IV - CCA Monatsblatt
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Über die ungarische Sprache<br />
Noch vor wenigen Monaten hielt ich mich für einen Menschen, dessen Stärke<br />
im Erlernen von Sprachen liegt. Diese Selbsteinschätzung musste ich leider über<br />
Nacht umstoßen und Schuld daran ist einzig und allein das Land, in dem ich<br />
jetzt lebe: Magyarország. Nachfolgend möchte ich Ihnen ein paar Beispiele<br />
zeigen, die Sie vielleicht davon abhalten werden, den Sprachkurs „Ungarisch<br />
ohne Mühe“ aus dem Assimil-Verlag zu kaufen. Sie können sich das Material<br />
probeweise auch mal bei mir ausleihen…..<br />
Fangen wir beim Vokabular an. Ich möchte es nach zwei Monaten Budapest-<br />
Aufenthalt in drei Gruppen aufteilen. Das sind<br />
• Wörter, die man nach dem Erlernen der ungarischen Ausspracheregeln<br />
aus anderen Sprachen wieder erkennt und damit versteht<br />
• Wörter, die mir aufgrund meiner familiären Bindung zu Österreich<br />
bekannt sind und<br />
• Wörter, die man ganz einfach lernen muss<br />
Fangen wir bei der leichtesten Gruppe an. Dass „kávé“ Kaffee ist, erkennt man<br />
leicht. Was aber ist ein „szendvics“? Das ist natürlich ein Sandwich und wird<br />
genau so ausgesprochen. Und „paprika“ versteht jeder.<br />
Die Wörter der zweiten Gruppe sind bei entsprechender Vorbildung und auch<br />
einem gewissen Maße an Fantasie zu verstehen. Die österreichischen Paradeiser,<br />
(sprich: Tomaten) heißen hier „paradicsom“, die Johannisbeeren, die Ribisl,<br />
heißen in Ungarn „ribizli“ und für den Karfiol, den Blumenkohl, sagt man auch<br />
hier „karfiol“. Ebenso ist der Palatschinken im Wort „palacsinta“<br />
wiederzuerkennen Und sicherlich wissen sie nach kurzem Nachdenken auch,<br />
was der Ungar unter knédli, kifli, kuglóf, szosz oder virsli versteht. Soviel sei<br />
verraten: Alles hat mit Nahrung zu tun.<br />
Dass aber (jetzt komme ich zu den Wörtern der Gruppe 3) der Akkusativ<br />
tárgyeset heißt, das Sparbuch betétkönyv (daher habe ich hier keins) und meine<br />
Nichte eine unokahúg ist, halte ich für eine absichtliche Erschwernis, damit<br />
nämlich nicht Hinz und Kunz, sondern nur Leute, die es wirklich wollen, die<br />
ungarische Sprache erlernen. Selbst alltägliche Wörter, die einem eigentlich<br />
locker und spontan über die Lippen kommen sollten, wie zum Beispiel „Auf<br />
Wiedersehen“ erscheinen so kompliziert, dass man sich lieber nicht<br />
verabschieden möchte. Oder könnten Sie so ganz intuitiv einmal<br />
„viszontlátásra“ sagen? (Vergessen Sie bitte nicht, das „s“ wie „sch“ und das<br />
letzte „a wie ein offenes „o“ auszusprechen.) Und wenn ich im Hausflur einen<br />
Mitbewohner treffe, dann sind wir schon längst aneinander vorbei bevor mir im<br />
morgendlichen Tran „jó reggelt kivánok“ einfällt.<br />
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