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Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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Truppenübungsplätze im Kontext von Renaturierung<br />

2.1.2 Abgrenzung des Verb<strong>und</strong>es von Naturschutz <strong>und</strong> Ökologie<br />

Naturschutz wurde ursprünglich in Deutschland als Erhaltung (Konservierung) aufgefasst (Zerbe et<br />

al. 2008: Kap. 1.5). Gemäß dem B<strong>und</strong>esnaturschutzgesetz (BNatSchG) kann er abwehrend (z.B.<br />

Vermeidungsgebot), bewahrend (z.B. durch Schutzgebietsausweisung) oder entwickelnd (mit<br />

vielfältigen Instrumenten) durchgeführt werden. Zum entwickelnden Naturschutz ist<br />

Ökosystemrenaturierung zu zählen (Brux et al. 2001: 15).<br />

Es gibt keine gängige Definition für Naturschutz (Zerbe et al. 2008: Kap. 1.5). Die Welt-<br />

Naturschutz-Organisation (IUCN 2000 in ebd.) erklärt zwar eine Vielzahl von Naturgütern wie<br />

Arten, Habitate, Ökosysteme <strong>und</strong> ökologische Prozesse zu Schutzgütern, lässt aber ungeklärt, unter<br />

welchen Zielvorgaben mit ihnen umgegangen werden soll. Naturschutzziele sind untereinander<br />

weder logisch noch kausal verknüpft, was problematisch ist. Fest steht jedoch, dass, im<br />

Unterschied zur wissenschaftlich betriebenen Ökologie, Naturschutz einen Bereich darstellt, der<br />

wesentlich von ehrenamtlichem Engagement geprägt wurde. Die emotionalen Motive seiner<br />

Akteure sind sehr bedeutsam. Naturschutz ist daher ein sozial motiviertes Phänomen.<br />

Zur Anwendung ökologischer Erkenntnisse bedarf es im Naturschutz normativer Elemente (Ziele,<br />

Werte, Normen u.a.), welche die Ökologie als wertfreie Wissenschaft nicht bereitstellen kann<br />

(Jessel 1996 <strong>und</strong> Haaren et al. 2001 in Brux et al. 2001: 7). Verschiedene Disziplinen haben sich<br />

entwickelt, die diese Trennung zu durchbrechen versuchen, darunter Renaturierungsökologie. In<br />

der Renaturierungsökologie werden auch planungstheoretische, rechtliche <strong>und</strong> sozioökonomische<br />

Aspekte einbezogen, welche die Einbindung von ökologischem Fachwissen in gesellschaftliche<br />

Entscheidungsprozesse beeinflussen (Zerbe et al. 2008: Kap. 1.5). Aus den Leitbildern<br />

„Nachhaltigkeit“, „Erhaltung der Tragekapazität“ <strong>und</strong> „Ressourcenschonung“ kann ein<br />

gewissermaßen moralischer Anspruch auf die Wiederherstellung zerstörter Habitate begründet<br />

hergeleitet werden.<br />

Die Abbildung 1 veranschaulicht die essentielle Brückenfunktion der Renaturierungsökologie<br />

zwischen der Wissenschaft (der Ökologie <strong>und</strong> ihrer Teildisziplinen) sowie der Praxis (dem<br />

Naturschutz <strong>und</strong> der Planung) (ebd.). Auf Gr<strong>und</strong> dessen ist Renaturierung mehr als „angewandte<br />

Ökologie“, sondern beinhaltet diverse praktische Ebenen, die auch normative Tatsachen<br />

berücksichtigen <strong>und</strong> den Arbeitsfeldern der Landschaftsplanung <strong>und</strong> der guten<br />

naturschutzfachlichen Praxis entsprechen. Insofern offeriert die Renaturierungsökologie das zur<br />

Planung nötige Wissen um ökologische Zusammenhänge, da die Wiederherstellung von zerstörten<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung von gestörten Systemen ohne Kenntnis ökosystemarer Funktionen nicht oder<br />

erschwert zu erreichen ist. Sie erforscht Schlüsselkonzepte der Ökologie wie bspw. Sukzession,<br />

Störung oder Diversität <strong>und</strong> macht sie für die Anwendung in Naturschutz <strong>und</strong> Landschaftsplanung<br />

nutzbar (ebd.: Kap. 1.6), weshalb Ökosystemrenaturierung zielgerichtet arbeitet. Daher<br />

repräsentiert Renaturierungsökologie ein Bindeglied zwischen Wissenschaft <strong>und</strong> den normativen

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