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Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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Debatte über ethische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

(d) Die eigenen „Projekte“ des Landes – um den Begriff Plumwoods 11 auszuborgen –<br />

werden in die Darstellung aufgenommen.<br />

(a) Es ist nicht hilfreich, eine zerstörte Landschaft – wie z.B. ein ehemals militärisch genutztes<br />

Gelände – unberührt zu lassen, da manche durch den Menschen verursachte Störungen so wenig<br />

mit natürlichen Prozessen gemein haben, dass ein Nicht-Eingreifen zu großen Nachteilen aufseiten<br />

der menschlichen Gesellschaft führen würde. Außerdem kann sich ein Ökosystem durch invasive,<br />

vom Menschen eingeschleppte Arten nie so entwickeln, wie es sich natürlicherweise entfaltet hätte.<br />

Einheimische Arten würden ohne Eingriff verloren gehen. Diese Eingriffe umfassen frühere<br />

menschliche Handlungen <strong>und</strong> deren Folgen für Ökosysteme. Sie erfordern von Menschen, ihre<br />

Aufmerksamkeit, Neugier <strong>und</strong> Sorge für die „Heilung“ der Natur aufzubringen.<br />

(b) Das primäre Ziel der Renaturierung sollte sein, die „Ges<strong>und</strong>heit“ des Landes zu erreichen. Das<br />

geschieht, im Sinne Aldo Leopolds, indem es befähigt wird, sich aus sich selbst heraus zu<br />

regenerieren.<br />

(c) Um erfolgreich zu renaturieren, müssen wir begreifen, dass wir nicht alles wissen können,<br />

unsere Technologie nicht vollkommen ist. Insofern sollen wir vom Land lernen, welches wir<br />

renaturieren wollen. Denn bezeichnend für die Rolle der Natur ist es, zu „wissen“ wie sie<br />

Ökosysteme renaturiert.<br />

(d) Nach Val Plumwood erfordert die Idee, Natur zu respektieren, dass sie als ein stetig präsenter<br />

„Akteur“, der zu unserem täglichen Leben beiträgt, anerkannt wird (Ladkin 2005: 216). Diese<br />

Anerkennung bezieht sich auf die Natur als ein „unabhängiges Wertezentrum“, als ein „Schöpfer<br />

von Projekten“, der unseren Respekt verdient.<br />

Bei vielen Autoren findet sich der Begriff der „Heilung“. Jordan spricht von einer aktiven<br />

„Heilung“ von Systemen (Cowell 1993: 22). Carolyn Merchant zufolge erkennt Renaturierung an,<br />

dass, solange Menschen ein Teil der Natur sind, sie auch mehr Vermögen haben, diese zu<br />

verändern als andere Arten (ebd.: 27). Verantwortungsvoll <strong>und</strong> mit einem ethischen Bewusstsein<br />

„heilt“ der Mensch das, was geändert oder beschädigt wurde <strong>und</strong> kreiert dadurch eine neue<br />

Zukunft. Die Idee der Renaturierung sollte sein, „verw<strong>und</strong>ete“ Natur zu „heilen“ (Lo 1999: 266).<br />

Die in ihrem Buch „In Service of the Wild“ 12 über Renaturierungserfolge in den USA <strong>und</strong> in Indien<br />

berichtende <strong>und</strong> mit Steve Packard zusammen tätige Stephanie Mills formuliert es so: „Restoration<br />

is about accepting the brokenness of things, and investigating the emergent property of healing”<br />

(zit. Ladkin 2005: 203). Donna Ladkin geht davon aus, dass der Mensch den Ort „heilt“, an dem er<br />

sich zuhause fühlt (ebd.: 207). Dafür wählt sie den Begriff „re-inhabitation“. Er drückt eine intime<br />

Mensch-Natur-Beziehung aus, in welcher die Menschen einen Sinn für den Ort <strong>und</strong> eine<br />

11 Plumwood, V. (2002): Environmental Culture: The Ecological Crisis of Reason. – London: Routledge.<br />

12 Mills, S. (1995): In Service of the Wild: Restoring and Reinhabiting Damaged Land. – Boston: Beacon<br />

Press.

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