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Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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Truppenübungsplätze im Kontext von Renaturierung<br />

einer Wissenschaft zu übertragen, die im Kreise der biologischen Disziplinen Anerkennung findet.<br />

A. D. Bradshaw spricht von einem „acid test for ecology“ in der Renaturierungspraxis, womit er ihr<br />

Anrecht auf Wissenschaftlichkeit verdeutlichen will (Jordan et al. 1990: 23-29). Wenn die<br />

Renaturierungspraxis Erfolg <strong>und</strong> Effizienz erreichen will, muss sie eine Wissenschaft sein<br />

(Bradshaw 1993). Nach Steve Packard 1 sei Ökosystemrenaturierung die Wissenschaft des<br />

„unkontrollierten Experimentierens“ sowie des „Lernens durch Ausprobieren“, um zwischen<br />

konkurrierenden ökologischen Theorien auszuwählen (Restoration and Management Notes 1988 in<br />

Gross 2002: 28).<br />

Die Entwicklung der Renaturierungsökologie verlief national <strong>und</strong> international verschieden (Zerbe<br />

et al. 2008: Kap. 1.2). In Mitteleuropa begannen erste Renaturierungsvorhaben in den 1980ern,<br />

insbesondere von Fließgewässern <strong>und</strong> Mooren. Daran an schloss sich der ökologische Waldumbau<br />

bzw. die Entwicklung naturnaher Waldökosysteme. Derzeit liegt ein weiterer Fokus auf der<br />

Renaturierung stark gestörter Landschaften wie Bergbaufolgelandschaften, Truppenübungsplätzen<br />

<strong>und</strong> urban-industriellen Ökosystemen.<br />

William R. Jordan, der den Begriff der „Renaturierungsökologie“ prägte, war 1988 Mitbegründer<br />

der international agierenden Gesellschaft für Ökosystemrenaturierung – der Society for Ecological<br />

Restoration, kurz SER (vgl. SER Europe für Europa) (Gross 2002: 28). Die gemeinnützige<br />

Organisation hat inzwischen Mitglieder in 37 Ländern. Ihre offizielle Publikation ist die<br />

wissenschaftlich ausgerichtete Zeitschrift „Restoration Ecology“, von der 1993 die erste Ausgabe<br />

erschien. Ab dem Jahr 2001 sind darin erste Artikel zu lesen, die als „Hilferufe“ der akademischen<br />

Seite bezüglich der Einbindung des kulturellen <strong>und</strong> sozialen Hintergr<strong>und</strong>es in<br />

Renaturierungsprojekte gedeutet werden können. Darüber hinaus werden weitere internationale<br />

wissenschaftliche wie auch eher praxisorientierte Zeitschriften zum Thema<br />

Ökosystemrenaturierung bzw. Renaturierungsökologie (Zerbe et al. 2008: Kap. 1.2) <strong>und</strong> für<br />

regionale sowie ortspezifische Renaturierungsvorhaben seit 2002 etliche Handbücher<br />

veröffentlicht.<br />

In Deutschland existieren hingegen keine eigenständigen wissenschaftlichen Gesellschaften <strong>und</strong><br />

Zeitschriften (ebd.). Im Jahr 1997 wurde allerdings in der Gesellschaft für Ökologie der<br />

Arbeitskreis „Renaturierungsökologie“ eingerichtet, der jährlich stattfindet. Ebenso wenig gibt es<br />

hierzulande bislang keine eigenständigen Studiengänge zur Renaturierungsökologie, obwohl das<br />

Arbeitsfeld schon fester Bestandteil der Lehre innerhalb der Biologie, Ökologie,<br />

Landschaftsökologie, Landschaftsplanung <strong>und</strong> des Umweltmanagements an zahlreichen<br />

Universitäten <strong>und</strong> Fachhochschulen geworden ist.<br />

1 Packard leitete 1977 in den USA das erste Renaturierungsprojekt unter der ausschließlichen Teilnahme von<br />

Laien – Freiwilligen <strong>und</strong> betroffenen Einwohnern.

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