn: 40 Jahre, Lehrer, Cottbus<br />

Interpretationsangebot <strong>für</strong> Kursleiterinnen und<br />

-leiter:<br />

– Chancen/Risiken er: sehr von Kontinuität bestimmt;<br />

sie: sah sich wegen Intrigen und Konkurrenz<br />

gezwungen, Arbeitsplatz zu wechseln; beide:<br />

nach der Wende von der Arbeit sehr angestrengt,<br />

deutlich weniger Zeit; Familie als Ablaßventil <strong>für</strong><br />

Spannungen aus der Arbeitswelt<br />

– Kommunikation erster Eindruck: hohes Maß an<br />

Verbalisierung – das „angemessene, vernünftige<br />

Maß“ entscheidet; aber er: ist relativ verschlossen,<br />

spricht Konflikte nicht aus, ist deprimiert und leicht<br />

entmutigt; sie: Zusammenhalten ist das Wichtigste,<br />

offene Probleme kommen dabei „um des lieben<br />

Friedens willen“ zu kurz; beide: betonen Normalität,<br />

Zusammenrücken in sozial schwieriger Zeit; früher:<br />

Ordentlichkeit als vorgegebener staatlicher<br />

Maßstab, heute: Ordentlichkeit freiwillig gewählt<br />

– Kinder/Erziehung: beide Elternteile: jetzt zählt Ellenbogen<br />

und Individualität; diese Botschaft des<br />

Westens wollen sie an ihre Kinder weitergeben. Mit<br />

der Liberalisierung sind neue Erziehungsmaßstäbe<br />

verknüpft: nicht mehr Sich-Einordnen, sondern Ellenbogen<br />

als oberstes Gebot<br />

– Kinder/Kommunikation: jüngere Tochter Dana:<br />

kommt seit dem Umbruch’89 in Zuwendung und<br />

Kommunikation zu kurz (Fernsehen); ältere Tochter<br />

Anja: schert mit eigenen Interessen aus, schwächt<br />

diese aber wieder ab auf ein „vernünftiges Maß“; die<br />

Notwendigkeit eines wohlbehüteten Elternhauses<br />

scheint aufgrund der latenten bis manifesten Gewalttätigkeit<br />

auf der Straße plausibel zu sein.<br />

– Gewalt: an Gewalt auf den Straßen in Cottbus<br />

gewöhnt; ältere Tochter wurde bereits von rechtsextremen<br />

Jugendlichen verprügelt<br />

– Familiengründung: zog sich über längeren Zeitraum<br />

hin<br />

– Westverwandte: nein, aber Westbekannte, halbjähriger<br />

herzlicher Besuch

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!