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epd Dokumentation online - Der Deutsche Koordinierungsrat der ...

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Mekkas ab, immer schneller, trotzdem die Rauchluft<br />

das Sprechen nicht erleichterte; ich ließ nach Muhammeds<br />

Tod manches weg, was ich hatte sagen<br />

wollen, sagte immerhin über arabische Philosophie<br />

(und auch über arabische Geschichtswissenschaft)<br />

das Wesentlichste, auch über Verhältnis zur Scholastik<br />

und machte den Schlußpunkt bei Nicolaus v.<br />

Cues‘ »Wi<strong>der</strong>legung des Korans«.<br />

Nachdem ich die Araber so geistig umgebracht<br />

hatte, ließ ich sie auch politisch von den Türken<br />

umbringen, skizzierte ganz rasch das Neue <strong>der</strong><br />

türkischen Politik (Eintreten ins europäische System<br />

– stets Bundesgenosse <strong>der</strong> einen Partei –, und so<br />

heute unser Bundesgenosse). Die schwere Zukunftsaufgabe<br />

unserer Politik: das was das Schwert<br />

geschaffen hat mit <strong>der</strong> verstehenden Liebe zu erhalten<br />

und zu befestigen. ...Tableau! Ich hatte eine<br />

Stunde gesprochen; also: ich kann es. Was ich noch<br />

lernen muß, ist das genaue Abschätzen <strong>der</strong> Zeit,<br />

wenigstens für solche einmaligen Vorträge; eine<br />

Vorlesung in mehreren Stunden würde ich schon<br />

jetzt »können«. Also ich war sehr zufrieden. Wie<strong>der</strong>um<br />

Männchen. Shakehand von Exzellenz, <strong>der</strong> sich<br />

im Namen aller bedankte und hoffte, mich bald wie<strong>der</strong><br />

hier zu hören ... .<br />

Kurzum, vom Drum und Dran abgesehen, war es<br />

einer <strong>der</strong> wichtigsten Tage meines Lebens, einer<br />

von denen wo man sieht, daß das N. T. ganz recht<br />

hat: man solle nur nach dem »Reich Gottes« trachten,<br />

dann werde einem »alles an<strong>der</strong>e« von selbst<br />

zufallen [Mt 6,33]. Ich doch stets nur Erkennen<br />

gewollt, und nun kann ich ganz von selbst auch<br />

Reden. Dabei bin ich ziemlich sicher, daß ich noch<br />

heute bei einem Damentoast genau so stecken<br />

bleibe wie vor bald vierzehn Jahren.<br />

I.7 [278] An Martin Buber, undatiert;<br />

vermtl. August 1919<br />

Sehr verehrter Herr Doktor, Sie werden sich vielleicht<br />

meiner noch entsinnen von einem Besuch, den<br />

ich Ihnen im Frühjahr 1914 machte, etwa auch später<br />

von meiner kleinen Flugschrift Zeit ists, die Ihnen<br />

ja vor dem Druck vorgelegen hat. Als Sie mich damals<br />

1914 bei o<strong>der</strong> nach jenem Besuch zur Mitarbeit<br />

an dem damals beabsichtigten zweiten Jahrbuch<br />

Vom Judentum auffor<strong>der</strong>ten, traf mich diese<br />

Auffor<strong>der</strong>ung unvorbereitet; ich folgte ihr zwar, war<br />

aber wohl zufrieden als mir mein Beitrag damals<br />

zurückgeschickt wurde; denn so deutlich mir die<br />

Richtung feststand, in <strong>der</strong> ich gehen würde, so unreif<br />

und zur Veröffentlichung ungeeignet schien mir<br />

selber alles was ich damals etwa hätte sagen können.<br />

Brief und Gespräch waren mir damals und noch<br />

auf Jahre hin die einzig angemessene Gelegenheit<br />

<strong>epd</strong>-<strong>Dokumentation</strong> 10/2007 63<br />

mich zu äußern. Zum Druck glaubte ich auf lange<br />

hinaus nichts geben zu dürfen.<br />

Wi<strong>der</strong> mein Erwarten hat sich dieser Zustand plötzlich<br />

geän<strong>der</strong>t. In den letzten Monaten des Kriegs<br />

und in den ersten <strong>der</strong> Revolution, August 18 bis<br />

Februar 19, entbanden sich die aufgesammelten<br />

Kräfte in einem größeren systematischen Buch. Als<br />

ich es nie<strong>der</strong>geschrieben hatte, war mir die Notwendigkeit<br />

es zu veröffentlichen ebenso deutlich wie<br />

ich den Gedanken während des Schreibens entschieden<br />

abgewiesen hatte. Es ist nun mein<br />

Wunsch, das Buch in einem Rahmen erscheinen zu<br />

lassen, <strong>der</strong> es schon äußerlich als das kennzeichnet,<br />

was es nach meiner Absicht werden sollte und<br />

hoffentlich auch geworden ist: ein jüdisches Buch.<br />

Diesen Rahmen scheinen mir nur zwei Verlage zu<br />

bieten: <strong>der</strong> Jüdische Verlag und Löwit. ... An<strong>der</strong>erseits<br />

verkenne ich nicht, daß auch die beiden genannten<br />

Verlage Hemmungen haben werden; eben<br />

insofern sie parteizionistisch und nicht jüdisch<br />

schlechtweg sind; ....<br />

So fürchte ich, ich werde schließlich doch gezwungen<br />

sein, bei einem deutschen Verlag unterzuschlüpfen,<br />

– wenn Sie nicht ein gutes Wort für mich<br />

einlegen können. Ob Sie das können, hängt ja nun<br />

freilich davon ab, wie Sie mein Buch beurteilen. Ich<br />

bin mir einer günstigen Beurteilung bei Ihnen gar<br />

nicht sicher. Denn soviel ich sehe, liegt die ganze<br />

Art und Richtung meiner Arbeit <strong>der</strong> Ihren ziemlich<br />

fern. ...<br />

Es würde sich also mehr darum handeln, ob Sie<br />

eine objektive Notwendigkeit sehen, daß die Ansicht,<br />

die ich vortrage, als eine jüdische Ansicht in<br />

die Öffentlichkeit tritt, nicht darum, ob Sie diese<br />

Ansicht selbst billigen.<br />

Ich bitte Sie also um Erlaubnis, Ihnen das Manuskript<br />

zuzuschicken. Es ist keine kleine Bitte. Denn<br />

es hat annähernd den Umfang des ersten Buches<br />

<strong>der</strong> Welt als Wille und Vorstellung. Aber an<strong>der</strong>erseits<br />

werden Sie einen Eindruck auch schon beim Durchblättern<br />

des Ganzen und durch das Lesen einiger<br />

Stücke gewinnen. Und da ich mir schließlich sage,<br />

daß Sie das gedruckte Werk eines Tages doch lesen<br />

würden, – denn es wird wie ich glaube im Laufe<br />

<strong>der</strong> Jahre seine Kreise ziehen-, so scheint mir die<br />

Bitte, vorweg Kenntnis davon zu nehmen, nicht so<br />

kühn, wie sie sonst wäre.<br />

Und zugleich glaube ich Ihnen versichern zu können,<br />

daß ich nur dies eine Mal eine <strong>der</strong>artige Bitte an Sie<br />

stellen werde. Denn ich werde nicht wie<strong>der</strong> etwas<br />

<strong>Der</strong>artiges schreiben. Ich habe das unabweisliche<br />

Gefühl, daß ich hier die Summe meines geistigen

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