Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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10 Einleitung In der vorliegenden Arbeit wird die Relevanz eines Ausschnitts dieser umweltethischen Begründungen für die Renaturierungspraxis anhand eines Beispiels erstmalig beleuchtet. Es handelt sich um einen ehemaligen Truppenübungsplatz, auf dem ein für Besucher zugängliches Wildgehege eingerichtet wurde, um Offenlandflächen zu erhalten. Was genau die Motive der Akteure von Renaturierung sind, ist empirisch wenig belegt und konnte bisher nur indirekt aus Programmen und Berichten erschlossen werden (Wiegleb & Lüderitz 2008: Kap. 17.2.3). 1.2 Zielsetzung und Leitfragen Das Ziel der Diplomarbeit ist es, spezifische umweltethische Rechtfertigungen anhand einer empirischen Untersuchung zu prüfen und sie auf ihre praktische Relevanz hin zu analysieren. Konkreter Gegenstand der Studie ist das Renaturierungsprojekt Wildgehege Glauer Tal im Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg, anhand dessen Anschauungen und Motive bezüglich Renaturierung ermittelt werden können. Basierend auf den Untersuchungsergebnissen können Anzeichen zur Bestätigung bzw. Widerlegung der Begründungen von Renaturierung ermittelt werden. Das geschieht, indem vorhandene oder fehlende Wechselbeziehungen zwischen den eigenen Ergebnissen der Erhebung und den Aussagen der Renaturierungsargumentationen herausgestellt werden. Da eine derartige Untersuchung erstmalig unter Akteuren von Renaturierung durchgeführt wurde, können keine Vergleiche mit anderen Studien gezogen werden. Vor diesem Hintergrund wird die Neuartigkeit von Ökosystemrenaturierung dargestellt. Es soll deutlich werden, dass die Alleinzuständigkeit der Naturwissenschaften für die Erkenntnis der Natur überholt ist (Groß 2001: 238). Ökologische Erkenntnisse müssen mit praktischen Erfahrungen, zusätzlich mit ethischen, politischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Aspekten verwoben werden. In der Arbeit soll drei Leitfragen nachgegangen werden. Das Verständnis von Ökosystemrenaturierung, auch in Konfrontation mit umweltethischen Begründungen, soll deutlich werden anhand der Leifrage 1: • Was verstehen die Mitglieder der untersuchten Personengruppe unter Ökosystemrenaturierung? Die Auseinandersetzung mit Umweltethik und der Hintergrund einer möglichen umweltethischen Motivation für die Renaturierungstätigkeit betrifft Leitfrage 2: • Lassen sich unter den befragten Akteuren von Ökosystemrenaturierung umweltethische Motive für ihr Handeln herausstellen?
Die Untersuchung hinsichtlich der Kennzeichnung des Wildgeheges als eine Renaturierungsmaßnahme behandelt Leitfrage 3: • Inwieweit ist das untersuchte Renaturierungsprojekt Wildgehege Glauer Tal eine Renaturierungsmaßnahme? 1.3 Methode Für die Untersuchung zum praktischen Akteursverständnis wurde eine sozialwissenschaftliche Methode herangezogen. Die für eine schriftliche Befragung entwickelten, standardisierten Fragebögen sind Sammlungen konkreter Fragen, in denen sämtlichen Personen die gleichen Fragen in der gleichen Reihenfolge und in denen bei geschlossenen Fragen auch die gleichen Antwortoptionen präsentiert werden (Seipel & Riecker 2003: 146). Fragebögen liegen den Befragungsteilnehmern vor, sollen von ihnen gelesen und beantwortet werden. In Abhängigkeit von den verwendeten Fragen können sehr kurze Antworten (ein Kreuz, ein Strich, eine Unterstreichung) oder umfassendere Stellungnahmen (mehrere Worte, Sätze, ganze Begründungen) erhoben werden. In dieser Arbeit werden verschiedene Ansätze verwendet: • Darstellung der umweltethischen Begründungen zu Renaturierung, • Sozialwissenschaftliche Datenerhebung, • Interpretative Ergebnisauswertung. Es wurden zehn Akteure befragt, die mit dem Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V., der das Renaturierungsprojekt Wildgehege Glauer Tal betreut, in Verbindung stehen bzw. standen. Ihnen wurde ein Fragebogen ausgehändigt, der die drei Themenkomplexe Renaturierungsökologie, Umweltethik sowie Landschafts-Förderverein und das Renaturierungsprojekt Wildgehege Glauer Tal umfasst. Achtzehn Fragebögen wurden postalisch versandt, während zwei Fragebögen per Email verschickt wurden. Von den Ersteren konnte ein Rücklauf von acht Fragebögen, von den Letzteren ein vollständiger Rücklauf verzeichnet werden. Es wurde davon ausgegangen, dass für die Beantwortung eines Fragebogens im Rahmen einer derartigen Befragung ausreichend Zeit, Konzentration und Vertraulichkeit garantiert ist, so dass die Wahrscheinlichkeit für ehrliche und durchdachte Antworten steigt (vgl. Schnell et al. 1999: 336). 1.4 Der Begriff Umweltethik In Reaktion auf die zunehmenden globalen ökologischen Probleme bildete sich ab den 1970er Jahren ein neues ethisches Interesse an der Umwelt heraus (Krebs 1997: 337f. und Birnbacher 1997: 7). Der daraus entstandene reflexive Teilbereich der anwendungsorientierten Ethik, 11
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