Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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18 Truppenübungsplätze im Kontext von Renaturierung Funktionsfähigkeit von Ökosystemen. Diese Definition stammt aus dem Art. 2 CBD, der Biodiversitäts-Konvention, die im Jahr 1992 in Rio de Janeiro ausgehandelt und inzwischen von 168 Staaten und der Europäischen Union unterzeichnet wurde. Der zweite Grund kann ohne Weiteres insbesondere auf Teile Afrikas, Asiens und Lateinamerikas bezogen werden, in denen die Menschen direkt vom Land und seinem Naturkapital abhängig sind (Aronson & van Andel 2006: 224f.). Hier zählt weniger Biodiversität an sich, sondern menschliches Wohlergehen und eine ökonomische Lebensgrundlage. Die Ökosystemrenaturierung ist erst dann vertretbar, wenn sie die ökologische Basis für das Überleben der Menschen unterstützt (SER 2004: 2). Die Industrieländer (Mitteleuropas) sind allerdings auf die Biodiversität des Südens angewiesen, weshalb dieser Grund zur Renaturierung zunehmend an Bedeutung für sie gewinnt. Der dritte Grund ist der wichtigste und die Kombination aus den beiden vorangegangenen Gründen. Naturkapital stellt Ökosystemgüter und –leistungen bereit, die uns und allen anderen Arten derart zugute kommen, dass wir sie nicht geldlich bemessen bzw. bewerten können. „Naturkapital“ ist der Oberbegriff für eine Pluralität miteinander verknüpfter, heterogener Bestände, die verschiedene Funktionen und Leistungen erbringen, z.B. globale Stoffkreisläufe, Kulturlandschaften oder Umweltmedien wie Luft, Wasser und Boden (Ott & Döring 2004: 176, 148). Motive können demzufolge die Wiedernutzbarmachung, die nachhaltige Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit bzw. Produktivität von Ökosystemen für den sozialen Wohlstand, der abiotische Ressourcenschutz und der allgemeine Natur- und Umweltschutz sein (u.a. SER 2004: 4). Daneben schließt Ökosystemrenaturierung ästhetische Annehmlichkeiten und aufgrund der Partizipation Einzelner in einem Renaturierungsprojekt die Stärkung sozialer Netze ein. Die Erhaltung oder Entwicklung von Biodiversität wird von Stefan Zerbe & Daria Kreyer hervorgehoben (2006: 103). Biodiversität kann nicht anhand einer einzigen Zahl die Vielfalt von Leben einfangen, anstelle dessen gibt es verschiedene messbare Parameter, die als Behelf dienen. Das können Anzahl der Arten, bestimmte Arten oder Artengruppen wie Indikator- und Schlüsselarten, Zielarten, seltene oder gefährdete Arten, Vorzeigearten, Artenreichtum und funktionelle Gruppen (kurzlebige Baumarten sowie exotische Arten) sein. 2.1.4 Unterschiedliche Zielvorstellungen und Ziele Ziele in der Renaturierung können Bezug nehmen auf historische Referenzzustände, Artenspektren, Resilienzfaktoren, Landschaftsbilder, ökologische Funktionen und Leistungen sowie den Hemerobiegrad – den Grad des Kultureinflusses (Ott 2008: Kap. 15.4.3). Die Wiederherstellung von Ökosystemleistungen wird dabei für wesentlich erachtet (Abb. 2) (Zerbe et al. 2008: Kap. 1.4). Insofern bedeutet das Präfix „Re-“ nicht gleichermaßen „zurück“ zum ursprünglichen Zustand.
Abb. 2. Renaturierung von Ökosystemen in Mitteleuropa mit einer Wiederherstellung bzw. Optimierung der durch Übernutzung beeinträchtigten bzw. verloren gegangenen Ökosystemleistungen (Zerbe et al. 2008: Kap. 1.4). Ökologen und Planer haben eine Mannigfaltigkeit an Konzepten entwickelt, die sich durch verschiedene Zielvorstellungen und Maßnahmen auszeichnen (Zerbe et al. 2008: Kap. 1.3). Unterscheidungsmerkmale sind insbesondere Vollständigkeit, Wahrscheinlichkeit und Zeithorizont der Wiederherstellung bestimmter Zustände, sowie der Umfang des Gebrauchs technischer Mittel. Nachfolgend wird ein Ausschnitt der Konzepte der Renaturierung mit ihren Zielvorstellungen präsentiert: bestimmte Ökosystemleistungen Extensivierung: schließt die Verringerung der Intensität der Landnutzung ein, womit der unmittelbare Bezug zur Renaturierung im engeren Sinne (s. unten) gegeben ist (z.B. Grünlandextensivierung). natürliche bis naturnahe Ökosysteme der Natur- bzw. Kulturlandschaft Mitteleuropas Übernutzung Rehabilitation: beschreibt die Wiederherstellung von bestimmten Ökosystemfunktionen bzw. - leistungen gemäß einem historischen Referenzzustand (z.B. Wiedervernässung eines degradierten Hochmoores, Wiederherstellung der Fließgewässerdynamik). Rekonstruktion: bedeutet die aktive Wiederherstellung eines spezifischen Zustandes zumeist mit technischen Mitteln bzw. Maßnahmen. mehr oder weniger stark degradierte Ökosysteme Zeit Renaturierung weitere Degradation erfolglose Renaturierung 19
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