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Volltext (PDF) - Deutsches Institut für Erwachsenenbildung

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Hannes Kallenborn:<br />

„Und dadurch wird der Tag <strong>für</strong> mich unwahrscheinlich<br />

in die Länge gezogen, wo Zeiten dazwischen<br />

sind, wo man zwar was machen kann, aber so richtig<br />

zum Zuge hinternander ooch nicht kommt. Man gerade<br />

mal was zwischenschieben, aber irgendwie sind<br />

die Tage länger geworden, so daß wir <strong>für</strong> die Kinder<br />

am Nachmittag relativ wenig Zeit haben, früher hatten<br />

wir mehr Zeit über den Nachmittag oder konnten<br />

uns das so einrichten. Das hat sich, glaube ich, in der<br />

Entwicklung der großen Tochter sehr positiv bemerkbar<br />

gemacht. Wir müssen eben jetzt ziemlich stark daran<br />

arbeiten, daß wir auch die Kleene nicht ganz vergessen,<br />

vor lauter beruflicher Arbeit hinten runter rutschen<br />

lassen. Und das ist im Moment eine ganz schwierige<br />

Geschichte, das hinzukriegen.“<br />

Hannes Kallenborn:<br />

„Grundprinzip bleibt bis zum bitteren Ende der<br />

humane Gedanke. Früher war daneben auch noch der<br />

Gemeinschaftsgedanke dabei. Der Gedanke ist eigentlich<br />

damals ganz stark im Vordergrund gewesen, daß<br />

es nicht nur um einen selber geht, sondern daß das<br />

Wohl-Sein in der Gemeinschaft da reinerzogen wird.<br />

Und daß man da in der Gemeinschaft auch mal zurückstecken<br />

muß. Daß da nicht jeder der erste sein<br />

kann. Das sind diese Probleme, und die würde ich heute,<br />

aus der heutigen Sicht, doch etwas abgeschwächt<br />

sehen wollen und in der Erziehung umsetzen. Ich würde<br />

eigentlich heute neben dem humanen Gedanken<br />

auch einen Gedanken, ich sag mal, Ellenbogenegoismus<br />

mit reinbringen wollen. Zwar nicht vordergründig so,<br />

daß nur dieser Gedanke eine Rolle spielt, aber daß der<br />

in einem ganz gesunden Verhältnis, in ganz bestimmten<br />

Situationen auch da sein muß. Und auch die<br />

Fähigkeit, das zu tun an der richtigen Stelle, muß auch<br />

erziehungsmäßig eingebracht werden.“<br />

Anja Kallenboren:<br />

„Da hab ich eigentlich nur gefragt, dann wollte Vati<br />

was antworten und Mutti was antworten, und da haben<br />

sie sich so in die Wolle gekriegt, weil jeder was anderes<br />

gedacht hat, und da wußte ich am Schluß nicht,<br />

was ich nehmen soll als Antwort. Ich meine, das passiert<br />

öfter, daß man keine Antwort kriegt.“<br />

In den akustischen Materialien wird deutlich,<br />

daß spezifische Beziehungsmuster, die sich in der<br />

DDR-Zeit herausgebildet haben, brüchig werden,<br />

wenngleich der einzelne sich das nicht immer eingesteht.<br />

So resümiert Hannes Kallenborn über seine<br />

veränderte Tätigkeit als Lehrer.<br />

Die Besonderheiten der Umbruchsituation wirken<br />

sich belastend auf die Betroffenen aus. Gerade<br />

in den Familien der 30- bis 45jährigen Eltern mit<br />

schulpflichtigen Kindern zeigen sich deutliche<br />

Spannungsfelder bei der Bewältigung der familialen<br />

Anforderungen. Der Einfluß, die Erfahrungen und<br />

der Lebensweg mit unterschiedlichen gesellschaftlichen<br />

Systemen, erworbene Denk- und Handlungsweisen,<br />

Verhaftetbleiben in der Vorstellungswelt lassen<br />

sich in allen Porträts und Themenschwerpunkten,<br />

graduell unterschiedlich, als Ursache da<strong>für</strong><br />

erkennen. Das drückt sich sowohl im reinen<br />

Sachgehalt als in der Wahl der stilistischen Mittel<br />

aus. Als Beleg hier<strong>für</strong> mag der Gedankengang von<br />

Hannes Kallenborn stehen.<br />

Die erhöhten Spannungen in der Familienkommunikation<br />

wirken sich auch auf die Kinder aus.<br />

Autorität wird brüchig, wenn die beiden Elternteile<br />

sich widersprechen. Davon berichtet Anja Kallenborn.

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