4 : 2010 - marke41
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4 : <strong>2010</strong><br />
marke 41<br />
Service<br />
Tour d’horizon von Wolfgang K.A. Disch<br />
Dazu sind große Studien notwendig, welche parallel<br />
zur klassischen Marktforschung versuchen, einen<br />
Markterfolg bestimmter Produkte vorherzusagen.<br />
Unabhängig davon wird uns das Wissen aus der<br />
engen Zusammenarbeit von Konsumentenverhaltensforschung<br />
und Neurowissenschaften um die teilweise<br />
irrationalen menschlichen Verhaltensweisen in ökonomischen<br />
Fragen helfen, bessere Entscheidungen zu<br />
treffen.<br />
christian elger und Bernd Weber:<br />
Die rolle des Belohnungssystems in der Wahrnehmung von<br />
Produkten<br />
Das Ziel der neuroökonomischen Ansätze in der<br />
8. Markenforschung ist es, ein besseres Verständnis<br />
von Zuständen und Informationsverarbeitungsprozessen<br />
mit Hilfe von neurowissenschaftlichen Technologien<br />
und Theorien zu erlangen. Dadurch sollen die<br />
„wahren“ Bedürfnisse und Wünsche von Konsumenten<br />
besser verstanden werden. Die beschriebenen neuropsychologischen<br />
Ergebnisse des Expectation Biases<br />
dienen als Grundlage, warum Marken in den „Konsumentenköpfen“<br />
wirken.<br />
Bisher sind Markenmanager davon ausgegangen,<br />
dass starke Marken Assoziationen hervorrufen. Wie<br />
diese jedoch auf die Konsumerfahrung auf einer neuropsychologischen<br />
Ebene wirken, wurde bisher nicht<br />
untersucht. Vorherige neuroökonomische Studien<br />
konnten lediglich die Bedeutung von Marken als Präferenzsignal<br />
während des Entscheidungsprozesses<br />
herausstellen.<br />
Die hier vorgestellten neurowissenschaftlichen Studien<br />
konnten zeigen, dass Marken und dementsprechend<br />
erfolgreiches Markenmanagement einen Einfl uss<br />
auf die grundlegenden neuralen Verarbeitungsprozesse,<br />
die während der Konsumerfahrung ablaufen, haben.<br />
Hilke Plassmann und Jörg Niessing:<br />
expectation Bias als neuropsychologische grundlage des<br />
Markenmanagements<br />
Die Messungen der Gehirnaktivitäten zeigen, dass<br />
9. starke Marken beim Konsumenten anfänglich Gefühle<br />
der Belohnung, Freude und positive Assoziationen<br />
aktivieren und das Markenurteil in Richtung der<br />
Valenz der Emotion determinieren. Eine starke Marke<br />
besitzt die Kraft, sämtliche Aufmerksamkeit auf sich<br />
zu ziehen und eine einzigartige Identität im Gehirn<br />
des Konsumenten zu positionieren. Dieser Befund<br />
spricht dafür, dass Kaufentscheidungen bei starken<br />
Marken mit geringer kognitiver Kontrolle getätigt werden<br />
und die Markierung als Schutzschild bei Fehlent-<br />
scheidungen fungiert. Kaufentscheidungen bei schwachen<br />
Marken, die diese emotionale Kraft nicht besitzen,<br />
werden dagegen mit einer hohen kognitiven Kontrolle<br />
getätigt: Nicht das Gefühl, das durch eine Marke aktiviert<br />
wird, bestimmt die Kaufentscheidung, sondern<br />
die inhaltlichen kognitiven Argumente. Bei weniger<br />
bekannten Marken sind Konsumenten trotz einer<br />
Streuung positiver inhaltlicher Markenproduktinformationen<br />
mit einer vergleichsweise sehr hohen Entscheidungsschwierigkeit<br />
konfrontiert.<br />
Starke Marken werden im Vergleich zu schwachen<br />
oder unbekannten Marken vom Kunden weniger hinterfragt.<br />
Die mangelnde Auseinandersetzung mit kognitiven<br />
Produktinformationen lässt die Schlussfolgerung<br />
zu, dass Anbieter einer hoch emotionalen Marke<br />
weitaus weniger um Nachfrageverschiebungen als Folge<br />
von Preiskämpfen fürchten müssen.<br />
Andreas Herrmann und Julia Stefanides:<br />
Wechselspiel zwischen emotionalem und kognitivem<br />
Markenerlebnis – ergebnisse und implikationen einer<br />
neurowissenschaftlichen Studie<br />
Neuland wurde mit der neuronalen Messung der<br />
10. Marken-Emotionen betreten. Hier wurde durch<br />
die Dreiteilung in<br />
• Stufe 1: unbekannte Marken,<br />
• Stufe 2: schwache (bekannte, neutrale) Marken sowie<br />
• Stufe 3: starke (bekannte, emotionale) Marken<br />
quasi der Lernprozess beim Aufbau von Marken abgebildet.<br />
Ein solcher Vorgang lässt sich, wegen der Aufwändigkeit<br />
neuronaler Messungen und des entsprechend<br />
hohen Zeitbedarfs für Lernvorgänge,<br />
insbesondere für Konditionierungsprozesse, zurzeit<br />
kaum anders erfassen.<br />
Die neuronalen Messungen führten zu überraschenden<br />
Ergebnissen: Wenig überraschend ist zunächst, dass<br />
starke Marken auch starke Gefühle auslösen. Es ist allerdings<br />
überraschend, dass dies – neben dem etwas<br />
intensiveren Wissensabruf – der zentrale Unterschied<br />
zu schwachen Marken ist. Überraschend ist auch, dass<br />
schwache Marken im Vergleich zu starken Marken negative<br />
Emotionen auslösen. Dieses Ergebnis steht in<br />
deutlichem Widerspruch zu den herkömmlichen Emotionsmessungen,<br />
die sowohl in der Vorstudie als auch<br />
in der Begleitstudie zeigten, dass solche Marken hinsichtlich<br />
ihrer emotionalen Wirkung eher neutral bewertet<br />
wurden. Offensichtlich gibt es hier ein Messproblem<br />
bei klassischen Methoden, vor allem wenn es in<br />
den Bereich negativer Emotionen geht.<br />
franz-rudolf esch und Thorsten Möll:<br />
Wirkung von Markenemotionen – Neuromarketing als neuer<br />
verhaltenswissenschaftlicher Ansatz