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Umweltethische Begründungen und praktisches Akteursverständnis ...

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8. Zusammenfassung<br />

Zusammenfassung<br />

Den Hintergr<strong>und</strong> dieser Arbeit bildet die ethische Auseinandersetzung mit<br />

Ökosystemrenaturierung, einer mittlerweile als etabliert geltenden Praxis im Bereich des<br />

entwickelnden Naturschutzes. Von Seiten der Kritiker der Praxis werden Vorwürfe erhoben, die<br />

sich auf eine Minderung im Wert, herrschaftsorientierte Einstellung, willkürliche Planung oder<br />

einen sorglosen Umgang mit Natur durch Renaturierung beziehen. Befürwortende Stimmen, die<br />

den Menschen wie selbstverständlich als Teil der Natur betrachten, stellen den Beitrag von<br />

Ökosystemrenaturierung zur Beseitigung von Schäden der Vergangenheit, zur nachhaltigen<br />

Entwicklung, Schaffung sozialer Netze durch das gemeinsame naturschützerische Handeln <strong>und</strong> zur<br />

positiven Veränderung unseres Wertesystems heraus.<br />

In der vorgelegten Arbeit wird mittels einer empirischen Untersuchung erstmalig die praktische<br />

Relevanz der kontroversen <strong>Begründungen</strong> zur Ökosystemrenaturierung geprüft. Dazu wurde eine<br />

sozialwissenschaftliche Methode angewendet: der quantitativ <strong>und</strong> in Teilen qualitativ ausgerichtete<br />

Fragebogen. Die Befragungsteilnehmer waren zehn Akteure des Renaturierungsprojektes<br />

Wildgehege Glauer Tal im Landkreis Teltow-Fläming in Brandenburg, von denen zwei<br />

Naturschützer aus Gründen, die unabhängig vom Projekt waren, bereits ausgeschieden sind. Bei<br />

der Untersuchung wird insbesondere den Fragen nach den Positionen zu Ökosystemrenaturierung<br />

<strong>und</strong> dem Vorhandensein umweltethischer Motive aufgr<strong>und</strong> der Ausübung der Praxis<br />

nachgegangen. Zudem wird überprüft, welches die Kriterien sind, die das Wildgehege Glauer Tal<br />

als eine Renaturierungsmaßnahme auszeichnet.<br />

Durch die Auswertung der Ergebnisse wird offenbar, dass die Einstellungen der Akteure zur Praxis<br />

der Ökosystemrenaturierung im Wesentlichen erwartungsgemäß sind. Menschliche Willkür <strong>und</strong> ein<br />

technizistisches Naturverständnis bei Eingriffen werden mehrheitlich abgewiesen. Außerdem sehen<br />

die meisten der Befragungsteilnehmer axiologische Gründe als am ehesten in der Praxis<br />

gerechtfertigt, <strong>und</strong> immerhin zwei Akteure finden das Argument eines Alibis durch ausgleichende<br />

Renaturierungsmaßnahmen bedenkenswert. Die Hälfte der Akteure nimmt teils eine<br />

Wertsteigerung durch eine renaturierte Landschaft, teils aber auch einen höheren Wert einer<br />

weitgehend ungestörten Landschaft an.<br />

Die Ergebnisse in Bezug auf eine mögliche umweltethische Motivation zeigen, dass die Mehrheit<br />

der befragten Akteure dem Beitrag der Umweltethik zur Ökosystemrenaturierung skeptisch<br />

gegenübersteht. Sie begründet dies mit der fehlenden zusätzlichen Relevanz <strong>und</strong> der Befürchtung<br />

von zu theoretischen Rechtfertigungen. Einzig ein Teilnehmer der Befragung bescheinigt der<br />

Umweltethik einen wichtigen <strong>und</strong> notwendigen Einfluss auf Ökosystemrenaturierung. Daran<br />

erinnert wird durch ihn, dass sich Naturschutz aus einer ethischen Haltung herleitet. Anhand dieser<br />

Aussage <strong>und</strong> der Tatsache, dass eine umweltethische Motivation für das Handeln der Akteure in

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