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Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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Diskussion der Ergebnisse<br />

Wertminderung anzumahnen (Groß 2001: 236.). Die Debatte darüber führte so weit, dass die Kritik<br />

am menschlichen Wirken auf Natur ins Leere lief, da einerseits das unumkehrbare „Ende der<br />

Natur“ (McKibben 1989 in ebd.) propagiert wurde <strong>und</strong> andererseits Natürlichkeit durch<br />

Naturschutzmaßnahmen eingefordert wurde. Wenn nicht klar ist, worum man noch kämpft – da die<br />

unberührte Natur nicht mehr existiert – dann wäre die Verfolgung vom Schutz der Natur sinnlos,<br />

weil fraglich ist, was geschützt werden soll. Der Begriff der Nachhaltigkeit umschließt aber diese<br />

konservatorische Perspektive. Der Schutz der Natur an sich in ihrem intrinsischen Wert kann daher<br />

gar nicht mehr Ziel sein, sondern viel eher, die ökologische Nische des Menschen in der Natur<br />

bewohnbar zu halten. Ein anderer Befragungsteilnehmer zieht dagegen die Möglichkeit einer<br />

unbeeinflussten Landschaft in Erwägung <strong>und</strong> sagt aus, dass diese in der Regel wesentlich höhere<br />

Qualitäten in Bezug auf Artenausstattung <strong>und</strong> Naturnähe vorweisen kann. Für den Akteur BT 10<br />

liegt die Schwierigkeit in der Messung des Erfolges eines Renaturierungsprojektes: Da die<br />

Meinungen über den Erfolg aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Interessen u.a. derjenigen, in das<br />

Projekt Eingeb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> denjenigen, von dem Projekt Betroffenen verschieden ausfallen<br />

werden, ist es schwer, im Vergleich mit einem renaturierten Gebiet die (annähernde)<br />

Gleichwertigkeit einer unbeeinflussten Landschaft zu bestätigen. Ungeklärt seien u.a. geltende<br />

Maßstäbe. Zumindest rein ökologisch betrachtet, liegen jedoch gültige Maßstäbe für eine<br />

erfolgreiche Renaturierung durch den SER vor (s. Kap. 2.1.5), an denen sich die Personen, welche<br />

in ein Renaturierungsprojekt eingeb<strong>und</strong>en sind, orientieren können. Insgesamt kann zu der<br />

Problematik gesagt werden, dass die Durchsetzbarkeit von ökologisch begründeten Zielen desto<br />

leichter erscheint, je mehr diese sich mit anderen gesellschaftlich akzeptierten Zielen wie bspw.<br />

Gefahrenabwehr, ökonomisches Interesse oder Erhöhung der Lebensqualität decken (Zerbe et al.<br />

2008: Kap. 1.7). Da die Ökologie kein „gut“ oder „schlecht“ kennt, ist eine Bewertung in der<br />

Renaturierungsökologie nach einem reproduzierbaren Bewertungssystem umso notwendiger (z.B.<br />

Winterhalder et al. 2004 in ebd.). In der Hinsicht muss es einen andauernden gesellschaftlichen<br />

Diskurs darüber geben, wie die Natur gestaltet wird <strong>und</strong> in welcher es sich am besten leben lässt,<br />

denn sie ist, genauso wie die Gesellschaft, in ständiger Bewegung (Groß 2001: 238, zur Bewegung<br />

als Gr<strong>und</strong>phänomen der Natur vgl. auch Korff et al. 1998: 713).<br />

6.2 <strong>Umweltethische</strong> Motive<br />

Anhand der Leitfrage 2 soll überprüft werden, ob sich bei den im Rahmen dieser Arbeit befragten<br />

Akteuren umweltethische Motive für ihr Tun auffinden lassen.<br />

Aus den Angaben der Befragten wird ersichtlich, dass der Umweltethik für die<br />

Renaturierungspraxis mehrheitlich keine große Bedeutung eingeräumt wird. Mehr als die Hälfte<br />

der Praktiker wissen, was der Begriff „Umweltethik“ ausdrückt, während nur ein Akteur mit

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