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Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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Zugehörigkeit zum Land wiedergewinnen (ebd.: 212). Eine wechselseitige „heilsame“ Interaktion<br />

kann somit zwischen Menschen <strong>und</strong> ihrer Umwelt entstehen, welche einen beträchtlichen<br />

intrinsischen Wert haben kann (ebd.: 217). Es ist möglich, dass „Heilung“ Manipulation bedeutet,<br />

weil Arten eingeführt werden, doch impliziert diese Manipulation nicht gleichzeitig Dominanz<br />

(ebd.: 209). Der Zoologe <strong>und</strong> Praktiker Chris Maser vertritt den Standpunkt, dass wir durch<br />

Renaturierung lernen, wie ein Land zu renaturieren oder ein Ökosystem zu „heilen“ ist (Cowell<br />

1993: 27f.). Während wir ein Ökosystem „heilen“, „heilen“ wir uns selbst. Daniel T. Spencer<br />

drückt sich ähnlich wie Maser aus, obgleich er den Begriff der „Heilung“ ausspart: „indem wir die<br />

Erde renaturieren, werden wir wiederum der Erde zurückerstattet“ (2007: 416).<br />

Schließlich stellt die Ökosystemrenaturierung für Jordan einen Akt des Glaubens an die<br />

Möglichkeit einer wechselseitigen, wohltätigen Beziehung zwischen den Menschen <strong>und</strong> dem Rest<br />

der Natur dar (Cowell 1993: 21). Scherer spricht sogar von einem „monumentalen<br />

Glaubensbekenntnis“ (1995: 379). Zudem wird argumentiert, dass die Renaturierungspraxis als<br />

obligatorische Antwort auf bedrohte <strong>und</strong> geschädigte Ökosysteme fungiere (Scherer 1995: 376 <strong>und</strong><br />

Gunn in Light & Higgs 1996: 229).<br />

Nachdem nun der ethische Sinn der Praxis umrissen ist, sollen anschließend die Kritiker von<br />

Renaturierungsprojekten zu Wort kommen, bevor zu einzelnen Aussagen beider Seiten Stellung<br />

genommen wird.<br />

3.4 <strong>Begründungen</strong> von Gegnern der Ökosystemrenaturierung<br />

Den Behauptungen gegen Renaturierung liegt ein idealisiertes Naturbild zugr<strong>und</strong>e, wodurch der<br />

Mensch vom Natürlichen separiert wird (vgl. Groß 2001: 237).<br />

Gemäß Robert Elliot sei der Mensch nicht einfach Teil der Natur, denn infolge von Kultur <strong>und</strong><br />

Technologie verlaufen natürliche Prozesse – inbegriffen die natürliche Selektion – entfernt von ihm<br />

(1994b: 143). Schließlich nimmt der Mensch Medikamente, besitzt die Fähigkeit, Entscheidungen<br />

zu treffen, hat kulturell auferlegte Haltungen, Wünsche <strong>und</strong> Präferenzen. Seine Neigungen sind<br />

nicht fest „verdrahtet“ wie die anderer Organismen. Insofern hat er die Möglichkeit, Natur zu<br />

formen <strong>und</strong> sie seinen Zwecken anzupassen, was bei der Ökosystemrenaturierung der Fall ist.<br />

Von vielen Kritikern wird unterstellt, dass die Renaturierung eine unterdrückende Beherrschung<br />

einnimmt. Die Annahme, dass der Mensch Teile der Natur renaturieren könnte, ist laut Eric Katz<br />

Ausdruck einer anthropozentrischen Weltsicht, in der durch die Verfolgung ausschließlich<br />

menschlicher Interessen eine wohltuende natürliche Realität neu geformt wird (1997a: 95). Für<br />

Katz sind Versuche zur Umgestaltung, Wiederherstellung <strong>und</strong> Renaturierung natürlicher Gebiete<br />

<strong>und</strong> Objekte eine radikale Intervention in natürliche Prozesse: “The f<strong>und</strong>amental error is thus<br />

domination, the denial of freedom and autonomy” (1991: 95). Katz kritisiert, dass die<br />

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