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Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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Debatte über ethische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

einem Programm als vielmehr von einem die Ökosystemrenaturierung umfassenden<br />

kontinuierlichen Dialog, der unsere Handlungen in der biotischen Gemeinschaft vereinbart (Light<br />

& Higgs 1996: 234). Damit werde eine demokratische Gesellschaft unterstützt <strong>und</strong> auf Änderungen<br />

hin anpassungsfähig gemacht. Gemäß Jordan ist Renaturierung demokratisch per Definition –<br />

inhärent demokratisch. Light & Higgs widersprechen dem. Renaturierung habe nur ein inhärentes<br />

demokratisches Potenzial, denn es kann ebenso ein solches fiktives Projekt, durch Zwangsarbeiter<br />

verrichtet <strong>und</strong> technisch erfolgreich, w<strong>und</strong>ervoll divers sein <strong>und</strong> zu einem „ges<strong>und</strong>en“ Ökosystem<br />

führen. Auch verstaatlichte <strong>und</strong> kommerzialisierte Natur, z.B. von Unternehmen durchgeführte<br />

Renaturierungen, passen gut in die gängigen Muster von Globalisierung als eine Tendenz, die das<br />

demokratische Potenzial von Renaturierung erodiert (ebd.: 231). Undemokratische<br />

Renaturierungen sind ein Verlust für die Werte in der Praxis (ebd.: 239f.). Als eine Alternative<br />

erscheint „localism“ (Light & Higgs 1996: 240). Eine große Anzahl Freiwilliger ist dabei in<br />

Renaturierungsvorhaben eingeb<strong>und</strong>en, die das demokratische Potenzial der Praxis wiederum<br />

stärken <strong>und</strong> Hoffnung auf Erfolg geben.<br />

Für Andrew Light & Eric Higgs ist eine schlechte Renaturierung durch einen Mangel an<br />

gesellschaftlicher Teilnahme charakterisiert (1996: 236). Es darf deshalb nicht nur das Produkt von<br />

Ökosystemrenaturierung <strong>und</strong> somit die Politik von Ökosystemrenaturierung, sondern es muss auch<br />

der Prozess der Ökosystemrenaturierung <strong>und</strong> damit die Politik in der Ökosystemrenaturierung<br />

betrachtet werden (ebd.: 230, 241f.). Die Ökosystemrenaturierung ist erst dann demokratisch, wenn<br />

wir einen politischen Diskurs zu ihr ermöglichen (ebd.: 246). So führe die „ökologische<br />

Entwicklung von Natur“ zu einer „besseren Natur“, wobei sie jedoch gleichzeitig als „schlechte<br />

Ökosystemrenaturierung“ beschrieben werden kann (van der Heijden 2005: 442f.). Dagegen führe<br />

die „gesellschaftliche Entwicklung von Natur“ zu „guter Ökosystemrenaturierung“. Obgleich<br />

daraus weniger „echte Natur“ resultiert, ist sie vorzuziehen. Der frühere Präsident des SER Eric<br />

Higgs vetritt die Position, dass Renaturierung als eine neue Metapher für unsere Beziehungen mit<br />

natürlichen Dingen zu dienen scheint: „we are in a restorative, as opposed to, say, a conservationist<br />

mode“ (2003: 11). Allerdings nehmen durch die Kontrolle durch Professionalisierung der<br />

Renaturierung die Partizipation <strong>und</strong> das demokratische Potenzial ab (Light 2000: 163).<br />

C. Mark Cowell zufolge bietet Renaturierung eine Alternative für die menschliche Interaktion mit<br />

der Umwelt, wenngleich er allerdings auch auf die gefährlichen Möglichkeiten für die Umwelt<br />

hinweist, die diese Form der Wissenschaft <strong>und</strong> Technologie durch ihre manipulative Kapazität<br />

bereitstellt (1993: 19). Er schlägt eine Wiederbewertung der Definition von Renaturierung vor, die<br />

bei der Klärung sowie Entwicklung eines Systems von Umweltethik helfen kann, menschliche<br />

Beziehungen mit der Umwelt als potenziell symbiotisch <strong>und</strong> positiv anzuerkennen. Wenn Natur<br />

<strong>und</strong> des Menschen Rolle in ihr als dynamisch angesehen werden, wird das Potenzial für eine<br />

partizipatorische, wechselseitige Beziehung klarer (ebd.: 32). Derart betrachtet wird die natürliche<br />

Gesellschaft – z.B. die Klimaxgesellschaft vor der Siedlungstätigkeit – ausgesondert <strong>und</strong> durch

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