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Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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als ein offenes System, dessen Teil auch der Mensch mit seiner Kultur ist (Großklaus & Oldemeyer<br />

1983). Dies wird bspw. auch in der Definition der Arbeit deutlich, welche die Gesellschaft <strong>und</strong> die<br />

Natur im Systemzusammenhang nennt.<br />

Der Mensch kann sich erkennend (theoretisch), handelnd (technisch-praktisch) oder reflektierend<br />

(ästhetisch) auf die Natur berufen (Korff et al. 1998: 728). Im Zuge der ökologischen Krise nimmt<br />

er nun auch eine moralisch-praktische Einstellung ihr gegenüber ein (ebd.: 732f.). Durch die<br />

ökologische Krise ist eine Rückkehr zu Vorstellungen von Endlichkeit, Verletzlichkeit <strong>und</strong><br />

Einmaligkeit festzustellen. Heutzutage erfährt der Gedanke der Natur als Schöpfung im<br />

Zusammenhang ökologischer Überlegungen neuen Aufschwung, denn nur die „Scheu vor der<br />

Verletzung eines Heiligen“ (zit. Jonas 1979: 57 in ebd.: 730) werde uns vom jetzigen Raubbau an<br />

der Natur abbringen.<br />

Die außermenschliche Natur kann als ein gradueller Begriff oder Skalenbegriff verstanden werden<br />

(Ott 2008: Kap. 15.5.3). Er bewegt sich zwischen zwei Polen – der „absoluten Wildnis“, die kaum<br />

noch vorhanden ist, <strong>und</strong> dem „puren Artefakt“, das nicht existieren kann, da alles aus natürlichem<br />

Material hergestellt ist. Dazwischen sind renaturierte Ökosysteme verschieden auf der Skala<br />

positioniert. Sie können durchaus in den Bereich der „relativen sek<strong>und</strong>ären Wildnis“ vordringen.<br />

Ein abgestufter Naturbegriff trägt zum Verständnis der vorliegenden Arbeit bei, da sie sich mit der<br />

vom Menschen überformten Natur beschäftigt.<br />

3.3 <strong>Begründungen</strong> von Befürwortern der Ökosystemrenaturierung<br />

Unter den Befürwortern von Renaturierungsprojekten gibt es sowohl Anthropozentriker als auch<br />

Physiozentriker, deren Ziele prinzipiell ökologische sind, aber genauso ökonomische, soziale,<br />

kulturelle, politische <strong>und</strong> moralische Bestrebungen sein können. Sie erkennen die<br />

Renaturierungsthese an, welche die Gleichwertigkeit der ursprünglichen Landschaft im Vergleich<br />

zur renaturierten Landschaft verheißt. Die Renaturierungsthese findet sich im Wortlaut bei Robert<br />

Elliot 1995: 76: „Any loss of value is merely temporary and […] full value will in fact be restored.<br />

[…] The destruction of what has value is compensated for by the later creation (recreation) of<br />

something of equal value.“ Ihr zufolge kann der volle Wert eines Teils der natürlichen Umwelt zu<br />

irgendeiner gegebenen Zeit ganz von seinen Elementen abgeleitet werden, die repliziert,<br />

reproduziert oder wiederhergestellt werden können (Elliot 1994b: 135f.). Die These impliziert<br />

daher die Verweigerung der scharfen Trennung zwischen dem Menschlichen <strong>und</strong> Natürlichen<br />

(Gunn 1991: 296).<br />

Bei einem funktionierenden ökologischen Gleichgewicht ist die historische Kontinuität einer<br />

Landschaft demnach irrelevant (Scherer 1995: 364). Selbst wenn diese verloren ist, besteht oft die<br />

Möglichkeit, das interaktive Gleichgewicht durch Renaturierung wiederherzustellen, indem vorige<br />

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