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Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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Diskussion der Ergebnisse<br />

15.6.2): Renaturierungsökologie „links engagement in nature with respect for nature“ (Spencer<br />

2007: 422 in ebd.).<br />

Wenn in der Ökosystemrenaturierung sowohl der partizipative als auch der intrinsisch wertvolle<br />

Aspekt zusammentreffen, verändert diese Praxis wahrscheinlich neben der äußeren Natur auch die<br />

Wertvorstellungen <strong>und</strong> Anschauungen der beteiligten Personen (ebd.). Als „focal practice“ wäre<br />

Renaturierungsökologie wahrscheinlich sogar transformativ. Bryan Norton (1987 in ebd.) hat die<br />

Kategorie transformativer Werte in die naturethische Werttheorie eingebracht. Die Erfahrung<br />

transformativer Werte verändert das gesamte übrige Wertesystem von Personen oder Gruppen auf<br />

eine moralisch begrüßenswerte Weise. Dieses Verständnis von Renaturierungsökologie ist auf<br />

keinen Fall unwissenschaftlich, da die ökologische Wissensbasis durch die transformative<br />

Gr<strong>und</strong>haltung nicht abgewandelt wird.<br />

Ob die Wertvorstellungen <strong>und</strong> Einstellungen der befragten Akteure durch ihr Handeln transformiert<br />

wurden, konnte im Rahmen dieser Erhebung nicht untersucht werden <strong>und</strong> bildet den<br />

Ausgangspunkt für weitere Studien. Zwar kann gesagt werden, dass das Renaturierungsprojekt<br />

Wildgehege Glauer Tal auch durch ehrenamtliche Arbeit – derjenigen der Vereinsmitglieder –<br />

eingerichtet wurde <strong>und</strong> die Mehrheit der Befragten sich derzeit ehrenamtlich engagiert. Weiterhin<br />

sind bis auf ein Ausscheiden die Mitarbeitenden des Fördervereins noch dieselben wie am Anfang<br />

(Roswitha Schmidt, LFV, mdl. 19.11.2007). Jedoch kann nicht bestätigt werden, dass ihre Tätigkeit<br />

(positiven) Einfluss auf ihren Charakter hatte.<br />

Drei Akteure halten es für sinnvoll, wie u.a. von Robert Elliot vorgeschlagen wird (1995: 80f.),<br />

Parallelen zwischen Renaturierungspraxis <strong>und</strong> Kunstprodukten zu ziehen, um sich somit in die<br />

umweltethische Debatte einzuschalten. Dadurch könne eine höhere Sicherheit für die praktischen<br />

Maßnahmen gewonnen werden, meint der Vereinsmitbegründer BT 6. Elliot setzt Renaturierung<br />

mit einer Kunstfälschung gleich. Eric Katz stimmt ihm zu: Renaturierungen seien der Versuch „to<br />

fake nature“ (1996: 223). Allerdings sollte ein Ökosystem nicht mit einem statischen Kunstwerk<br />

wie einem Gemälde oder einer Zeichnung, sondern mit einem dynamischen Kunstwerk bspw.<br />

einem Musik- oder Tanzstück verglichen werden. Schließlich sind Ökosysteme in einem ständigen<br />

Wandel begriffen. Der Befürworter von Renaturierung Donald Scherer pflichtet ihm bei (1995:<br />

364f.). Allerdings sind bspw. Opernarien für ihn nicht weniger authentisch, wenn sie von einem<br />

Sänger aus einem anderen Kulturkreis <strong>und</strong> einem anderen Land vorgetragen werden im Gegensatz<br />

zu Katz, für den die historische Kontinuität somit nicht mehr gewahrt wäre. Alastair Gunn macht<br />

hingegen deutlich, dass der entscheidende Unterschied zwischen Natur <strong>und</strong> Kunst ist, dass einem<br />

Kunstprodukt ein Plan <strong>und</strong> Design vorangestellt sind, während dies für Natur nicht zutrifft (1991:<br />

302). Yeuk-Sze Lo <strong>und</strong> Robert Chapman lehnen den von Renaturierungsgegnern vorgebrachten<br />

Vorwurf ab, renaturierte natürliche Entitäten seien Artefakte (Lo 1999: 256-259 <strong>und</strong> Chapman<br />

2006: 464). Artefakte würden entworfen, was im Unterschied zu Kopien, die sich streng an eine<br />

bestimmte Vorlage halten, Neuartigkeit erfordert. Renaturierte natürliche Entitäten sollen sich aber

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